Detroit Automesse
13. Januar 2012Der Boden bebt, Fanfaren ertönen, ein Blitzgewitter auf einer Bühne in der Detroiter Messehalle. Dann rollt der neue VW Jetta als Hybridversion hinter dem Vorhang hervor. Gleich dahinter eine Studie des E-Bugster, der wie ein geduckter Beetle aussieht. VW-Chef Martin Winterkorn strahlt, als er die Rekordabsätze auf dem amerikanischen Markt verkündet. Bereits am Vortag hat Daimler CEO Dieter Zetsche den neuen SL präsentiert und ebenfalls sehr gute Verkaufszahlen verbreiten können. Ähnliches spielte sich auf dem Messestand von Audi, Porsche und auch BMW ab. Offenbar haben die deutschen Autohersteller in den vergangenen Jahren alles richtig gemacht. Das Geschäft wächst nicht nur in den USA. Gute Absatzzahlen vermelden die Deutschen Autobauer auch aus Asien, besonders aus China. Doch wie wird die Zukunft aussehen?
Hybrid ist in
Fahrzeuge mit Hybridantrieb finden weiterhin reißenden Absatz, in Asien aber auch in Amerika. Weniger populär sind die Fahrzeuge offenbar in Europa. Doch dort ist das Wachstum ohnehin geringer als in vielen Schwellenländern. Das meiste Geld verdienen viele Autohersteller immer noch in den USA. Und hier werden Fahrzeuge mit Hybridmotor immer populärer. Entsprechende Fahrzeuge haben viele der großen Autohersteller im Portfolio.
Neue Elektrofahrzeuge
In Detroit präsentierten sich ganz neue Marken, deren Fahrzeuge ausschließlich durch einen Elektromotor angetrieben werden, etwa "Coda" aus Kalifornien. Deren Sedan hat eine Reichweite von bis zu 150 Meilen. Kostenpunkt etwa 38.000 Dollar. Im kommenden Februar soll es mit dem Verkauf los gehen. "Coda" plant zunächst nur in Kalifornien die Einrichtung von so genannten Kundenzentren. Wer will, kann dort seine Erfahrungen mit dem neuen Antriebsmotor weiter geben. Der Vertrieb soll nach und nach auf Nord-Amerika erweitert werden. 2014 will "Coda" den europäischen Markt erobern.
Ein Wettbewerbsnachteil des Coda Sedan ist das Design – es ist bieder bis langweilig. Teile der Karosserie werden in China hergestellt. Der Zusammenbau des Fahrzeugs erfolgt in Kalifornien, auch unter der Aufsicht eines deutschen Ingenieurs. Der Coda Sedan hat einige Vorteile bei der Technik. Die Batterien werden auch im Winter nicht so kalt, dass der Wagen am Straßenrand stehen bleibt. Viel schicker, aber eben auch 70.000 Dollar teuer, ist das neue Modell des ebenfalls in Kalifornien beheimateten Unternehmens "Tesla". In der teuersten Variante hat deren Modell S laut Hersteller eine Reichweite bis zu 300 Meilen.
Geisterbahn
Insgesamt aber hielt sich das Interesse für Elektrofahrzeuge auch in Detroit in Grenzen. Gleich unterhalb der Messehalle haben die Produzenten von Autos mit Elektromotor eine kleine Fahrstrecke eingerichtet. Dort kann jeder Messebesucher in einem der Elektrofahrzeuge ein paar Runden drehen. Da diese Autos sehr leise sind, wirkte es fast gespenstisch, wie etwa ein Dutzend Prototypen ihre Kreise zogen. Ein Publikumsmagnet war diese Rennstrecke auch nicht. Die Elektroautos sind zu teuer. Es fehlt die Infrastruktur, um die Wagenschnell und günstig aufzuladen. Die Reichweite der Fahrzeuge ist gering. In Zukunft mag sich das ändern. Doch noch ist die Zeit der Elektroautos nicht gekommen.
Diesel – aber nicht in den USA
Das ist bei Dieselfahrzeugen in Europa und in vielen Teilen der Welt hingegen ganz anders. Ihre Absatzzahlen steigen, je teurer das Benzin wird. Traditionell bauen deutsche Hersteller vergleichweise sparsame und sehr leistungsstarke Dieselmotoren. Kein Wunder, dass die deutsche Autoindustrie in Detroit verkünden ließ, dass sie mit ihren Diesel Autos jetzt auch den amerikanischen Markt erobern will.
Doch ob das gelingt, bleibt fraglich. Die Amerikaner standen bislang Dieselfahrzeugen sehr reserviert gegenüber. Es gibt immer noch kleinere Städte, in denen Tankstellen alles Mögliche verkaufen, nur keinen Dieselkraftstoff.
Downsizing
Wenig ändern wird sich auch bei der Liebe der Amerikaner zu ihren SUVs. Noch ist der Benzinpreis in den USA vergleichsweise günstig. Audi, BMW oder Daimler sind in diesem Fahrzeugsegment gut aufgestellt. Sie präsentierten auf der Motorshow neue Modelle von etwas kleineren Geländewagen. Schon jetzt steht fest, dass die deutschen Autobauer hier gute Geschäfte machen werden. Denn die Amerikaner schätzen deutsche Fahrzeuge - vor allem wenn sie in amerikanischen Produktionshallen zusammen gebaut werden. Auf der Motorshow wurde verkündet, dass Daimler, BMW und VW ihre Produktionskapazitäten in den USA weiter ausbauen werden. Audi möchte ebenfalls ein Werk in den Vereinigten Staaten errichten. Wo genau – diese Entscheidung wollen die Ingoldstädter noch 2012 treffen.
Autor: Miodrag Soric, z.Zt. in Detroit
Redaktion: Klaus Ulrich