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Bitterer EM-Auftaktsieg: Knieverletzung von Giulia Gwinn

4. Juli 2025

Bei der EURO 2025 gewinnen die DFB-Frauen zwar ihr Auftaktmatch gegen Polen, verlieren aber ihre Kapitänin. Zum dritten Mal in ihrer Karriere scheint bei Giulia Gwinn das Kreuzband gerissen zu sein.

Deutschlands Nationalspielerin Giulia Gwinn liegt nach einem Zweikampf verletzt am Boden und hält sich eine Hand vors Gesicht, die andere ans linke Knie
Verzweiflung bei DFB-Kapitänin Giulia Gwinn - sie muss die dritte schwere Knieverletzung ihrer Karriere fürchtenBild: Wunderl/BEAUTIFUL SPORTS/picture alliance

Gerade einmal 35 Minuten waren im ersten Vorrundenspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Polen bei der EURO 2025 absolviert, da lag DFB-Kapitänin Giulia Gwinn am Boden und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Minuten zuvor hatte sie mit vollem Einsatz im eigenen Strafraum einen Schussversuch von Polens Superstar Ewa Pajor abgeblockt und war dabei mit dem Knie im Rasen hängengeblieben.

Zwar kehrte die 26-Jährige nach kurzer Behandlungspause noch einmal auf den Platz zurück, doch schon nach wenigen Augenblicken musste sie sich eingestehen: Es geht nicht mehr. Sie legte sich im Mittelkreis auf den Rücken, hielt sich die Hände vors Gesicht und weinte.

Sichtlich geschockt eilten ihre Mitspielerinnen zu ihr, um zu trösten, wo es nichts zu trösten gab. Mal wieder war es eines ihrer Knie, dass die Ausnahme-Rechtsverteidigerin des FC Bayern München stoppt. Diesmal ausgerechnet zu Anfang einer EM, bei der die DFB-Frauen große Ziele haben.

Dritter Kreuzbandriss der Karriere?

Im September 2020 erlitt Gwinn im EM-Qualifikationsspiel gegen Irland einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Ein erster, heftiger Rückschlag für die damals 21-Jährige, deren Karriere gerade Fahrt aufnahm. Die Verletzung heilte, Gwinn kämpfte sich zurück, fiel aber fast ein Jahr lang aus. So konnte sie zum Gewinn ihrer ersten deutschen Meisterschaft im Sommer 2021 nicht mehr aktiv auf dem Platz beitragen.

Im September 2020 riss bei Giulia Gwinn zum ersten Mal in ihrer Karriere das Kreuzband Bild: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON/picture alliance

Gwinn kam wieder in Bestform, spielte im Sommer 2022 eine gute Europameisterschaft, dann folgte im Oktober 2022 der nächste Kreuzbandriss - dieses Mal war das linke Knie betroffen.

"Es ist die schlimmste Diagnose, die man bekommen kann", sagte Gwinn vor der EM gegenüber der DW. "Man weiß, dass damit eine sehr lange und harte Leidenszeit verbunden ist."

Gwinn biss die Zähne zusammen und meisterte die schwere Aufgabe, sich zurückzukämpfen, ein zweites Mal. Im August 2023 war sie wieder fit. Erneut war ihr Team, der FC Bayern, ohne sie deutscher Meister geworden. Zudem hatte Gwinn ihre erste WM-Teilnahme verpasst und konnte die WM-Endrunde in Australien und Neuseeland nur als TV-Expertin begleiten.

Beste Karrierephase und Aufstieg zur DFB-Kapitänin

Dem zweiten Comeback folgte die bisher erfolgreichste Zeit in Gwinns Karriere: 2024 und 2025 holte sie mit den Münchenerinnen erneut die Meisterschaft, 2025 sogar das Double. Zudem feierte sie mit der DFB-Elf bei den Olympischen Spielen in Paris den Gewinn der Bronzemedaille.

Giulia Gwinn mit Klara Bühl und Sydney Lohmann (v.r.n.l.) nach dem Gewinn der Meisterschaft 2025 mit dem FC BayernBild: Ulrich Wagner/Wagner/picture alliance

Seit Februar 2025 trägt Gwinn die Kapitänsbinde der deutschen Nationalmannschaft und verschaffte sich in ihrer neuen Rolle schnell Anerkennung bei den Teamkolleginnen.

"Sie hat zu jeder Person im Team eine gute Verbindung und ist sehr nahbar", sagte Klara Bühl, die auch beim FC Bayern mit Gwinn zusammenspielt, der DW vor dem EM-Turnier.

"Man kann immer mit ihr reden, sie ist sehr authentisch und natürlich. Sie hat schon sehr viel erlebt und kann deswegen auch den jüngeren Spielerinnen viel mitgeben."

Deutschland unterstreicht gegen Polen Titelambitionen

Die EM in der Schweiz hätte ihr Turnier werden sollen. Motiviert und zuversichtlich ging Gwinn die Europameisterschaft an. "Dass wir vom Titel sprechen, das sagen wir nicht nur so, das ist unsere tiefste Überzeugung. Das ist nicht nur bei mir so, sondern auch bei anderen", sagte sie vor wenigen Tagen und betonte: "Ich glaube, wir haben ein unfassbares Potenzial in unserer Mannschaft. Wir glauben fest daran, dass wir etwas Großes erreichen können."

Jule Brand und Lea Schüller sorgen beim EM-Auftaktspiel gegen Polen für die ToreBild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

In der Auftaktpartie gegen die Polinnen zeigten ihre Teamkolleginnen, dass da etwas dran ist. Zwar dauerte es eine Weile - auch wegen des Schocks aufgrund von Gwinns Verletzung - bis die Tore fielen, doch am Ende gewann Deutschland verdient mit 2:0 (0:0).

Jule Brand (52. Minute) und Lea Schüller (66.) erzielten die Tore und lösten in der mit 15.972 Zuschauern prall gefüllten Arena in St. Gallen Jubel aus.

Christian Wück: "Bitter erkaufter Sieg"

Guilia Gwinn erlebte diese Glücksmomente schon nicht mehr live im Stadion mit. Sie war in der Kabine geblieben und fürchtete sich womöglich vor dem Ergebnis, dass die weitere Untersuchung ihres verletzten Knies ergeben würde.

"Das war ein bitter erkaufter Sieg", sagte Bundestrainer Christian Wück im Interview mit dem deutschen Fernsehen und schien immer noch geschockt von der Verletzung seiner Schlüsselspielerin. "Wir sind nach dem Spiel direkt in die Kabine und haben sie alle nochmal in den Arm genommen und ihr viel Glück gewünscht." Am Samstag solle eine MRT-Untersuchung des Knies stattfinden, so Wück.

"Sie hat mit der Aktion aber auch das Gegentor verhindert", sagte er. "Das müssen wir ihr hoch anrechnen und wir drücken jetzt alle Daumen, dass es nicht so schlimm ist."

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Deutschland - Polen 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Brand (52.), 2:0 Schüller (66.)

Zuschauer in St. Gallen: 15.972 

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