Der Sicherheitsrat fährt die weltweit größte und teuerste Blauhelm-Mission der Vereinten Nationen im Kongo zurück. Und das in Zeiten, in denen das Land in einer tiefen Krise steckt.
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Der UN-Sicherheitsrat stimmte einstimmig dafür, die Truppenstärke der als Monusco bekannten Mission um knapp 700 auf rund 16.200 Soldaten zu verkleinern. Samt Polizei, Militärbeobachtern, Zivilangestellten und Freiwilligen umfasst der UN-Einsatz damit noch etwa 21.700 Menschen.
Die USA, die ohnehin eine Verringerung ihrer Beiträge zu Blauhelm-Missionen erwägen, hatten Monsuco noch weiter schrumpfen wollen. "Die UN helfen einer Regierung, die sich dem eigenen Volk gegenüber räuberisch verhält. Wir sollten den Anstand und den Menschenverstand haben, das zu beenden", hatte die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, am Mittwoch bei einer Rede in New York über den Kongo gesagt.
Risiko-Faktor Präsident Kabila
Der Osten des Kongos wird von zahlreichen Milizen heimgesucht, die um Einflussgebiete und die Kontrolle über reiche Vorkommen von Mineralien wie Gold, Diamanten und Coltan kämpfen. Die UN-Mission sorgt für relative Stabilität in dem Gebiet. Das größte Risiko kommt inzwischen aus der Hauptstadt Kinshasa, wo Präsident Kabila sich weigert zurückzutreten und damit Unruhen auslösen könnte.
Wie schwierig die Situation im Land auch für die Blauhelme ist, zeigte zuletzt die Entführung und Ermordung zweier UN-Soldaten durch Rebellen. Sie waren in der Unruhe-Provinz Kasai unterwegs, wo sie für die UN Recherchen unter anderem zum Waffenschmuggel angestellt hatten. Der UN-Sicherheitsrat gedachte bei seiner Sitzung der beiden Opfer aus den USA und Schweden.
Mission verlängert
Der Sicherheitsrat verlängerte den Einsatz im Kongo bis Ende März 2018. Dieser kostet pro Jahr 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro). Es war die erste Verlängerung eines Friedenseinsatzes der UN seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump.
UN-Truppen in Afrika: Schwieriger Einsatz
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat das Mandat der UN-Mission im Kongo um ein weiteres Jahr verlängert. Sie ist eine von vielen, die in Afrika für Frieden sorgen sollen. Ein Überblick.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler
Kongo: Die größte UN-Mission in Afrika
Seit 1999 versuchen UN-Blauhelme, den Osten der Demokratischen Republik Kongo zu befrieden. Die MONUSCO soll dort Rebellen bekämpfen und Zivilisten schützen. Mit mehr als 22.000 Soldaten und einem Jahresbudget von 1,4 Milliarden US-Dollar ist es die bislang größte und teuerste Mission der Vereinten Nationen. Trotz einiger Fortschritte im Kampf gegen Rebellen dauert die Gewalt im Land aber an.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler
Dafur: Machtlos gegen die Gewalt
UNAMID ist eine gemeinsame Mission der Afrikanischen Union und der UN. Die Soldaten sollen die Gewalt in der sudanesischen Krisenprovinz Darfur beenden. Beobachter halten die Mission für gescheitert. "Der UN-Sicherheitsrat sollte härter auf politische Lösungen hinarbeiten, statt Milliardensummen für den jahrelangen Einsatz der Truppen auszugeben", sagt Sicherheitsexperte Thierry Vircoulon.
Bild: picture-alliance/dpa/A. G. Farran
Südsudan: Wegschauen statt kämpfen
Seit Beginn des Bürgerkrieges im jüngsten Staat der Welt haben sich rund 63.000 Menschen in die UN-Stützpunkte geflüchtet. Für sie sind die Truppen der UNMISS ein wichtiger Schutz. Als es im Juli 2016 zu Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen in der Hauptstadt Juba kommt, greifen die Blauhelme aber nicht ein. Hilferufe werden ignoriert. Der kenianische Kommandant muss daraufhin gehen.
