1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Boeing schätzt Pilotenverhalten falsch ein"

26. September 2019

Manchmal tun Menschen einfach nicht das, was man von ihnen erwartet. Im Falle von Boeing kann das zu Flugzeugabstürzen führen. Eine einfache Erkenntnis, zu der US-Unfallermittler gekommen sind.

Deutschland Flugsimulator Boeing 737
Ein Flugtrainer im Lufthansa-Simulator für Boing 737-JetsBild: picture-alliance/ dpa/S. Kugler

Zwei Boeing 737 MAX sind abgestürzt. 346 Menschen sind tot. Seit sechs Monaten bleiben alle Flugzeuge dieses Typs am Boden. Der Ausgangspunkt dieses Desasters liegt nach Ansicht der US-Transportsicherheitsbehörde (NTSB) in einer Fehleinschätzung.

Sowohl der Flugzeugbauer Boeing als auch die Luftfahrtbehörde FAA hätten falsch eingeschätzt, wie Piloten auf Warnmeldungen bei Fehlfunktionen antworten würden: "Wir haben bei den beiden Unfällen gesehen, dass die Crews nicht so reagierten, wie Boeing und die FAA annahmen", sagte ein NTSB-Vertreter in Washington.

Mehrere Warnmeldungen gleichzeitig

Die Behörde stellt fest, dass Piloten nicht so mit den als Hauptabsturzursache geltenden Problemen mit Boeings Steuerungsautomatik MCAS umgingen, wie Hersteller und Flugaufsicht es sich vorgestellt hatten. In der Realität seien die Piloten mit mehreren Alarm- und Warnmeldungen konfrontiert gewesen.

Bei der Zertifizierung müsse die Schnittstelle zum Menschen stärker beachtet werden, heißt es weiter. Maschinen reagierten auf gleiche Bedingungen immer gleich. "Menschen sind nicht so. Wir bitten die FAA nur, diesen Faktor bei der Zertifizierung von Flugzeugen wissenschaftlicher zu
berücksichtigen."

Der Boeing-Absturz in Äthiopien Bild: picture-alliance/dpa/M. Ayene

Die NTSB macht zugleich klar, dass es nicht um Kritik an den Piloten gehe. Diese seien nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen und würden von anderen Behörden analysiert. Die Ermittler nehmen vielmehr Boeing und die FAA in die Pflicht, mit angemessenen Mitteln und Methoden sicherzustellen, dass Flugcrews MCAS-Fehler richtig erkennen und darauf reagieren können.

Ende offen

Die Abstürze haben Boeing in eine beispiellose Krise gestürzt und viel Kritik an dem US-Flugzeugbauer laut werden lassen. Grünes Licht für eine Wiederzulassung der Boeing 737 MAX steht nach wie vor aus. Erst am Montag hatte die FAA, die nach den Abstürzen wegen ihrer Zertifizierungspraktiken selbst unter Druck geraten war, erklärt, es gebe noch keinen Termin für die Aufhebung des Verbots. Jedes Land solle darüber selbst entscheiden.

rb/se (afp, ap, dpa, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen