Sieben Jahrzehnte Bob Dylan in einem Museum
10. Mai 20222016 erwarb die George Kaiser Family Foundation, ansässig in Tulsa, Oklahoma, ganze Lastwagenladungen von Fotos, Papieren und Tonträgern des amerikanischen Singer-Songwriters Bob Dylan. Das daraus bestehende Bob-Dylan-Archiv wird auf einen Wert von bis zu 60 Millionen Dollar geschätzt.
Damals fragten sich viele Menschen, warum solch ein großer Teil des Nachlasses Dylans von einer der reichsten Familien der USA ersteigert wurde. Erst 2021 gab sie bekannt: Im Bob Dylan Center sollen große Teile von Dylans Vermächtnis ausgestellt werden.
Dass das neue Museum in Oklahomas zweitgrößter Stadt, Tulsa, eröffnet wird, ist offenbar ganz im Sinne des mittlerweile 80-jährigen Künstlers. In einem Interview mit Vanity Fair kommentierte er die Entscheidung wohlwollend: Das Leben an den US-Küsten sei zwar "vibrierender", aber er selbst, der aus Minnesota stamme, habe schon immer das "lässige Summen des Landesinneren" bevorzugt.
Sammlung weltweit einmalig
Das dreistöckige Bob Dylan Center stellt mehr als 100.000 Objekte aus, die Bob Dylan im Laufe von sieben Jahrzehnten einmal besessen - oder erschaffen - hat. Dazu gehören handgeschriebene Liedtexte einiger seiner größten Songs, bisher unveröffentlichte Plattenaufnahmen und noch nie gezeigte Fotos und Filme, Kunstwerke und andere Gegenstände.
Das Museum will einen "intimen Einblick in den Arbeitsprozess des Künstlers" geben, heißt es auf der Internetseite. So beschäftigt sich eine Multimedia-Installation mit Dylans Leben von der Kindheit in Minnesota bis zum weltberühmten Folk-Musiker. In einem nachgebauten Studio kann man nachempfinden, wie sich eine Plattenaufnahme "anfühlt".
Außerdem wird es im Bob Dylan Center auch ein Kino geben. Dort sollen Filme gezeigt werden, in denen Dylan als Schauspieler zu sehen ist, für die er die Musik komponiert hat oder die sein Leben rekonstruieren. Etwa Martin Scorseses Dylan-Biografie "No Direction Home" (2005), die Doku "Don't Look Back" über Dylans Großbritannien-Tournee 1965 oder der Spielfilm "Pat Garrett jagt Billy the Kid" (1973), für den Dylan den Soundtrack geschrieben hat.
Ein Museum für eine lebende Legende
Schirmherr des Museums ist der Öl-Milliardär George Kaiser, der in Tulsa geboren wurde. Er zählt zu den reichsten Unternehmern Amerikas. Sein Vermögen wird auf derzeit rund zehn Milliarden Dollar geschätzt. Ein großer Teil davon fließt in die George Kaiser Family Foundation, die sich vor allem für die Bekämpfung von Kinderarmut einsetzt. Damit gehört er laut Business Weekly zu den spendabelsten Philanthropen der USA.
Bevor seine Foundation 2016 die Bob-Dylan-Devotionalien kaufte, erwarb sie 2010 auch Memorabilien des Folk-Sängers Woody Guthrie. 2013 wurde daraufhin das Woody-Guthrie-Center eröffnet, unweit dem Ort, wo nun das Bob-Dylan-Center steht. Bob Dylan dürfte das recht sein, Guthrie hatte seinen Aussagen nach zu urteilen einen prägenden musikalischen Einfluss auf ihn.
Dass dem Folk-Musiker und "National Treasure" Bob Dylan nun ein ganzes Museum gewidmet wird, kommt nicht von ungefähr. Im Laufe seiner einzigartigen Karriere hat Dylan weltweit mehr als 125 Millionen Tonträger verkauft, einige der populärsten Songs des 20. Jahrhunderts geschrieben und 11 Grammy Awards, den Literatur-Nobelpreis und die Freiheitsmedaille des Präsidenten der Vereinigten Staaten erhalten.
Staraufgebot zur Eröffnung
Im Vorfeld zur Museumseröffnung am 10. Mai fanden drei Konzerte mit Starbesetzung statt. Patti Smith, Elvis Costello und Gospel-Legende Mavis Staples gaben jeweils Konzerte wenige Tage vor der Eröffnung des Bob-Dylan-Centers. Für alle drei war Bob Dylan eine musikalische Inspiration.
Er selbst erschien nicht zur Eröffnung. Doch kürzlich wurde bekannt gegeben, dass eine fünf Meter hohe Metallskulptur, die von Dylan persönlich in seinem Studio entworfen und gebaut wurde, den Inneneingang des Zentrums schmücken wird.