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Mordanklage gegen Gewerkschaftsboss

28. August 2016

Erst der Streik, dann die Gewalt. Nachdem in Bolivien Bergarbeiter den stellvertretenden Innenminister getötet haben sollen, steht das Land unter Schock. Nun müssen führende Gewerkschafter vor Gericht.

Die Beerdigung des getöteten Vize-Innenministers Rodolfo Illanes in La Paz (Foto: EPA)
Die Beerdigung des getöteten Vize-Innenministers Rodolfo Illanes in La PazBild: picture-alliance/dpa/ABI

Mord, schwerer Diebstahl, Besitz von Schusswaffen und Beteiligung an einer kriminellen Organisation. Die Liste der Anklagepunkte, die die Staatsanwaltschaft gegen Carlos Mamani aufführt, ist lang. Der Vorsitzende der Vereinigung der Bergbaugenossenschaften Fencomin wurde am Freitag festgenommen, gemeinsam mit mehreren anderen hochrangigen Mitarbeitern. Sein Verband hatte die Proteste und Straßenblockaden in Panduro organisiert, die wenige Tage zuvor eskalierten und in Gewalt umschlugen. Nach Regierungsangaben wurden dabei drei Bergarbeiter getötet und 17 Polizisten verletzt. Rund 40 Minenarbeiter sind noch in Polizeigewahrsam.

Auslöser der Proteste ist das kürzlich von der Regierung verabschiedete Bergbau-Gesetz, das die Rechte der überwiegend in selbstverwalteten Kooperativen arbeitenden "Mineros" einschränken soll. Die Gewerkschaft Fencomin fordert mehr Schürfrechte und das Recht, für private Unternehmen arbeiten zu dürfen, die den Bergarbeitern mehr Geld versprechen. Die Regierung hält dagegen, dass die Kooperativen ihren Status verlieren würden, sobald sie mit multinationalen Firmen zusammenarbeiten.

Nach dem Mord an Rodolfo Illanes bringen Polizisten Bergleute zum VerhörBild: picture-alliance/AP Photo/J. Karita

Mitte der vergangenen Woche schlugen die Proteste schließlich in Gewalt um, nachdem Bergarbeiter der Fencomin, bewaffnet mit Dynamit, eine Autobahn blockiert hatten. Am Donnerstag wurde der stellvertrende Innenminister Rodolfo Illanes nach Panduro geschickt, um mit den Bergarbeitern zu sprechen. Dabei wurde er von Demonstranten gekidnappt und getötet. Laut Autopsie starb Illanes an einem Schädeltrauma und Brustverletzungen.

Die Tat sorgte nicht nur in Bolivien selbst für Bestürzung. Schließlich galt der linke Präsident Evo Morales lange Zeit als Verbündeter der Gewerkschaften. 2006 war der ehemalige Kämpfer für die Rechte der Coca-Bauern zum Staatsoberhaupt gewählt worden. Auch zu den Bergbauern pflegte Morales ein gutes Verhältnis.

Die jüngsten Proteste jedoch bezeichnete der Sozialist als "Verschwörung gegen die Regierung" und lehnte jegliche Verhandlungen ab. In Bolivien arbeiten Schätzungen zufolge rund 100.000 Minenarbeiter in Kooperativen. In dem Land werden hauptsächlich Zink und Eisen, aber auch die Edelmetalle Silber und Gold abgebaut.

djo/as (ap, rtr)

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