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Blairs Trumpf ist die Wirtschaft

4. Mai 2005

Großbritannien sonnt sich in einer beispiellosen wirtschaftlichen Blüte: zumindest statistisch. Die Arbeitslosenzahlen sind niedrig - die Verschuldung vieler Haushalte hoch. Wähler und Politiker sind zufrieden.

Zum Abheben: Großbritanniens WirtschaftszahlenBild: AP


"Die Stärke unserer Wirtschaft passt mit der Stärke zusammen, die auf den Entscheidungen beruht, die wir 1997 getroffen haben, um die öffentliche Verschuldung abzubauen", sagt Finanzminister Gordon Brown schulterklopfend. Allerdings gehen die glänzenden Bilanzen nicht nur auf die Taten und Entscheidungen der wirtschaftsliberal agierenden Regierung von Tony Blair zurück: Einen Teil der Arbeitsmarkt- und Sozialreformen hat Großbritannien schon vor 20 Jahren unter Margaret Thatcher durchgemacht. Inzwischen zeigt die Rosskur Wirkung.

Mit der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher war nicht zu spaßenBild: AP

Zahlen des Wachstums

Das Bruttoinlandsprodukt legte 2004 um 3,1 Prozent zu - nach 2,2 und 1,8 Prozent in den beiden Vorjahren. Auch für das laufende Jahr rechnet die Regierung mit einem Wirtschaftswachstum von über drei Prozent. Die Inflationsrate lag bei etwas über einem Prozent. Das Haushaltsdefizit ist mit 2,9 Prozent niedriger als in Deutschland, Frankreich, den USA und Japan. In den nächsten fünf Jahren soll es auf 1,5 Prozent sinken. Der Dienstleistungssektor ist das Rückgrat für die britische Wirtschaft: Er legte 2004 um rund 4 Prozent zu. Damit kann die Volkswirtschaft sogar die Schwäche der "klassischen" Industrien verkraften: 2004 erreichte die Summe der produzierten Güter lediglich das Niveau von 2003 - nach minus 0,2 und minus 2,5 Prozent in den beiden Vorjahren.

Sterbende Branche: Stahlwerk in WalesBild: AP

Branchenprimus Dienstleistung

Großbritannien hat mit derzeit 4,7 Prozent eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten weltweit. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Jahr 2004 nach jüngsten Zahlen auf 28,52 Millionen. Das ist der höchste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1971. Für das Jobwunder Großbritannien ist eine Reihe unterschiedlicher Faktoren verantwortlich: Zum einen entwickelt sich die Insel schon seit langem mehr und mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft, was in der stetig abnehmenden Zahl von Arbeitsplätzen in der Industrie deutlich wird: Dort sind mittlerweile nur noch 3,24 Millionen Briten beschäftigt.

Der Inbegriff der Dienstleistung: Butler gibt's in England von alters herBild: AP

Schuldenfalle Hauskauf?

Derzeit ist der Immobilienmarkt der Motor der britischen Wirtschaft – so merkwürdig dies auch klingen mag. Die Briten mieten nicht, sie machen Schulden und kaufen nach dem Motto "My Home is My Castle". In den vergangenen zehn Jahren sind die Hauspreis geradezu explodiert. Zwar kommen regelmäßig Ängste vor der Spekulationsblase auf, doch die platzt einfach nicht. Die Hauspreise stagnieren auf Rekordniveau. Dies birgt allerdings auch Risiken: Viele britische Haushalte leihen sich für ihr "Castle" beträchtliche Summen bei den Banken.

Landhaus in England ... schön, nicht?Bild: AP

Sieger nach Prozentpunkten

Glaubt man der regierungsgemäßen Interpretation der Wirtschaftszahlen, dann ist Großbritannien mittlerweile die viertstärkste Wirtschaftsmacht der Welt - hinter den USA, Japan und Deutschland. Seit den 1980er Jahren hat das Königreich zunächst Italien und dann Frankreich überrundet. (arn)

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