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Politik

Bobi Wine: "Die Macht gehört dem Volk"

Frank Yiga
1. Oktober 2018

Er wurde verhaftet, soll brutal gefoltert worden sein und ist wegen Hochverrats angeklagt. Doch der Musiker und Oppositionelle Bobi Wine werde weiter für ein demokratisches Uganda kämpfen, sagt er im DW-Interview.

Uganda Kampala Oppositioneller Bobi Wine
Bild: Getty Images/AFP/I. Kasamani

DW: Sie haben den Begriff der "People Power Revolution" eingeführt. Was ist die "People Power Revolution" und welche Bedeutung hat sie für Uganda?

Bobi Wine: Die "People Power Revolution" ist eine Initiative, die in erster Linie alle Kräfte vereinen will, die Uganda verändern möchten. Es ist auch der Glaube an die Souveränität des Volkes, so wie es auch die Verfassung vorsieht: Die Macht gehört dem Volk. Im Grunde erinnern wir die Menschen an ihre Macht und an ihre Rechte, aber vor allem an ihre Fähigkeiten, diese Macht zu nutzen.

Wie können Sie die Menschen dazu bringen, daran zu glauben? 

Wir haben damit begonnen, den Menschen die Augen zu öffnen, um ihnen die Realität zu zeigen: Sie werden unterdrückt. Ihre Illusion des Friedens muss aufgedeckt werden, damit sie erkennen können, dass sie ihren Anführern gehorchen müssen - eigentlich sollte es umgekehrt sein. Die Menschen wussten nichts von den gravierenden Ungerechtigkeiten, die derzeit in Uganda stattfinden. Aber jetzt werden sie ans Licht gebracht.    

Der Abgeordnete und Musiker Bobi Wine will mehr Macht für das Volk in UgandaBild: DW/E. Lubega

Warum sind Ihre öffentlichen Auftritte von solch heftigen Sicherheitsvorkehrungen begleitet?

(Lacht) Wissen Sie, ich bin nur ein Musiker. Aber gleichzeitig bin ich ein Botschafter des Volkes. Die Leute, die bei meinen Auftritten zusammenkommen, wissen: Es geht nicht um mich. Sie sehen ihre eigene Stimme, reflektiert in meiner Person.

Hat das Regime Angst vor Ihnen?

Selbst wenn - mir wäre es lieber, sie hätten keine. Sie sollten eher über ihr gewaltsames Vorgehen besorgt sein. Sie haben noch eine Chance, das zu berichtigen. Sie sollten keine Angst vor mir haben, weil es nicht um mich geht. Es geht um uns alle.

Sie und Angehörige Ihrer Familie sind verfolgt und verhaftet worden, Ihr Chauffeur wurde getötet. Beängstigt das Sie und ihre Vertrauten? 

Natürlich jagt es mir Angst ein. Natürlich will jeder ein friedvolles Leben ohne Störungen leben. Aber wenn ich an die 32 Jahre der Unterdrückung (der Herrschaft Präsident Musevenis, Anm. d. Red.) denke, die bereits hinter uns liegen, dann gibt es nichts mehr zu fürchten. Wir können entscheiden, entweder unseren Frieden zu gewinnen oder für immer Sklaven zu bleiben. Die Angst ist nichts im Vergleich zum Eifer.

Sie sind des Hochverrats angeklagt. Warum?

Ich weiß, dass die Regierung so viele Gesetze anwenden oder - wie ich meine - missbrauchen würde, wie sie möchte, um uns zu stoppen. Deshalb haben sie mich angeklagt. Aus dem Grund haben sie mir etwas Falsches in die Schuhe geschoben, nämlich dass ich angeblich Waffen besitze. Sie werden versuchen, jedes Gesetz zu verdrehen, um uns zu kontrollieren. Aber wir sind nicht aufzuhalten. Martin Luther King hat einmal gesagt: Wenn ein Gesetz ungerecht ist, wird zur Pflicht, es zu missachten.

Sie haben gesagt, der Präsident solle sich daran erinnern, dass er eines Tages keine Macht mehr haben werde. Was haben Sie damit gemeint?

Präsident Museveni sollte sich daran erinnern, dass es eine Zeit gab, in der er nicht regierte. Und diese Zeit wird auch wieder kommen. Das ist eine Realität des Lebens. Er sollte der gute Führer aus seiner Anfangszeit sein und die Menschen respektieren. Denn sie werden immer danach streben, sich zu befreien. 

Präsident Yoweri Museveni regiert seit 36 Jahre in Uganda. Bild: picture alliance/AP Photo/B. Chol

Wie ist Ihre Vision für die Zukunft Ugandas?

Ich möchte in einem freien Uganda leben. Wir Menschen wollen fühlen, dass wir unserem Land etwas bedeuten. Wir möchten in einem Land leben, wo wir gleichberechtigt sind, egal aus welcher Volksgruppe oder Familie wir stammen. In einem Land, in dem man über alles reden kann, ohne geschlagen zu werden. Wo sich die Menschen sicher fühlen. Es ist eine breitgefasste Vision für Uganda, aber vor allem wollen wir die Freiheit haben, uns diesen Frieden vorzustellen. Doch es sieht so aus, als wäre uns das nicht erlaubt.

Lassen Sie sich für das Präsidentenamt bei der Wahl 2021 aufstellen?

Ich glaube die Frage nach dem Präsidentenamt lenkt ab - das sollte nicht auf eine einzelne Person reduziert werden. Es geht nicht um mich. Es geht um uns alle und jeder hat seine Rolle zu spielen. Sicher ist da ein Teil, den ich übernehmen soll. Aber im Moment geht es darum, die wichtigsten Schritte zu tun. Wir müssen zusammenkommen und überlegen, was wir umsetzen können. Und dann müssen wir das umsetzen.

Wenn Sie Präsident Yoweri Museveni treffen würden, welche Botschaft hätten Sie für ihn?

Wenn ich den Präsidenten träfe, würde ich ihn an die Versprechen erinnern, die in vielen Büchern dokumentiert sind. Und ich würde ihn daran erinnern, dass er auch einmal jung war. Und so wie er damals dachte, so denken wir jetzt auch.

Die Polizei greift gegen Demonstranten ein, die im August die Freilassung von Bobi Wine forderten. Bild: picture-alliance/AP Photo/R. Kabuubi

Bobi Wine ist Ihr Künstlername. Ihr bürgerlicher Name lautet Robert Kyagulanyi Ssentamu. Wie beeinflussen sich die beiden gegenseitig?

Die beiden Charaktere haben unterschiedliche Rollen inne. Als Kyagulanyi gehe ich in das Parlament und trage Angelegenheiten vor. Als Bobi Wine, Musiker, nutze ich das Mikrofon um meine Botschaften so weit wie möglich auszusenden. Ich denke, beide ergänzen sich gegenseitig.

Bobi Wine ist Musiker und seit Juli 2017 Abgeordneter der Opposition in Uganda. Der 36-Jährige nennt sich selbst "Präsident der Ghettos" und setzt sich für ein demokratisches Uganda ein. Im August wurde er bei einer politischen Versammlung festgenommen, im Gefängnis soll er gefoltert worden sein. Nach der Entlassung aus der Haft flog er zur medizinischen Behandlung in die USA, seit Ende September ist er wieder in Uganda. 

Das Interview führte Frank Yiga.

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