Der Brite Ridley Scott ist einer der erfolgreichsten Regisseure der vergangenen Jahrzehnte. Er schuf Kultfilme - und sitzt noch immer auf dem Regiestuhl. Gerade hat er einen monumentalen "Napoleon"-Film abgedreht.
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Regie-Großmeister Ridley Scott - Eine Werkschau
Der Brite Ridley Scott ist ein Meister des Hollywood-Kinos mit Tiefgang. Mit "Alien" oder "Blade Runner" beeinflusste er nachfolgende Regie-Generationen.
Bild: picture-alliance/kpa
Gutes Auge: Ridley Scott
Ridley Scotts Filme strotzen nur so vor visueller Kraft und Opulenz. Auch in seinen schwächeren Werken gibt es immer großartige Bilder. In seinen besten Arbeiten ergänzen sich visueller Stil und erzählerischer Tiefgang in Vollendung. Ridley Scott, geboren 1937, ist ein Bildermagier des Films - und hat dem modernen Kino einige unvergessliche Momente verschafft.
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Debüt mit Historienfilm: "Die Duellisten"
1977 war Scott bereits 40 Jahre alt, sein Geld hatte er mit Fernseharbeiten und Werbefilmen verdient. Dass der Brite einer der gefragtesten Männer des Weltkinos werden sollte, konnte niemand erwarten. Doch schon sein Debüt "Die Duellisten", die Geschichte zweier Offiziere während der Herrschaft Napoleons, zeigte Scotts Talent: opulente Bilder, ein ausgeprägter visueller Stil, Kino für alle Sinne.
Bild: United Archives/picture-alliance
Leinwand-Schocker: "Alien"
Gleich sein nächster Film setzte Maßstäbe: "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" war gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Die Genres Science-Fiction und Horror kamen hier in Vollendung zusammen, atemlose Spannung und eine visuelle Vielfalt ergänzten sich perfekt. Erstmals übernahm eine Frau in einem Actionfilm die Hauptrolle. "Alien" wurde später mehrfach kopiert.
Bild: Courtesy of Park Circus / Twentieth Century Fox Film Corporation
Inspirierend: "Blade Runner"
Und Ridley Scott setzte noch einen drauf: Der Science-Fiction-Film "Blade Runner" bot noch mehr visuelle Einfälle, phantastische Bilder, atmosphärische Dichte. Harrison Ford als Replikanten-Jäger ging in die Filmgeschichte ein. Es gibt nur wenige Filme in der Kinogeschichte, die so oft zitiert wurden und so viele andere Werke inspirierten.
Bild: United Archives/kpa Publicity/picture alliance
Frauenpower: "Thelma & Louise"
Nach Ausflügen in die Genres Fantasy, Action und Krimi gelang Scott 1991 mit "Thelma & Louise" der nächste Coup. Die Geschichte zweier höchst unterschiedlicher Freundinnen, die zunächst nur eine Spritztour unternehmen wollen, um dem tristen Alltag zu entkommen, entwickelt sich zu einem furiosen Roadmovie quer durchs Land. Auch das ein Film mit starken Bildern und einer ungewöhnlichen Geschichte.
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Martialisch: "Gladiator"
Ein knappes Jahrzehnt später folgte sein nächster Welterfolg. Das eigentlich ausgestorbene Genre des in der Antike spielenden Monumentalfilms belebte Ridley Scott mit der furiosen Erzählung des römischen Feldherrn Maximus Decimus Meridius. Auch dieses Werk strotzte wieder vor visueller Dramatik, mitreißender Erzählweise und optischer Brillanz.
Bild: Dreamworks/Mary Evans Achive/IMAGO
Kriegsfilm "Black Hawk Down"
Hochdramatisch waren auch die Bilder, die der Brite nach seinem Ausflug in die Antike lieferte. "Black Hawk Down" war Scotts erster Kriegsfilm und bewies, dass er auch in diesem Genre atemlose Spannung erzeugen kann. Doch der Film, der Ereignisse des US-Engagements im Bürgerkrieg von Somalia nachzeichnet, ist umstritten. Er verzerre den Blick auf den US-Einsatz, werfen ihm Kritiker vor.
Bild: Scott Free Productions/Mary Evans Achive/IMAGO
Diabolisch: "Hannibal"
Mit seinem nächsten Projekt ließ sich Ridley Scott erstmals auf eine Fortsetzung ein. Der zweite Teil des Welterfolgs "Das Schweigen der Lämmer", mit dem Serienmörder Hannibal Lecter, war bei Scott in guten Händen. Der Brite zog alle Register seines Regie-Könnens. Trotzdem gehört "Hannibal" sicher nicht zu seinen besten Werken.
