Bombe in Moskauer U-Bahn
6. Februar 2004Die vielen Opfer hatten am Freitagmorgen (6.2.) keine Chance. Die Explosion in einer U-Bahn ereignete sich zwischen zwei U-Bahnhöfen südlich des Moskauer Stadtzentrums. Anschließend brach ein Feuer im U-Bahn-Schacht aus. Am Ausgang der Awtosawodskaja-Station herrschte kurz darauf ein heilloses Chaos. Besorgte Menschen suchten verzweifelt nach ihren vermissten Angehörigen.
Zug fuhr zunächst weiter
"Meine Tochter ist da drin!", schrie eine Frau unter Tränen berichtet die Nachrichtenagentur afp. Augenzeugen sprachen von einem Blutbad. Überall lägen Leichenteile herum. Vize-Innenminister Alexander Tschekalin sagte am Unglücksort, der U-Bahn-Fahrer habe den Zug nach der Explosion nicht anhalten können. Die Bahn sei noch hundert Meter durch den Tunnel gerollt. Dutzende Krankenwagen und Löschzüge waren im Einsatz.
Wie die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf einen Verantwortlichen des Katastrophenschutzministeriums meldete, könnte die Zahl der Toten weiter steigen. "Es war ein Anschlag", sagte Polizeisprecher Kirill Masurin. Daran gebe es "keinen Zweifel". Vermutlich habe ein Selbstmordattentäter einen starken Sprengsatz gezündet. Zuvor hatte auch der Inlandsgeheimdienst FSB einen terroristischen Anschlag vermutet.
Wer waren die Drahtzieher?
Die Explosion fand gut einen Monat vor der Präsidentschaftswahl in Russland statt, bei der Amtsinhaber Wladimir Putin als haushoher Favorit gilt. Erst am 9. Dezember 2003 hatte sich nach der russischen Parlamentswahl eine Selbstmordattentäterin vor dem Hotel National in direkter Nähe der Staatsduma in die Luft gesprengt und fünf Menschen mit in den Tod gerissen. Wenige Tage zuvor waren bei einem Attentat auf einen Pendlerzug im Süden Russlands mehr als vierzig Menschen ums Leben gekommen.
In beiden Fällen vermuteten die russischen Behörden tschetschenische Rebellen als Drahtzieher. Auch 1999 waren Moskau und andere russische Städte Ziel mehrerer Anschläge, bei denen insgesamt rund 170 Menschen getötet wurden. (hh)