1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Black Jack für den guten Zweck

4. Februar 2002

Rien ne va plus – oder doch? Norwegische Hilfsorganisationen setzen neuerdings zur Etataufbesserung auf Internet-Glücksspiele. Spielsüchtige können nun mit reinem Gewissen ihr Vermögen im Internet verspielen.

Zocken ohne Smoking, coolen Croupier und am heimischen Schreibtisch? Für den guten Zweck ist das in Norwegen jetzt möglich. In einem Online-Spielkasino im Internet können Norweger seit dem Wochenende ihr Geld für mehrere Hilfsorganisationen verwetten. Auf der Suche nach neuen Geldquellen haben insgesamt zehn karitative Einrichtungen, darunter das Rote Kreuz, die Internet-Seite "www.tivoli.no" gegründet. Dort können Fans von Glücksspielen wie Roulette und Black Jack jetzt etwas für das gute Gewissen tun - und mit ein bisschen Glück sogar das eigene Portemonnaie füllen. Alles, was die Online-Glücksspieler im hohen Norden dazu brauchen, sind Internet-Zugang und Kreditkarte.

So passen sogar einarmige Banditen und soziales Engagement zusammen, wenn es dem Scheckbuch der auf Spenden angewiesenen Organisationen gut tut. An deren Kassen gehen nach Ausschüttung der Gewinne 60 Prozent der Erlöse, wie Knut Lindh erklärt. Mit dem Rest würden laufende Kosten gedeckt und die Investoren bezahlt, sagt der Chef der Norskespill-Gruppe, die die Internet-Site betreut.

Spielsucht – ein verbreitetes Phänomen

Wenige Tage vor dem Start der Glücksspiel-Site hatte der norwegische Psychiater Hans Olav Fekjaer noch ein Buch mit dem Titel "Spielsucht, unsere jüngste Plage" veröffentlicht. Darin warnt er vor allem vor der Gefährlichkeit von Internet-Glücksspielen. Nur ein Tastendruck sei notwendig, und schon sei das Geld verloren. Das gehe am heimischen Computer noch schneller als im realen Kasino, warnt der Autor.

Ein möglichst suchtfreies Online-Spielkasino

Spielsucht sei "ein ernstes Problem", räumt auch Lindh ein. "Wir wollen dies nicht fördern und haben darum Sicherungen eingebaut", fügt er hinzu. Die könnten überzeugte Spieler tatsächlich enttäuschen: "Wir wollten etwas, wo die Einsätze gering und die Gewinne bescheiden, aber häufig sind", erklärt Lindh. "Etwas Unterhaltsames und Spannendes", fasst er die Ansprüche an das möglichst suchtfreie Online-Spielkasino zusammen.

Feste Öffnungszeiten

So sind die Wetteinsätze auf wöchentlich 1500 Kronen (187 Euro/367 Mark) beschränkt, der Höchstgewinn auf 700 Kronen. Dank einer persönlichen Identifikations-Nummer und den Informationen auf der Kreditkarte sollen auch Minderjährige draußen bleiben. In der Nacht, wenn passionierte Online-Zocker sich vom Computer nicht mehr lösen könnten, hat das Kasino Feierabend. Befürchtungen, das von 7. 00 bis 20.00 Uhr dauernde Spielvergnügen könne Zocker von der Arbeit abhalten, teilt Lindh nicht. "Die Norweger haben eine ziemlich hohe Arbeitsmoral."

Fantasievolle Methoden auf dem Vormarsch

Wie viel Geld das Rote Kreuz, die Seerettungsbehörde, der Blindenverband und die anderen Veranstalter tatsächlich bekommen werden, ist noch nicht abzuschätzen. So gut der Schnitt auch sein mag, das Rote Kreuz geht auf Nummer sicher und setzt auch auf andere unkonventionelle Geldbeschaffungsmethoden. Jüngst machte es mit einer eigenen Kreditkarte Schlagzeilen. Kartenbesitzer können damit bei jedem Einkauf automatisch eine Spende auf das Konto der Lebensretter überweisen.afp/(pf)