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Bodenverarmung erhöht Migrationsdruck

Johannes Beck17. Juni 2005

Wüstenbildung und der Verlust von wertvollem Ackerland schaffen in Entwicklungsländern Armut. Die Wüste ist aber auch ein Problem für Industrie-Nationen.

Afrikas Wüsten breiten sich aus und vertreiben die MenschenBild: AP

Es dürfte den wenigstens Menschen ein Begriff sein: Das Abkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung, kurz UNCCD. 1992 wurde es auf der Weltkonferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro aus der Taufe gehoben - zusammen mit den beiden bekannteren Konventionen über den Klimawandel und die Biodiversität.

Das Internationale Sekretariat der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung ist in Bonn angesiedelt. Dort forscht auch Janos Bogardi von der Universität der Vereinten Nationen. Er befasst sich mit den Folgen der Wüstenbildung und hat ihre Ursachen erforscht: "Armen Landwirten bleibt nichts anderes übrig, als die Umwelt weiter auszubeuten. So heizen sie den Teufelskreis einer kompletten Auslaugung der Naturressourcen, Bodennährstoffe und Wasservorkommen an", erläutert Bogardi. "Schließlich bleibt ihnen nur die Wahl wegzuziehen." An diese Probleme soll der alljährlich auf den 17. Juni gelegte Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre erinnern.

Warum?

Der Klimawandel gilt als Hauptursache für die Wüstenbildung. Dazu verschärfen die Landwirte das Problem, wenn sie zuviel Vieh weiden lassen, Wälder roden oder das Grundwasser leer pumpen. Weltweit sind nach Angaben der Vereinten Nationen 250 Millionen Menschen direkt von der Wüstenbildung betroffen und etwa eine Milliarde von ihr bedroht - ein gewaltiges Migrationspotential also.

Das Leben mit der Wüste gehört zum Alltag in Libyen (Foto: Archiv)Bild: AP

Besonders extrem ist die Situation in Afrika, hier vor allem in der so genannten Sahelzone. Das Gebiet machte bereits Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre mehrere Dürrekrisen durch. Als Antwort darauf schlossen sich neun Staaten der Sahelzone im Permanenten Komitee für Dürrekontrolle im Sahel (Comité Permanent Inter Etats de Lutte Contre la Sécheresse dans le Sahel, kurz CILSS) zusammen. "Die Verarmung des Bodens und die Wüstenbildung gehören zu den größten Bedrohungen für die Nahrungsmittelproduktion im Bereich Afrikas südlich der Sahara", sagt Issa Martin Bikienga vom CILSS. "Rückblickend kann man sagen, dass die Wüstenbildung die Armut in dieser Region verschlimmert hat, deren Wirtschaft in erster Linie von natürlichen Ressourcen abhängt." Nehme man bewässerte Flächen aus, seien 80 Prozent des Gebiets im Sudan und der Sahara und 90 Prozent der Fläche südlich der Sahara von der Wüstenbildung betroffen.

Auswirkungen in Europa

Auch in Europa leiden mehrere Regionen am Bodenverlust durch Trockenheit, besonders in Spanien. Auch hier an der Nordküste des Mittelmeeres bedrohen der weltweite Klimawandel und schlecht angepasste Landwirtschaftstechniken die Umwelt. Noch erwirtschaftet Spanien allerdings ein 14-fach höheres Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als das Nachbarland Marokko. Nur wenige Nachbarländer weisen weltweit größere Einkommensunterschiede auf. Spanien gehört deshalb, aber auch weil es EU-Mitglied ist, zu den Zielen afrikanischer Auswanderer und Flüchtlinge. Etwa acht Millionen Menschen aus den Maghrebstaaten leben bereits in der EU - fast täglich riskieren Flüchtlinge in Booten die Überfahrt von Marokko zu den Kanarischen Inseln oder ans Festland Spaniens.

Lösungen für das Problem Wüstenbildung sind kaum in Sicht: Zuerst müsste der weltweite Klimawandel gestoppt werden. Außerdem wäre es dringend nötig, dass sich die Landwirtschaft in den betroffenen Regionen besser an die Umwelt anpasst, ohne sie weiter zu zerstören. Bis dahin wird der Migrationsdruck durch die Wüstenbildung wohl eher zu- als abnehmen.

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