Bolivien: Morales-Anhänger halten 200 Soldaten als Geiseln
3. November 2024Anhänger des ehemaligen bolivianischen Präsidenten Evo Morales haben nach Angaben der Regierung mindestens 200 Soldaten als Geiseln genommen. Drei Militäreinheiten seien im Gebiet Chapare im Departement Cochabamba in Bolivien "von irregulären Gruppen angegriffen" worden, teilte das bolivianische Außenministerium mit. Die Angreifer halten demnach mehr als 200 Militärangehörige als Geiseln fest. Zum konnten sie Waffen und Munition in ihren Besitz bringen.
Gegen Morales laufen Ermittlungen
Seit Mitte Oktober blockieren Morales-Anhänger im Zentrum Boliviens rund 20 Straßen, um gegen eine "juristische Verfolgung" des Ex-Präsidenten zu protestieren. Die Regierung hatte die Armee entsandt, um der Polizei bei der Auflösung der Blockaden zu unterstützen. Ein von bolivianischen Medien veröffentlichtes Video zeigte 16 Soldaten, die von mit angespitzten Stöcken bewaffneten Demonstranten umringt sind. "Das Cacique-Maraza-Regiment ist von Tipnis-Aktivisten übernommen worden", sagt einer der Soldaten in dem Video. "Sie haben uns Wasser und Strom abgestellt und halten uns als Geiseln." Tipnis ist eine Hochburg von Morales-Anhängern.
Gegen den 65-jährigen Morales laufen derzeit Ermittlungen wegen des Vorwurfs, während seiner Amtszeit im Jahr 2015 eine 15-Jährige vergewaltigt zu haben. Der Ex-Präsident weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet die Beschuldigungen als einen Versuch, ihn von der Rückkehr an die Macht abzuhalten. An diesem Freitag verkündete Morales zunächst einen Hungerstreik, um die Regierung zu Verhandlungen zu bewegen. Später forderte er seine Unterstützer auf, die Straßenblockaden zu beenden, um "Blutvergießen zu verhindern".
Morales und Arce waren früher Verbündete
Obwohl er laut Verfassung nicht erneut kandidieren darf, will Morales seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher, Präsident Luis Arce, herausfordern und für die linksgerichtete MAS bei der Präsidentschaftswahl im August 2025 kandidieren. Morales versuche, mit den Protesten unter anderem eine verfassungswidrige Kandidatur durchzusetzen, sagte Arce.
Der linksgerichtete Morales war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens und lange sehr beliebt - bis er versuchte, die Verfassung zu umgehen und 2019 eine vierte Amtszeit anzustreben. Er gewann zwar die Wahl, trat aber nach heftigen Protesten zurück und floh vorübergehend aus dem Land.
pg/sti (dpa, afp)
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