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Bombe tötet Vorsitzenden des irakischen Regierungsrats

18. Mai 2004

Neuer Rückschlag beim Wiederaufbau im Irak: Sechs Wochen vor der geplanten Machtübergabe an eine irakische Regierung wurde der Vorsitzende des irakischen Regierungsrats, Isseddin Salim, durch eine Autobombe getötet.

Schwarzer Rauch über BagdadBild: AP

Bei dem Anschlag durch einen Selbstmordattentäter kamen nach irakischen Angaben acht weitere Menschen ums Leben. Salim war nach Berichten von Augenzeugen in einem Konvoi aus fünf Fahrzeugen unterwegs, als ein Auto neben ihm an der Straßensperre vor dem US-Hauptquartier in Bagdad explodierte.

Isseddin Salim ist das zweite Mitglied des von den USA ernannten Regierungsrats, das einem Attentat zum Opfer fiel. Er war einer von neun Politikern, die sich im monatlichen Wechsel an der Spitze des von den USA eingesetzten Regierungsrates ablösen. Am 20. September 2003 war die Politikerin Akila el Haschimi getötet worden. Salim war Führer der Islamischen Dawa-Bewegung in der südirakischen Stadt Basra. Zu seinem Nachfolger wurde der sunnitische Ingenieur Ghasi Maschal Adschil el Jawer gewählt. El Jawer soll das Amt bis zur Machtübergabe an die Iraker am 1. Juli 2004 innehaben.

"Grausamer Schlag"

US-Zivilverwalter Paul Bremer sprach von einem tragischen Verlust. Salim habe viel zur Arbeit des Regierungsrates beigetragen und sich für einen demokratischen Irak eingesetzt. "Die Terroristen, die Irak zerstören wollen, haben mit dieser abscheulichen Tat einen grausamen Schlag versetzt. Aber sie werden besiegt werden", sagte Bremer.

Auch der britische Außenminister Jack Straw verurteilte den Anschlag. Es habe sich wieder gezeigt, "dass die Terroristen und Aufrührer in Irak versuchen, die friedliche Übergabe der Macht von den Besatzern auf die irakische Bevölkerung zu stören", sagte Straw auf dem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Er mahnte, an der geplanten Machtübergabe müsse festgehalten werden. EU-Chefdiplomat Javier Solana sagte, Ziel sei der Aufbau eines stabilen Irak, "in dem die Iraker die Verantwortung für die Zukunft ihres Landes haben".

Jahre im Exil

Isseddin Salim, Präsident des irakischen Regierungsrates getötetBild: AP

Salim wurde 1943 im südirakischen Basra geborene. Der schiitische Politiker war 1975 wegen Aktivitäten gegen das Regime von Saddam Hussein festgenommen worden und hatte anschließend mehrere Jahrzehnte im kuwaitischen und iranischen Exil verbracht. Der Autor zahlreicher Bücher über religiöse Fragen und arabische Geschichte war erst nach dem Sturz Saddams in den Irak zurückgekehrt. Er saß zusammen mit Ibrahim el Dschafari für die islamische Dawa-Partei im provisorischen Regierungsrat.

Wie die meisten Mitglieder des Regierungsrats, so hatte sich auch Salim gegen die Vorschläge des UN-Sondergesandten Lakhdar Brahimi ausgesprochen, der in Bagdad eine unpolitische Übergangsregierung bilden will, die am 30. Juni 2004 die Macht von den Amerikanern übernehmen soll. "Die meisten Ratsmitglieder wollen, dass die Ministerien zwischen den verschiedenen (im Rat vertretenen) politischen Parteien aufgeteilt werden", sagte er drei Tage vor seinem Tod. (mik)

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