Ihre Auftritte und Musik waren legendär, ihr Lifestyle schrie "Sex, Drugs and Rock'n'Roll". Am 19. Januar 1943 kam Janis Joplin in Texas zur Welt.
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Janis Joplin: Eine kurze Karriere im Dauerrausch
Janis Joplin war eine Hippie-Ikone und lebte "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" noch konsequenter als ihre männlichen Kollegen. Und bekam dafür früh die Quittung.
Bild: dpa/picture alliance
Live fast, love hard, die young
Lebe schnell, liebe heftig, stirb früh - Janis Joplin hat diesen Lebensstil nach dem Motto "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" als einzige Frau so exzessiv gelebt wie ihre männlichen Kollegen Jimi Hendrix und Jim Morrison. Alle drei feierten ihr Leben kurz und intensiv, legten eine ungestüme Karriere hin und starben im Alter von 27 Jahren - und das auch noch fast zeitgleich.
Janis Joplin kam am 19. Januar 1943 in der texanischen Kleinstadt Port Arthur zur Welt. Hier drehte sich alles um Öl, die Menschen waren erzkonservativ und kleinbürgerlich. Wohlbehütet wuchs sie mit ihren zwei Geschwistern auf - sie mochte Gedichte, malte gerne und sang im Kirchenchor. Und dann kam die Pubertät, die alles schwieriger machte.
Janis nahm zu, bekam Akne und wurde eigenbrötlerisch. Sie vernachlässigte die Schule, versank in der Kunst und der Musik und entdeckte den Blues für sich. Nach außen hin zeigte sie mehr und mehr: Ich bin keine von euch. Sie trug Männerklamotten und fing an, sich mit wenigen Gleichgesinnten zum Musikmachen zu treffen. Die Highschool schaffte sie noch, zum Studiumsabschluss reichte es nicht mehr.
Kurz bevor sie nach Los Angeles ging, um Sängerin zu werden, entstand dieses Foto fürs Familienalbum, wo Janis brav ein paar Folksongs zur Gitarre vorträgt. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte Janis Joplin noch in ihrer Heimat Texas - ausgerechnet in einer Anstalt zur Reintegration von Alkohol- und Drogensüchtigen.
Ihre ersten Erfahrungen als Sängerin verschwammen in Alkohol und Drogenexzessen. Sie sang in Clubs und machte Aufnahmen mit Jorma Kaukonen, dem Gitarristen von Jefferson Airplane. Doch richtig Fuß fassen konnte sie noch nicht. Dadurch, dass sie entweder betrunken oder stoned oder beides war, hatte sie bald den Spitznamen "Speed Freak". Sie kehrte nach ein paar Jahren zurück nach Texas.
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Blues, Party und erste Platte
Nach einer kurzen Auszeit in Texas ging's nach San Francisco. Im Hippieviertel Haight Ashbury ließ sie sich nieder und lernte die Bluesband Big Brother and the Holding Company kennen. Die Zusammenarbeit sah so aus: Die Band soff und schrammelte, Janis soff und sang sich die Seele aus dem Leib. 1967 kam das Debütalbum. Live brillierte sie neben Jimi Hendrix und den Stones beim Monterey-Popfestival.
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Das Mädchen wird zum Star
Die nächste Platte "Cheap Thrills" war Joplins erstes richtig großes Album. Sie knallte ihre Songs ins Mikrofon, dass es beim Zuhören fast weh tat. Die Holding Company wurde zahmer und begann, Janis wirklich zu begleiten. Mit "Piece Of My Heart" und "Ball And Chain" kamen 1968 die ersten Charts-Hits, die LP wurde vergoldet. Janis Joplin war ein Star geworden. Und zu einer der großen Hippie-Ikonen.
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Die nächste Band
Janis hatte die Company längst hinter sich gelassen. Eine neue Band musste her, mit Musikern, die es schafften, Janis' Stimme ebenbürtig zu sein. Die Kozmic Blues Band entstand, ein Haufen exzellenter Musiker, der allerdings viel zu groß war. Die Platte "I Got Dem Ol' Kozmic Blues Again Mama" kam - danach wurde die Band ausgedünnt und hieß dann The Full Tilt Boogie Band.
