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Blutiger Doppelanschlag in Hasaka

14. September 2015

Bei zwei Selbstmordanschlägen haben IS-Terroristen in der Stadt Hasaka im Nordosten Syriens mindestens 26 Menschen mit in den Tod gerissen. Derweil plädiert nun auch Deutschland für Gespräche mit Machthaber Assad.

Die Feuerwehr löscht nach einem Bombenanschlag einen Brand in einem Gebäude der Kurdenmiliz im syrischen Hasaka (Foto: dpa)
Bereits am 19. August war eine Stellung der Kurdenmiliz in Hasaka Ziel eines BombenanschlagsBild: picture-alliance/dpa/A. Isa

Die erste Autobombe explodierte an einem Posten der kurdischen Sicherheitskräfte im Viertel Chaschman im Norden der Stadt Hasaka, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet. Dabei wurden sechs kurdische Kämpfer und zehn Zivilisten getötet. Der zweite Autobombenanschlag sei in der Innenstadt in der Nähe eines Sitzes der Nationalen Verteidigungskräfte verübt worden. Diese kämpfen im syrischen Bürgerkrieg an der Seite des Regimes von Staatschef Baschar al-Assad. Bei diesem Attentat wurden sieben Anhänger der Verteidigungskräfte sowie drei Zivilisten getötet. Zudem wurden bei dem Doppelanschlag mindestens 80 Menschen zum Teil schwer verletzt. Das syrische Staatsfernsehen gab die Zahl der Todesopfer beider Angriffe mit 20 an.

Hasaka war bis vor kurzem zweigeteilt in einen von Kurden und einen von Regierungstruppen beherrschten Teil. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte sich in Hasaka in den vergangenen Wochen heftige Kämpfe mit den Kurden und Anhängern des Regimes geliefert. Die Extremisten konnten vorübergehend Teile der Stadt einnehmen, wurden dann aber wieder vertrieben. Die regierungstreuen Truppen sind nach Angaben der Kurdenmiliz YPG inzwischen nahezu aufgerieben. Weite Teile der Stadt befänden nun unter Kontrolle der YPG. Die kurdische Miliz hat bisher Konfrontationen mit den regierungstreuen Truppen vermieden. Den kurdischen Kämpfern gelangen in den vergangenen Monaten mit Hilfe der US-Luftwaffe auch andernorts große Gebietsgewinne gegen den IS.

Schwer umkämpft: Die Stadt Hasaka im Nordosten Syriens

Sinneswandel in Berlin?

Angesichts der internationalen Flüchtlingskrise und Hunderttausender Toter im syrischen Bürgerkrieg zeichnet sich nun auch in Deutschland ein Kurswechsel gegenüber Präsident Baschar al-Assad ab. "Natürlich wird man auch mit Assad und seinen Leuten sprechen müssen", sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Sawsan Chebli, in Berlin. Verhandlungen mit Assad gelten als umstritten, da seine Truppen für den Großteil der Todesopfer in dem Konflikt verantwortlich gemacht werden. Immer mehr Regierungen plädieren inzwischen jedoch für Gespräche, um den Krieg endlich zu beenden. Deutschland hatte sich bei dem Thema bisher nicht festgelegt. Die Bundesregierung wiederholt allerdings bereits seit längerem nicht mehr die Forderung nach einem schnellen Abtreten Assads.

Chebli sagte, für eine Übergangslösung bedürfe es eines "wie auch immer gearteten Diskussionsprozesses - da werden Assad und sein Regime natürlich eine Rolle zu spielen haben". Zugleich warnte die Sprecherin davor, auf Assad als Garanten für eine Beendigung des Bürgerkriegs zu setzen. Die Bundesregierung sei besorgt über die militärische Unterstützung Russlands für Assad. Dies verkompliziere die Lage noch mehr. Es gebe für Syrien nur einen politischen und keinen militärischen Ausweg.

Russische Panzer bei Latakia

Russland hat nach Angaben aus US-Regierungskreisen sieben Panzer an einem Flugfeld nahe der syrischen Küstenstadt Latakia in Stellung gebracht. Dabei handele es sich um Panzer des Typs T-90, hieß es in Washington. Es sei auch russische Artillerie aufgefahren. Diese sei defensiv angeordnet und solle anscheinend das dort stationierte russische Personal schützen. Vergangene Woche hatte es in US-Regierungskreisen geheißen, Russland habe rund 200 Marinesoldaten auf den Flughafen verlegt, um ihn auszubauen.

Russland ist ein enger Verbündeter des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der im Bürgerkrieg im eigenen Land zunehmend in Bedrängnis gerät. Seit einiger Zeit kursieren Meldungen, Russland wolle Assad daher verstärkt militärisch unter die Arme greifen.

Der UN-Sondervermittler Staffan de Mistura arbeitet derzeit am Aufbau einer Syrien-Kontaktgruppe mit den USA und Russland sowie unter Einbeziehung der Länder der Region wie Iran, Türkei und Saudi-Arabien. In dem Krieg zwischen der Regierung und verschiedenen Oppositionsgruppen, darunter der Extremistenmiliz IS, sind über 250.000 Menschen getötet und zwölf Millionen vertrieben worden.

kle/uh (rtr, dpa, afpe)

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