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Politik

Bolsonaro schickt Armee nach Amazonien

8. Mai 2020

Um gegen illegale Abholzung und Waldbrände vorzugehen, hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro Soldaten in die Amazonasregion im Norden des Landes beordert. Umweltschützer zeigen sich skeptisch.

Ein Lkw transportiert Holz aus dem Amazonas-Regenwald (Foto: picture-alliance/dpa/F. Kopp)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Kopp

Der brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro hat die Entsendung von Armeeeinheiten in die Amazonasregion angeordnet. Sie sollen dort gegen illegale Abholzung und Waldbrände vorgehen, wie aus einer Veröffentlichung im "Diário Oficial", einer Art Amtsblatt, hervorgeht. Der Einsatz der Streitkräfte ist demnach zunächst auf den Zeitraum vom 11. Mai bis 10. Juni beschränkt. Er könnte jedoch wie schon im vergangenen Jahr ausgeweitet werden.

Konkret betrifft die Anordnung die Bundesstaaten Acre, Amapa, Amazonas, Mato Grosso, Para, Rondonia, Roraima, Tocantins sowie die Amazonasgebiete von Maranhao. Wie stark das dorthin entsendete Truppenkontingent sein wird, ist noch nicht bekannt.

Wirtschaft statt Umwelt

Kritiker werfen dem rechtspopulistischen Präsidenten vor, in Brasilien ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Holzfäller und Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodungen ermutigt sehen. Bolsonaro hat wiederholt betont, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbindet.

Spricht sich für eine Legalisierung der Goldgräberaktivitäten aus: Jair BolsonaroBild: Imago Images/Fotoarena/R. Pereira

Seit seinem Amtsantritt Anfang 2019 schwächte der Staatschef gezielt die Umweltbehörde IBAMA - Personal und Kontrollen wurden weniger. Zuletzt hatte Bolsonaro klargemacht, dass er mit deren rigorosem Vorgehen gegen illegale Goldsucher nicht einverstanden ist. Führende IBAMA-Beamte wurden entlassen und durch Polizisten oder Militärs ersetzt.

Der Regenwald schwindet

Nach Ansicht von Umweltschützern wird die Anwesenheit der Soldaten die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes nur kurzfristig eindämmen. Die Armee könne die Arbeit der Umweltbehörden nicht ersetzen, heißt es. Mitte vergangenen Jahres hatte die Zunahme der Abholzung und der Waldbrände in der Amazonasregion weltweit für Besorgnis gesorgt. Bolsonaro schickte schon damals Soldaten in das Gebiet, woraufhin sich die Lage gegen Jahresende entspannte.

Im ersten Quartal 2020 nahm die Abholzung - im Vergleich zum Vorjahresquartal - jedoch wieder um etwa 50 Prozent zu. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) wurden im Januar, Februar und März dieses Jahres insgesamt 796 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt, was etwas mehr als der Fläche von Hamburg entspricht. 2019 waren für diesen Zeitraum 526 Quadratkilometer gemessen worden.

wa/sti (kna, dpa)