Zu Janis' kurzem turbulenten Leben gehörte auch ein kurzer Aufenthalt in Polizeigewahrsam. Sie hatte einem Polizisten gedroht, sie werde ihm ins Gesicht treten. Die Folge: eine Nacht in Haft. Ihr Anwalt holte sie raus und erwirkte beim Richter einen Freispruch wegen des Rechts auf Meinungsfreiheit. Eine Geldstrafe bekam sie aber später für Fluchen und obszönes Verhalten auf der Bühne aufgebrummt.
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Partypeitsche, Freak und Feministin
Janis' schillernde Persönlichkeit, das laute dreckige Lachen, ihre Geselligkeit und jede Menge Schnaps zog die Leute an wie das Licht die Motten. Sie war unkonventionell und stieg mit jedem ins Bett, Geschlecht egal. Ihr freies Leben elektrisierte auch die Feministinnen. Partyszenen wie oben zeigt die Filmdoku "Janis: A Little Girl Blue" der Regisseurin Amy Berg von 2015.
Bild: Fantality Corporation
Der beste Freund heißt "Southern Comfort"
Wenn die Party vorbei war und kein Partner für die Nacht zur Verfügung stand, dann blieb der Southern Comfort. Der Hersteller der Whiskymarke soll ihr 15.000 Dollar dafür gegeben haben, dass sie die Flasche oft in die Kamera hält. Auf diesem Bild nach einem Konzert ist sie keine Werbefigur, sondern der einsamste Mensch der Welt.
Janis Joplin starb am 4. Oktober 1970 an einer Überdosis Heroin. Absicht oder nicht - das ist nicht geklärt. Eine Theorie sagt, es sei aus Versehen geschehen, Janis habe nicht gemerkt, dass die Konzentration des Heroins sehr hoch war. Blues-Ikone Eric Burdon sagte über ihren Tod: "Die Königin des Blues starb nicht an einer Überdosis Heroin, sondern an einer Überdosis Janis".
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Ein lila Kleid mit pinkfarbener Federboa, unzählige Hals- und Armbänder: Janis Joplin unterhält sich mit dem Fernsehmoderator Dick Cavett. Ob sie ihre Heimatstadt mal besucht? Tatsächlich werde sie demnächst dorthin fahren, kommt die Antwort, anlässlich des zehnjährigen Klassentreffens. Ob sie ihren alten Klassenkameraden, die sie in der Schulzeit gemobbt und gehänselt haben, viel zu sagen habe, will Cavett von ihr wissen. Janis Joplin: "Yeah, ich gehe zu meinem Highschool-Treffen, Mann. Ja. Ich werde mit Glocken und Federn auftauchen und sagen: 'Erinnerst du dich an mich, Mann? Du hast mich aus dem Unterricht gelacht. Und - was machst du heute so? Immer noch 'nen Job an der Tankstelle?'"
Ein Moment des Triumphes und des Schmerzes im Leben des Megastars. Es ist der 25. Juni 1970. Janis Joplin wird nur noch vier Monate leben.
Klassentreffen mit Joint
Das Klassentreffen an der Thomas Jefferson High School im texanischen Port Arthur findet an einem warmen Samstagabend im August 1970 statt. Jemand hat eine Kamera dabei und filmt. Janis Joplin taucht, wie angekündigt, in bunten Hippie-Klamotten auf - mit Federboa in den Haaren, einer fast durchsichtigen Bluse und einer rosafarbenen runden Sonnenbrille. In der Hand hat sie einen riesigen Joint.
Sie ist ein Superstar - und scheint trotzdem ein bisschen unsicher zu sein, als ob sie spürt, dass sie auf der Party nicht besonders willkommen ist. Sie wirkt in der Tat wie ein bunter Fremdkörper inmitten der geschniegelten ehemaligen Schulkameraden, die sie teils neugierig, teils kopfschüttelnd beäugen. Jemand interviewt sie und fragt, wer sie vor zehn Jahren zum Schulabschlussball eingeladen habe. "Niemand", antwortet Janis, und man sieht es ihr an: Das sitzt immer noch tief.
