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Blutige Anschläge in Afghanistan

6. Dezember 2011

Einen Tag nach der internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn werden aus dem Land am Hindukusch schwere Anschläge gemeldet. In Kabul und Masar-i-Scharif wurden mehr als 50 Menschen getötet.

Entsetzte Männer nach dem Anschlag in Kabul (Foto: dpa)
Entsetzen nach dem Anschlag in KabulBild: picture-alliance/dpa

In der afghanischen Hauptstadt sprengte sich am Dienstag (06.12.2011) ein Selbstmordattentäter inmitten schiitischer Muslime in die Luft, die sich anlässlich des Aschura-Festes im Zentrum von Kabul an einem Schrein versammelt hatten. Nach Angaben der Polizei wurden mindestens 54 Menschen getötet und mehr als 160 verletzt. Zu dem Bombenanschlag bekannte sich eine pakistanische Terrororganisation. Das teilte ein Sprecher der Organisation Lashkar e-Jhangvi al-Alami mit. Die Terrorgruppe wurde in der Vergangenheit für zahlreiche Anschläge auf Schiiten in Pakistan verantwortlich gemacht. Übergriffe auf das Nachbarland Afghanistan waren bislang nicht bekannt.

Anschlag auf Schiiten

Es wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt. Mit dem Aschura-Fest gedenken schiitische Muslime ihres Märtyrers Hussein, eines Enkels des Propheten Mohammed.

Nahezu gleichzeitig explodierte in der Nähe der wichtigsten Moschee im nordafghanischen Masar-i-Scharif eine auf einem Fahrrad befestigte Bombe. Vier Menschen wurden hier getötet, etliche verletzt. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich die pakistanische Organisation. In Masar-i-Scharif befindet sich auch ein Feldlager der Bundeswehr.

Gefecht um Einsatzgebiet der Bundeswehr

Aus dem Nordosten Afghanistans, dem Einsatzgebiet der Bundeswehr, wird zudem ein Gefecht zwischen afghanischen Sicherheitskräften und Aufständischen gemeldet. Mindestens zwei Polizisten seien getötet worden, teilte der Gouverneur der Provinz Badachschan, Abdul Rauf Rasikh, mit. Mindestens fünf weitere Einsatzkräfte würden noch vermisst. Sie seien möglicherweise von den radikal-islamischen Taliban gefangen genommen worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte bei einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Berlin ihr Beileid für die Opfer der Anschläge aus. Sie zeigten, dass weiter harte Arbeit für die Befriedung Afghanistans zu leisten sei, sagte Merkel.

Deutsch-afghanische Partnerschaft

Die Kanzlerin und der Präsident kündigten an, die deutsch-afghanische Zusammenarbeit über 2014 hinaus in einem Partnerschaftsabkommen regeln zu wollen. Deutschland fühle sich für das Schicksal Afghanistans verantwortlich, betonte Merkel. 2014 sollen die gegen die Taliban kämpfenden Truppen der NATO aus Afghanistan abgezogen werden.

Merkel und Karsai im Kanzleramt in BerlinBild: dapd

Dieses Datum bestimmte auch die Diskussionen auf der Internationalen Afghanistan-Konferenz am Montag in Bonn. Dabei sicherten Vertreter von 85 Staaten und 15 internationalen Organisationen dem Land am Hindukusch weitere Hilfe bis zum Jahr 2024 zu. Konkrete Summen der Finanzhilfe sollen erst auf einer Geberkonferenz in Tokio im Juli 2012 festgelegt werden.

Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung in Kabul dazu, die Korruption zu bekämpfen, sowie demokratische Reformen und den Aufbau einer unabhängigen Justiz voranzutreiben. Bundesaußenminister Guido Westerwelle nannte die Konferenz einen "Meilenstein". Von Bonn gehe die klare Botschaft aus, dass die internationale Gemeinschaft Afghanistan nicht im Stich lassen werde, sagte er zum Abschluss der Tagung.

Unmittelbar nach Ende der Konferenz in Bonn hatte Westerwelle Pakistan über den Verlauf des Treffens informiert. Nach Angaben des Auswärtigen Amts telefonierte der Minister mit seiner pakistanischen Kollegin Hina Rabbani Khar. Die Regierung in Islamabad hatte die Konferenz wegen eines NATO-Luftangriffs im Grenzgebiet zu Afghanistan boykottiert, bei dem 24 pakistanische Soldaten getötet worden waren.

Autor: Michael Wehling (dpa/rtr/afp/dapd)
Redaktion: Annamaria Sigrist

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