Krankenhaushygiene: Bitte Hände desinfizieren!
20. September 2017"Saubere Hände - Sicheres Leben" - das könnte man als Didier Pittets Lebensmotto bezeichnen. Er hat Maßstäbe in der Krankenhaushygiene gesetzt, sodass jedes Jahr Millionen Menschenleben gerettet werden. Auf ihn gehen unter anderem die Handdesinfektionsspender zurück, die aus keinem Krankenhaus mehr wegzudenken sind. Pittet wird nicht müde, die Botschaft "Händewaschen" vehement und immer wieder zu propagieren.
Hygiene der Hände über alles
In Krankenhäusern und vor allem auf deren Intensivstationen lauern Keime. Solche Abteilungen sind Risikobereiche, in denen es häufig zu schweren Infektionen kommt. Patienten, die auf einer Intensivstation untergebracht sind, haben oft schwere Operationen hinter sich und ein entsprechend geschwächtes Immunsystem - ein leichtes Spiel also für Keime. Allein In Deutschland erkranken jährlich circa 500.000 Patienten an Krankenhausinfektionen. "Das entspricht in etwa so vielen Menschen, als würde jeden Tag ein Jumbo-Jet abstürzen", so Pittet.
Schluss mit Keimen
In Genf leitet der Professor die Abteilung für Krankenhaushygiene an den dortigen Universitätskliniken. Diesen Posten übernahm er vor genau 25 Jahren, 1992. Sein vordringlichstes Anliegen als neuer Direktor des Programms für Infektionskontrolle war es, die Hygienestandards zu verbessern und in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtig und unerlässlich saubere Hände sind. Das gilt für Ärzte genauso wie für Schwestern und Pfleger.
Die Vorschriften, die es gab, reichten nicht aus. Für diejenigen, die danach handeln und sich richten sollten, war klar, wie wichtig und richtig Hygieneregeln sind. Die Realität war eine andere. "Denken Sie an Autos und Sicherheitsgurte! Einen Sicherheitsgurt im Auto zu haben, heißt noch lange nicht, dass Sie ihn auch benutzen", sagt Pittet.
Neue Standards
Pittet entwickelte neue Hygienestandards entwickelt, mit einer zunächst etwas unkonventionellen Methode. Er setzte sich mit einem Klickzähler auf die Intensivstation und beobachtete dabei folgendes: Wenn sich beispielsweise eine Intensivschwester genau an die gängigen Vorschriften hielt, war sie fünfzig Prozent ihrer Zeit mit Händewaschen beschäftigt. Pittet hatte eine Lösung: alkoholische Desinfektionsmittel. Die wurden dem Personal zur Verfügung gestellt, und nun dauerte die Reinigung der Hände nur noch etwa zehn bis maximal 30 Sekunden. Es gab noch einen weiteren Vorteil: Die Flüssigkeit war keimtötend.
Dispenser wurden in den Krankenhäusern angebracht und Poster aufgehängt, auf denen gezeigt wurde, wie Handdesinfektion optimal durchgeführt werden kann. Die Infektionen mit MRSA, auch Krankenhausbakterie genannt, gingen daraufhin um mehr als 50 Prozent zurück und - es konnten erhebliche Kosten gespart werden.
Saubere Hände für die Welt
"Durch sein unermüdliches Engagement und seinen Enthusiasmus hat der Preisträger maßgeblich dazu beigetragen, dass sein 'Genfer Modell der Händehygiene' zum globalen Standard wurde", sagt Hubertus Erlen, Vorstandsvorsitzender der Robert-Koch-Stiftung.
Weltweite Bedeutung hatte die erfolgreiche WHO-Kampagne. "Clean Care is Safer Care", bei der Pittet Externer Leiter war und mit der zwischen fünf und acht Millionen Menschen vor lebensbedrohlichen Infektionen geschützt werden konnten.
Der Aktion folgten viele kleinere und nationale Kampagnen. 50 Länder nehmen daran teil. 177 Länder oder Regionen sind registriert und haben sich verpflichtet, Richtlinien zur Desinfektion der Hände fest in den klinischen Alltag zu übernehmen. Die Liste reicht von A wie Afghanistan bis Z wie Zimbabwe. Didier Pittet aber will noch weiterreichende Maßnahmen anstoßen. "Unser Ziel ist es", so der 60-jährige Preisträger, "dass sich unserer Kampagne jedes einzelne Krankenhaus auf der ganzen Welt anschließt."
Der Robert-Koch-Preis für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
Die Verbesserung der Umsetzung krankenhaushygienischer Maßnahmen und die Entwicklung neuer Strategien zur Therapie und Prävention von nosokomialen Infektionen sind daher dringend erforderlich. Deshalb hat die Robert-Koch-Stiftung 2013 den "Preis für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention" ins Leben gerufen. Ziel des Preises ist, beispielhafte Leistungen auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention sichtbar zu machen. Der Preis soll als Ansporn dienen, durch neue wissenschaftliche und anwendungsorientierte Projekte den Hygienestandard in unseren Krankenhäusern zu verbessern. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert. (Quelle: Robert-Koch-Stiftung)