Janis Joplin waren Konventionen egal
Janis Lyn Joplin, am 19. Januar 1943 in der Ölraffineriestadt Port Arthur geboren, konnte lesen, bevor sie zur Schule ging. Als 14-jähriges pummeliges und pickeliges Mädchen wurde sie gehänselt. Sie interessierte sich für Kunst und Literatur, schrieb Gedichte. "Ich fing an zu singen, als ich ungefähr 17 war, und für mich kam das, gelinde gesagt, als große Überraschung", sagte sie später - denn sie habe ihre laute Stimme eigentlich nur durch Zufall entdeckt.
Die innere Emigration im spießigen Milieu prägte irgendwann auch ihr Erscheinungsbild: Janis färbte ihr Haar orange, trug Männerkleidung oder zottelige Gewänder. Das von einem Minderwertigkeitskomplex geplagte Mädchen zog die Aufmerksamkeit auf sich. Eltern warnten ihre Kinder, nicht mit ihr zu verkehren, sie sei ein schlechter Einfluss.
Janis schaffte die Highschool und machte eine Ausbildung als Sekretärin. Später studierte sie Kunst an der University of Texas in Austin und wurde dort wegen ihres provokanten Erscheinungsbilds von einigen Kommilitonen zum "hässlichsten Mann an der Uni" erklärt.
Mit 18 Jahren kam sie nach San Francisco, das kulturell Lichtjahre von Port Arthur, Texas, entfernt war - und wurde quasi über Nacht zur Ikone der Hippie-Bewegung. Ihre Ankunft in der Musikszene war wie ein Erdbeben. Das unscheinbare Mädchen von damals landete auf dem Cover von "Newsweek". Unter dem Titel "Rebirth of the Blues" schrieb der Kritiker: "Beim ersten und inzwischen historischen Monterey International Pop Music Festival 1967 sprengte ein Nitroglyzerinsprengstoff namens Janis Joplin die Welt des Rock weit auf. Durch den Gesang mit der gequälten Leidenschaft, der zu ihrem Wahrzeichen geworden ist, ist sie der erste weibliche Superstar des Rock geworden."
Ganze fünf Jahre dauerte die Blitzkarriere. Das Ergebnis: 15,5 Millionen allein in den USA verkaufte Alben, internationale Anerkennung - und ein selbstzerstörerischer Lebensstil.
Später wurde bekannt, wie viele Briefe sie an ihre Eltern geschrieben hatte, wie sehr sie sich auch von ihnen Anerkennung wünschte. Die texanische Heimat konnte sie nie ganz abstreifen. Ein Journalist der "New York Times" schrieb: "Sie ließ keine Gelegenheit aus, ihre bürgerliche Heimatstadt als Hochburg der kleinstädtischen Intoleranz abzuschreiben." Wegen des Images der Sängerin, die auf der Bühne Whisky trank, erteilte ihr die texanische Großstadt Houston ein Auftrittsverbot. Und auch in ihrer Geburtsstadt ließ man sie spüren, dass sie hier nicht willkommen war. Für ihre Eltern war es entsetzlich, sie saufend und Obszönitäten schreiend auf der Bühne zu sehen. Trotzdem stand die Familie bis zum Schluss zu ihr.
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Mit Jimi Hendrix im Club 27
Der "Club 27"
Amy Winehouse, Kurt Cobain, Janis Joplin, Jim Morrison und viele mehr sind mit 27 Jahren gestorben. Alle waren Ikonen ihrer Zeit. Und leider Opfer ihrer kurzen Karrieren.
Bild: Chris Jackson/Getty Images
Never hear me when I cry at night
Bei Janis Joplin fing alles gleichzeitig an: Singen, Schnaps, Drogen und Karriere. Die Bands, die mit ihr spielten, schmückten sich mit ihrer außergewöhnlichen Blues-Röhre, für ein ungestörtes Partyleben gab es genügend Nachschub an Rauschmitteln. Joplin: "Auf der Bühne schlafe ich mit 25.000 Menschen - dann gehe ich allein nach Hause." Sie starb im Oktober 1970 an einer Überdosis Heroin.
