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Politik

Bolivien verklagt Chile wegen Meerzugang

20. März 2018

Bolivien klagt in Den Haag: Chile weigere sich, über den Zugang zum Pazifik für Bolivien zu verhandeln. Chiles Präsident Piñera sieht keinen Bedarf, über Grenzen zu sprechen. Das Problem ist über 100 Jahre alt.

Chile La Portada in Antofagasta
Die Küste im Norden Chiles - Bolivien möchte davon ein Stückchen abbekommenBild: picture-alliance/dpa/EPA/J. Valdés Larrondo

Der jahrelange Rechtsstreit zwischen Bolivien und Chile um einen bolivianischen Zugang zum Meer geht in die entscheidende Phase: Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag haben die mündlichen Plädoyers beider Staaten begonnen.

Bolivien unterstreicht seine Forderung nach einem souveränen Zugang zum Pazifik. Der Botschafter des Landes Eduardo Rodriguez Veltzé forderte, das Gericht müsse Chile zu Verhandlungen darüber verpflichten.

Gebietsverlust vor 114 Jahren

Bolivien hatte den Zugang zum Pazifischen Ozean nach dem Salpeterkrieg gegen Chile Ende des 19. Jahrhunderts verloren. Im Friedensvertrag von 1904 waren die heutigen Grenzen zwischen Chile, Bolivien und Peru festgelegt worden. "Bolivien hatte vor dem Krieg rund 400 Kilometer Küste, heute nichts", sagte der Botschafter. Bolivien erhofft sich von dem Zugang zum Meer einen enormen Impuls für Handel und Export.

Boliviens Präsident Evo Morales beim IGH: "Chile erfüllt seine Versprechen nicht."Bild: Reuters/D. Morales

An der Anhörung vor den höchsten Richtern der Vereinten Nationen am Montag nahm auch der bolivianische Präsident Evo Morales teil, der den Konflikt als "eine offene Wunde" bezeichnete. Er betonte sein Vertrauen in eine gerechte Entscheidung Den Haags. "Nachdem wir seit 139 Jahren vom Meer abgeschnitten sind, sind wir heute hierher gekommen, um der Welt zu zeigen, dass Chile seine Versprechen nicht erfüllt", sagte er Journalisten. Jahrzehntelang habe Chile eine Lösung zugesagt, doch Verhandlungen darüber abgebrochen. "Wir fordern nur, dass Chile zum Verhandlungstisch zurückkehrt", betonte der bolivianische Botschafter.

Chile: Gespräche - ja, Grenzverschiebungen - nein

Chile lehnt solche Verhandlungen ab. Präsident Sebastián Piñera erklärte in Santiago de Chile zwar seine Bereitschaft zum Dialog, fügte jedoch hinzu: "Es stehen keine Diskussionen zu den Grenzen mit Bolivien offen." Chile sei zu Grenzverhandlungen nicht verpflichtet und erfülle lediglich den Friedensvertrag von 1904. Auf Twitter schrieb Piñera zur umstrittenen Region Antofagasta: "Seit dem Vertrag von 1904 ist Antofagasta chilenisch gewesen und es wird chilenisch bleiben."

Der neue Außenminister Roberto Ampuero betonte vor seiner Abreise nach Den Haag: "Kein einziger Quadratzentimeter chilenisches Territorium steht auf dem Spiel."

Protestaktion in Bolivien: eine fast 200 Kilometer lange Fahne, so blau wie das MeerBild: picture-alliance/Ap Photo/J. Karita

Vor einer guten Woche brachte Bolivien mit einem knapp 200 Kilometer langen Banner seine Forderung nach einem Meereszugang zum Ausdruck. Rund 17.000 Militärs und 4000 Polizisten rollten die Fahne auf der Landstraße von der Hauptstadt La Paz im Westen des Landes nach Oruro weiter südöstlich aus. Nach Angaben der Regierung nahmen rund 100.000 Menschen an der Kundgebung teil. "Diese Fahne, die größte der Welt, ist ein lebendes Zeugnis unseres Willens, eine über 100 Jahre währende Isolierung zu überwinden", sagte Staatschef Evo Morales. Tausende Bolivianer hatten die Fahne auf Morales' Wunsch angefertigt, um die "Einigkeit des Landes" in der Kontroverse mit Chile zu beweisen.

Bolivien hatte 2013 die Klage beim Internationalen Gerichtshof eingereicht. Die mündlichen Plädoyers erstrecken sich über zwei Wochen. Ein Urteil wird Ende des Jahres erwartet.

ust/jm (dpa, epd)

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