Bild: Getty Images/A.G.Farran
Mali: Der gefährlichste UN-Einsatz weltweit
Die Blauhelme sollen die Einhaltung des Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellen überwachen. Doch einige islamistische Terrormilizen haben das Abkommen nicht unterschrieben - und verüben Anschläge. Die MINUSMA gilt als der gefährlichste UN-Einsatz weltweit. Deutschland beteiligt sich mit 787 Soldaten und Hubschraubern. Bald könnte es der größte Bundeswehr-Einsatz im Ausland werden.
Die MINUSCA in der Zentralafrikanischen Republik hat nicht dazu beigetragen, dass Image der Vereinten Nationen in Afrika zu verbessern. Seit 2014 sind 10.000 Soldaten und 1800 Polizisten im Einsatz. Zuvor war die Zentralafrikanische Republik von einigem blutigen Bürgerkrieg erschüttert worden. Es gab Vorwürfe gegen UN-Soldaten wegen sexuellen Missbrauchs.
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Westsahara: Dauerhaften Frieden schaffen
Die UN-Mission in der Westsahara ist schon seit langem aktiv. Seit 1991 soll MINURSO den Waffenstillstand zwischen Marokko und den Rebellen der "Frente Polisario" überwachen. Sie kämpft für die Unabhängigkeit der Westsahara, die Marokko 1976 besetzt hat. 2016 wies Marokko aus Verärgerung über Aussagen des UN-Generalsekretärs 84 zivile MINURSO-Mitarbeiter aus und schloss einen Stützpunkt.
Bild: Getty Images/AFP/A. Senna
Elfenbeinküste: Friedliches Ende einer Mission
Die UN-Mission in der Elfenbeinküste hat ihren Auftrag nach 14 Jahren erfüllt. Am 30. Juni 2017 geht sie zu Ende. Seit 2016 werden die Truppen sukzessive abgezogen. Der frühere Generalsekretär Ban-Ki Moon sagte, dies sei ein "Wendepunkt für die Vereinten Nationen und die Elfenbeinküste". Doch erst nach dem Abzug wird sich zeigen, ob die Mission dauerhaft erfolgreich war.
Bild: Getty Images/AFP/I. Sanogo
Liberia: Abzug in Sicht
Der UN-Einsatz in Liberia ist - wie im Nachbarstaat Elfenbeinküste - bald Geschichte. Die Soldaten ziehen Mitte 2017 ab. Seit dem Ende des 14-jährigen Bürgerkrieges sorgte UNMIL für Stabilität in Liberia und half beim Aufbau eines funktionsfähigen Staates. Liberias Regierung will nun selbst für Sicherheit sorgen. Das Land kämpft aber noch immer mit den Folgen einer verheerenden Ebola-Epidemie.
Bild: picture-alliance/dpa/N. Bothma
Sudan: Äthiopier als Friedenstifter
Die Soldaten der UNISFA patrouillieren in Abyei. Sudan und Südsudan erheben Anspruch auf das Territorium, das zwischen beiden Ländern liegt. Mehr als 4000 Blauhelm-Soldaten aus Äthiopien sichern es. Äthiopien stellt weltweit die meisten Soldaten in Friedensmissionen. Zugleich werden der äthiopischen Armee Menschenrechtsverletzungen in ihrem Heimatland vorgeworfen.
Bild: Getty Images/AFP/A. G. Farran
Somalia: Zukunftsmodell AU-Mission?
Die Blauhelme in Somalia kämpfen unter Führung der Afrikanischen Union, aber mit Billigung der UN. AMISOM soll den Terror der Al-Shabaab-Milizen in dem Krisenstaat am Horn von Afrika eindämmen. Die Mission soll für die nötige Stabilität für den Friedensprozess im Land sorgen. Äthiopien, Burundi, Dschibuti, Kenia und Uganda stellen Soldaten für die Mission.