Bild: MGM/Everett Collection/IMAGO
Treffsicher: "Robin Hood"
2010 unternahm der britische Regisseur mit "Robin Hood" zum wiederholten Mal einen Ausflug in die Historie. "Wer von Ridley Scott und seiner Handschrift noch nicht genug hat, dem wird 'Robin Hood' sicherlich gefallen. Der Film ist groß, laut und hat einen gewissen Charme", urteilte damals ein Kritiker.
Bild: Universal Pictures International France
Gut besetzt: "The Counselor"
Dass Ridley Scott zu der Handvoll mächtiger Hollywood-Regisseure zählt, die sich Stoffe und Schauspieler aussuchen können, beweist schon der Blick auf die Besetzungsliste des Drogenthrillers "The Counselor" von 2013: Michael Fassbender, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Javier Bardem, Brad Pitt. Diese Stars wollten alle mit Ridley Scott drehen. Der Film stieß allerdings auf ein geteiltes Echo.
Bild: 20th Century Fox/AF Archive/Mary Evans/IMAGO
Einsamer Astronaut: "Der Marsianer"
Sein Gespür für Science-Fiction-Stoffe bewies Ridley Scott einmal mehr 2015, als er Matt Damon als gestrandeten und einsamen Astronauten auf dem Mars präsentierte. Der Film ist erstaunlich still und unspektakulär. Damon ist über weite Strecken des Films als Pflanzenfarmer zu sehen: Ökologie statt Aliens!
Bild: Giles Keyte/AP Photo/picture alliance
Eigene Fortsetzung: "Alien: Covenant"
Bei "Alien: Covenant" führte Scott wieder einmal selbst Regie, nachdem die früheren Sequels der "Alien"-Saga von anderen Regisseuren gedreht worden waren. Doch bei "Alien: Covenant" gelingt ihm nur die Eingangssequenz richtig gut, der Rest ist konventionelles Kinospektakel.
Bild: Twentieth Century Fox
Packender Thriller: "Alles Geld der Welt"
Unter dem Titel "Alles Geld der Welt" hat Ridley Scott den Fall um die Entführung des Enkels des Milliardärs John Paul Getty verfilmt. Eigentlich sollte Kevin Spacey in die Rolle Gettys schlüpfen. Er wurde jedoch nach Machtmissbrauchsvorwürfen nachträglich durch Christopher Plummer ersetzt.
Bild: Giles Keyte/AP Photo/picture alliance
Jahrmarkt der Eitelkeiten: "House of Gucci"
Zu der wechselvollen Geschichte der italienischen Modedynastie Gucci gehören Familienfehden, eine Beinahe-Pleite, Schicksalsschläge und sogar ein Mord - letzterer lieferte die Grundlage für Ridley Scotts Kinofilm "House of Gucci". Auch hier versammelte der Regisseur ein großes Staraufgebot: von Lady Gaga über Adam Driver bis Al Pacino.
"Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet." Vielleicht ist das der berühmteste Satz aus all den berühmten Filmen des Regisseurs Ridley Scott. Ein Satz aus dem Munde eines künstlichen Menschen im Angesicht des Todes. Gesagt hat ihn der charismatische Replikant Roy Batty gegenüber einem Roboter-Jäger, der vielleicht selbst ein künstlicher Mensch ist: Rutger Hauer versus Harrison Ford. Das Finale von Ridley Scotts drittem Spielfilm"Blade Runner" ist heute noch, 40 Jahre nach seiner Uraufführung, sehr präsent in den Augen und Ohren eines jeden Cineasten.
Sein jüngstes Projekt: "Napoleon"
"Blade Runner" zählt zweifellos zu den Meisterwerken dieses Regisseurs, der beim Fernsehen und in der Werbung sein Handwerk lernte und sich erstmals mit 40 Jahren auf den Regiestuhl setzte. 40 Jahre Kindheit, Jugend, erste Arbeitserfahrungen und viele Erfolge in der Werbung. Plus 45 Jahre Spielfilm-Regie in Großbritannien und Hollywood - macht zusammen 85. So alt wird Scott am 30. November 2022. Man mag es eigentlich nicht glauben, so präsent ist er mit seinen Filmen nach wie vor. Mehrere Projekte sind noch in der Mache: etwa das vom Streaming-Dienst Apple+ koproduzierte Historiendrama "Napoleon".
