Bombenanschläge in Bombay
25. August 2003Die Umgebung des Wahrzeichens von Bombay am Hafen der indischen Millionenmetropole bietet ein Bild der Verwüstung. Nach einer gewaltigen Explosion ist der Platz um den "Gateway of India" mit Autoteilen und Glassplittern übersät, überall klebt Blut. Von dem knapp 30 Meter hohen Steinbogen am Hafen, buchen Besucher der Stadt gerne Bootsfahrten ins Arabische Meer.
Eine andere Bombe ging beinahe zur selben Zeit in einem belebten Basar nahe eines Hindu-Tempels in die Luft. Beide Bomben sollen in Taxis versteckt gewesen sein. Mehr als 40 Menschen wurden getötet, über 100 verletzt. Während die Polizei von mindestens zwei Bombenanschlägen sprach, erklärte ein Mitarbeiter des Innenministeriums des Bundesstaates Maharashtra, es habe sogar vier Explosionen gegeben. Er bestätigte jedoch nicht, dass es sich bei allen um Anschläge handelte. Bislang hat sich noch niemand zu den Explosionen bekannt.
Der Schock sitzt tief
"In und auf meinem Taxi lagen Beine und Hände", berichtete ein Taxifahrer. Wie durch ein Wunder sei er unverletzt davongekommen. Ein Arzt des Bombayer Krankenhauses berichtete, dass viele Verletzte mit schweren Verbrennungen eingeliefert worden seien, einige bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Viele seien von in Panik geratenen Menschen niedergetrampelt worden. Ob Ausländer unter den Opfern sind, ist bislang noch unklar.
Bomben mit religiösen Motiven?
Als Hintergrund der Bombenanschläge werden Spannungen zwischen Moslems und Hindus vermutet. Nur wenige Stunden vor den Detonationen hatte die Regierung einen archäologischen Bericht über eine religiöse Stätte in der nördlichen Stadt Ayodhya herausgegeben, die sowohl von Hindus als auch von Muslimen beansprucht wird.
Es wäre nicht das erste Mal, dass aufgrund religiöser Auseinandersetzungen Bomben explodieren. Die Attentate erinnern an eine Anschlagserie 1993. Damals hatten Attentäter innerhalb von anderthalb Stunden 13 Bomben in Bombay gezündet - mehr als 250 Personen kamen ums Leben. Für die Anschläge wurden Moslem-Extremisten verantwortlich gemacht, die den Tod von Glaubensbrüdern bei Unruhen zwischen Moslems und Hindus rächen wollten.
Pakistan verurteilt Anschläge
"Wir verurteilen diese Anschläge", sagte ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums, "wir verurteilen alle Taten des Terrorismus und ich denke, dass solche mutwilligen Angriffe auf Zivilisten auf die schärfstmögliche Weise verurteilt werden sollten."
Indien hatte für Anschläge wie den auf das Bundesparlament in Neu-Delhi im Dezember 2001 in Pakistan ansässige Moslem-Extremisten verantwortlich gemacht, die für die Unabhängigkeit des überwiegend von Moslems bewohnten indischen Teil Kaschmirs kämpfen. Pakistan hat stets Vorwürfe Indiens zurückgewiesen, hinter Anschlägen von Moslem-Extremisten zu stehen. (iw)