Bolivien: Stichwahl zwischen zwei Oppositionskandidaten
18. August 2025
In Bolivien wird nach vorläufigen Ergebnissen der Präsidentschaftswahl vom Sonntag eine Stichwahl über die künftige Staatsführung entscheiden. Keiner der Kandidaten erreichte im ersten Durchgang die erforderliche Mehrheit, wie die Wahlbehörde nach Auszählung von etwa 90 Prozent der Stimmen mitteilte.
Überraschender Sieg von Senator Paz
Auf dem ersten Platz landete laut der Wahlbehörde der Mitte-Rechts-Politiker Senator Rodrigo Paz Pereira von der Christlich Demokratischen Partei (Partido Demócrata Cristiano) mit rund 32 Prozent der Stimmen. Hinter ihm folgt mit knapp 27 Prozent Ex-Präsident Jorge "Tuto" Quiroga von der rechtsgerichteten Partei Freiheit und Demokratie (Libertad y Democracia").
Der ebenfalls rechtsgerichtete Unternehmer Samuel Doria Medina, den Umfragen lange als Favoriten gesehen hatten, kam mit knapp 20 Prozent lediglich auf Platz drei und verpasste damit den Sprung in die zweite Wahlrunde.
Paz und Quiroga treten somit am 19. Oktober in der Stichwahl gegeneinander an. Damit erwartet das südamerikanische Land nach fast zwei Jahrzehnten linker Regierungen ein politischer Richtungswechsel.
Parteiinterner Machtkampf bei der MAS
Der Kandidat der linksgerichteten Regierungspartei Bewegung hin zum Sozialismus (Movimiento al Socialismo, MAS), Eduardo del Castillo, kam nur auf 3,16 Prozent der Stimmen. Bei der vorherigen Wahl hatte der amtierende Präsident und MAS-Politiker Luis Arce noch mit 55 Prozent die Abstimmung im ersten Durchgang gewonnen. Dieses Mal war er wegen sinkender Popularität nicht angetreten.
Den Wahlen vorausgegangen war auch ein parteiinterner Machtkampf im sozialistischen Lager. Der Ex-Präsident und ehemalige MAS-Politiker Evo Morales hatte vergeblich versucht, eine erneute Kandidatur durchzusetzen, die allerdings wegen einer Amtszeitbegrenzung in der Verfassung nicht erlaubt ist. Er hatte schließlich zur Stimmenthaltung aufgerufen. Dem Appell folgten etwa 19 Prozent der Wähler.
Bolivien tief in der Wirtschaftskrise
Die Wahl in Bolivien fanden inmitten einer schweren Wirtschaftskrise statt. Die Inflationsrate liegt bei fast 25 Prozent, es herrscht ein Mangel an Treibstoff, Medikamenten und ausländischen Devisen. Die linke Regierung setzte stark auf Subventionen, vor allem für Treibstoffe, was den Staatshaushalt belastete. Ländliche und indigene Regionen sind besonders von Armut betroffen. Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet und wegen der schlechten Wirtschaftslage kommt es immer wieder zu Protesten.
International sorgt der Machtwechsel für Aufmerksamkeit, denn Bolivien verfügt über die weltweit größten Lithiumreserven. Lithium ist ein zentraler Rohstoff für E-Autos und Batterien. Für die globale Energiewende spielt er deswegen eine wichtige Rolle. Die Förderung kommt allerdings bislang nur langsam voran, ein Regierungswechsel könnte Investitionen erleichtern.
Neben der Präsidentenwahl wurde auch ein neues Parlament bestimmt.
ch/se (dpa, kna, afp, rtr)