Bild: Evening Standard/Getty Images
Break on through to the other side
Jim Morrison war das Lebensgefühl der späten 1960er in Person. Der Kopf der Doors drückte aus, was viele nicht in Worte fassen konnten und lebte es ihnen vor, ungestüm, obzön, mit allen Konsequenzen, ohne Rücksicht auf seine Band, die er schließlich auch verlassen musste. Morrison zog sich nach Paris zurück, wo er im Juli 1971 in einer Badewanne an einem Herzstillstand starb.
Bild: AP Photo/picture alliance
I swear that I don't have a gun
Kurt Cobain brachte sich im April 1994 mit einer Schrotflinte um. Karriere, Drogen und ein kranker Magen waren stärker als seine Familie. Sein Tod markierte nicht nur das Ende von Nirvana, sondern auch das Ende der Grunge-Ära: Musik gegen Angepasstheit und die fröhliche bunte heile Welt des Techno in den 1990ern. Oben ist Cobain in einer Filmszene aus der Doku "Cobain: Montage of Heck".
Sie war ein Shootingstar - mit einer grandiosen Stimme, die Millionen Fans berührte. Sucht und Selbstzerstörung begleiteten ihre Karriere. Am 23. Juli 2011 starb Amy Winehouse an einer Alkoholvergiftung. Die Soulsängerin war ein beliebtes Opfer der Paparazzi: Wenn sie zugedröhnt von einer Bühne stolperte oder aus einem Club getorkelt kam, wurde nicht geholfen, sondern gnadenlos fotografiert.
Bild: Chris Jackson/Getty Images
You can't always get what you want
Brian Jones war Gründungsmitglied der Rolling Stones. Während der Rest der Band sich darauf beschränkte, das Image als Blues spielende Rotzlöffel zu pflegen und Partyexzesse nicht zur Hauptbeschäftigung zu machen, konsumierte Jones das komplette Angebot bewusstseinserweiternder Substanzen. Den Stones wurde das zuviel, sie warfen ihn raus. Jones ertrank im Juli 1969 in seinem Swimmingpool.
Jimi Hendrix, falsch verstandene Rock-Ikone, Idol der Drogengeneration, Symbol der Hippiebewegung, Gitarrengott. Seine Karriere dauerte nur vier Jahre - irgendwann klappte es zwischen ihm und seinen Leuten musikalisch nicht mehr. Frustriert zog er sich zurück, nahm Drogen. Eines morgens im September 1970 schluckte er neun Schlaftabletten, erbrach sich im Schlaf und erstickte.
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Suicide is painless
Die Manic Street Preachers waren eine späte Antwort auf den Punk der 1970er: Grelle Shirts, Schminke, garstige Texte. Wenn jemand ihre Glaubwürdigkeit anzweifelte, ritzte sich Sänger Richey Edwards mit Messern die Haut auf - dass solche Auftritte Zeichen einer psychischen Erkrankung waren, erkannten wenige. Edwards verschwand im Februar 1995 spurlos - bis heute. Er war zu dem Zeitpunkt 27.
Bild: Band Photo/Photoshot/Picture-Alliance
Mein Freund, der Baum, ist tot
Sie gehört nicht offiziell zum Club 27: Alexandra. Vielleicht, weil sie "nur" eine deutsche Schlagersängerin war. Oder auch, weil sie nicht an einer der "typischen" Rock'n'Roll-Krankheiten gestorben ist. Fakt aber ist, dass sie 27 Jahre alt war, als sie im Juli 1969 bei einem selbst verschuldeten Verkehrsunfall zu Tode kam.
Bild: dpa/picture alliance
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Am 4. Oktober 1970 erschien Janis Joplin nicht zu einer verabredeten Aufnahmesession bei den Sunset-Sound Studios in Los Angeles. Dort hatte sie zusammen mit ihrer Full Tilt Boogie Band an ihrem Album "Pearl" gearbeitet. Ein Kollege fuhr zu ihrem Hotel; dort lag sie tot auf dem Fußboden. Todesursache: Überdosis an Heroin.
Die Gitarrenlegende Jimi Hendrix war gerade mal zwei Wochen davor gestorben, auch 27 Jahre alt. Jim Morrison von den Doors folgte im Juli 1971. Hendrix, Joplin und Morrison waren alle drei Ikonen der Hippie-Zeit.