Dass ein Mann in diesem Alter noch Heerscharen von Menschen am Filmset zu dirigieren vermag, ist schon eine Leistung an sich. Seine jüngeren Filme, "Alien: Covenant", "Der Marsianer", "Exodus: Götter und Könige" und "House of Gucci" waren alles andere als ruhige Alterswerke. Sie boten das, wofür Scott berühmt ist: große Ausstattung und exquisite Tricktechnik, Stars in Hülle und Fülle, Filme eben, die zu überwältigen wissen, allein durch ihre optische Brillanz und Fülle.
Ein Brite in Hollywood
Scott ist Brite, geboren in South Shields, einer kleinen Hafenstadt im Nordosten Englands. Inzwischen darf er sich Sir nennen, 2003 wurde er von der Queen zum Ritter geschlagen. Da gehörte er in Hollywood längst zum Regieadel, seine Filme waren Kassenschlager. Ein paar kommerzielle Tiefschläge hatte er auch zu verkraften, langfristig geschadet aber hat dies seiner Regiekarriere nicht. Eingeprägt in das Gedächtnis der Kinogänger haben sich die Arbeiten, die inzwischen und verdientermaßen das Attribut "Kult" innehaben.
"Blade Runner" gehört dazu, "Alien" natürlich auch. Aber auch Werke wie "Thelma & Louise" und "Gladiator" haben dem Regisseur Einträge in die Geschichtsbücher des Kinos eingebracht. Es gibt auch Kritik: So wird ihm Scott vorgeworfen, er setze in seinen Filmen zu sehr auf Überwältigung durch Ausstattung und Filmbauten, ausgedehnte Kamerafahrten und Statistenheere. Dadurch hätten seine Werke eine allzu perfekte Hülle, in denen sich nichts Menschliches mehr regen könne.
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"Scott ist ein visueller Hypnotiseur"
"Als kalt und post-human gelten Scotts Filme wohl auch, weil sie oft Figuren in den Mittelpunkt rücken, die menschliche Gefühle kaum verstehen", schrieb ein deutscher Kritiker anlässlich von Ridley Scotts 80. Geburtstag. Der Begriff des "Post-Humanen" stammt von der 2019 verstorbenen Grande Dame der US-amerikanischen Filmkritik, Pauline Kael, die den Regisseur einmal auch als "visuellen Hypnotiseur" bezeichnete.
Da ist natürlich etwas dran. Bei manchen von Scotts Werken hat der Zuschauer nach Ende des Films das Gefühl, zwei Stunden hypnotisiert gewesen zu sein - ohne sich recht erinnern zu können, um was es denn nun alles gegangen ist. Das betrifft aber nur die weniger geglückten Arbeiten des Briten. In seinen besten Filmen hat Scott sein handwerkliches Können traumwandlerisch zu verbinden gewusst mit einer erzählerischen Dichte und visionären Kraft.
Scott ist bekannt dafür, dass er seine oft bildgewaltigen Filme ungewöhnlich schnell abdreht. Für den Spielfilm "Alles Geld der Welt" habe er nur 43 Tage gebraucht, erzählte Scott im Oktober 2017 dem US-Magazin "Vanity Fair". "Ich bin super schnell", setzte der Regisseur noch drauf. Wenig später reagierte Scott blitzschnell auf einen Skandal um den Darsteller Kevin Spacey, der in dem Entführungsdrama den Ölmilliardär Jean Paul Getty spielte. Nach massiven Vorwürfen sexueller Belästigung schnitt Scott kurzerhand alle Szenen mit Spacey raus und ließ sie mit Christopher Plummer nachdrehen. Der Film kam planmäßig im Dezember des Jahres in die Kinos.
Kultfilm: Blade Runner 2049
Für viele war er der Höhepunkt des Hollywood-Kinojahres 2017, der neue "Blade Runner". Vor 35 Jahren schuf Ridley Scott den Science-Fiction-Klassiker, an den "Blade Runner 2049" anknüpft.
Bild: Sony Pictures Releasing GmbH
Neue Stars fürs neue Jahrtausend
Harrison Ford, Rutger Hauer und Sean Young hießen die Blade-Runner-Stars von 1982. Ryan Gosling und die Kubanerin Ana de Armas, hier beide im Raumschiff zu sehen, sind die Zugpferde des neuen Films "Blade Runner 2049". Der aktuelle Film knüpft an den Vorgänger an, belebt die Story aber mit neuen Elementen - und konnte so auch ein Publikum in die Kinos locken, das den alten Film nicht kannte.
Bild: Sony Pictures Releasing GmbH
Kultklassiker von 1982
Die wohl größte Überraschung: "Blade Runner 2049" ist noch düsterer als sein Vorgänger! Fielen beim Film von 1982 trotz der dunklen Szenerie noch die leuchtenden Farben auf, wie hier in einer Szene mit künstlichen Menschen und Puppen, so ist der Film von 2017 radikal in seiner kühlen Ausstattung. Es dominieren fahle Gelb-, Blau- und Grau-Töne, es gibt viele Nacht- und Nebelszenen.
Die Handlung von "Blade Runner 2049" setzt 30 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängerfilms ein. Die Welt wurde inzwischen von Atomkatastrophen und Nuklearunfällen heimgesucht. Wieder begegnet der Zuschauer einem Blade Runner (Ryan Gosling), einem Offizier, der künstliche Menschen jagt, so genannte Replikanten. Und wieder stellt sich die Frage: Was ist ein Mensch wert, was ein Replikant?
Wenn von einem Kultfilm mit Millionen Fans in aller Welt 35 Jahren nach seiner Entstehung eine Fortsetzung gedreht wird, ist das Risiko groß. In diesem Fall hat es sich gelohnt. Mit dem Franco-Kanadier Denis Villeneuve, einem der begabtesten Regisseure des Weltkinos, haben die Produzenten die richtige Wahl getroffen. Blade-Runner-Regisseur Ridley Scott war beim neuen Film ausführender Produzent.
Bild: Imago/APress
Zukunftsmenschen im Museum der Zukunft
Die Geschichte, die "Blade Runner 2049" erzählt, ist so komplex wie einfach. Kompliziert, weil die Geschichte Handlungsstränge des alten Films wieder aufnimmt, variiert und fortspinnt. Einfach aber auch, weil es im Grunde genommen um die gleichen Fragen wie 1982 geht: Wie gehen die Menschen um mit künstlicher Intelligenz, wie human zeigen sie sich im Umgang mit Replikanten?
Bild: Sony Pictures Releasing GmbH
Düster und bedrohlich: Blade Runner 2049
"Blade Runner" setzte 1982 Maßstäbe in Sachen Ausstattung, Tricktechnik - und vor allem mit dem phantasievollen Entwurf einer nahen Zukunft in den Großstädten der Welt. Im neuen Film nun ist vom Leben der Menschen in den Städten weit weniger zu sehen. Auch, weil Umweltverschmutzung und nukleare Katastrophen den Erdball in einen undurchdringlichen Nebel gehüllt haben.
Bild: Sony Pictures Releasing GmbH
Harrison Ford ist wieder da
1982 war der amerikanische Schauspieler Harrison Ford auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Fünf Jahre vor dem "Blade Runner" war er in "Star Wars" zu sehen, ein Jahr zuvor im "Jäger des verlorenen Schatzes". Für "Blade Runner 2049" haben Produzent und Regisseur den sichtlich gealterten Ford wieder vor die Kamera geholt - und ihm eine eindrucksvolle Rolle auf den Leib geschrieben.
Bild: Sony Pictures Releasing GmbH
An Fords Seite: Ryan Gosling
Hauptdarsteller ist in "Blade Runner 2049" allerdings der über 40 Jahre jüngere kanadische Schauspieler Ryan Gosling. Mit Ford ist er im Film nicht nur einmal auf der Flucht. Gosling, der zuletzt neben Emma Stone im Welterfolg "La La Land" in der Rolle eines sensiblen Musikers zu glänzen wusste, überzeugt auch in "Blade Runner 2049" - mit sehr reduziertem und sparsamen Mienenspiel.
Viele Experten und Filmenthusiasten hatten in den zurückliegenden Jahren vor einer Fortsetzung von "Blade Runner" gewarnt. Mit Fortsetzungsfilmen hatte Hollywood schon oft künstlerischen Schiffbruch erlitten. Doch der neue "Blade Runner" ist alles andere als einer jener typischen seelenlosen Sequels aus der Kommerzmaschine der großen Hollywood-Studios. Er besteht als singuläres Filmkunstwerk.
Bild: Sony Pictures Releasing GmbH
9 Bilder1 | 9
Wo ist der Oscar für Ridley Scott?
Trotz der vielen Filme und und Auszeichnungen ging Ridley Scott selbst bei den Oscars bislang leer aus. Drei Mal war Scott in der Regie-Sparte schon nominiert: 1992 (für sein Roadmovie "Thelma & Louise"), 2001 (für "Gladiator") und 2002 (für den Kriegsthriller "Black Hawk Down"). Im Moment steckt Ridley Scott mitten in der Postproduktion - und die Filmbranche rätselt, ob Geldgeber Apple TV+ das mit Spannung erwartete Prestigeprojekt noch vor Jahresende in die Kinos bringen wird. Das wäre eine Voraussetzung für "Napoleon", um im Oscar-Rennen 2023 mitzumischen.
Dies ist die aktualisierte Fassung eines Porträts von 2017.