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"Bonjour tristesse": Börsianer pessimistisch für Konjunktur

10. Juli 2023

Die schlechten Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft werden zahlreicher. Alle Zeichen deuten auf eine sich verfestigende Rezession hin. Für Profi-Investoren sind die "goldenen deutschen Jahre vorüber".

Deutschland | Produktion beim Ventilatoren-Hersteller ebm-papst in Mulfingen
Bild: Philipp Reinhard/ebm-papst

Die Rezessionssorgen der Börsianer für die Euro-Zone sind zu Beginn des zweiten Halbjahres erneut gestiegen. Das entsprechende Konjunkturbarometer sank im Juli um 5,5 auf minus 22,5 Punkte, wie die Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer monatlichen Umfrage unter rund 1200 Investoren mitteilte. Das ist nicht nur der dritte Rückgang in Folge, sondern auch der niedrigste Wert seit November 2022. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf minus 18,0 Zähler gerechnet.

"Was wir derzeit erleben, ist also eindeutig ernster zu nehmen als eine übliche Sommer-Flaute", sagte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. Die Euro-Zone bleibe im Rezessions-Modus. Unterstrichen werde das durch die ebenfalls schlechter bewertete Lage: Dieses Barometer rutschte mit minus 20,5 Zählern ebenfalls auf den schlechtesten Wert seit November 2022 ab, als es um die Sicherung der europäischen Energieversorgung ging. Während die hohe Inflation nach wie vor die Kaufkraft der Verbraucher belastet, setzen die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) etwa der Baubranche zu.

Vertrauen in deutsche Konjunktur "hat sich entkoppelt"

Auch das Konjunkturbarometer für Deutschland fiel, und zwar um 7,3 auf minus 28,4 Punkte. Das ist ebenfalls der dritte Rückgang in Folge und auch der niedrigste Wert seit November 2022. "Die goldenen deutschen Jahre sind vorüber", kommentierte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle die negative Entwicklung. "In keinem anderen Land ist die Stimmung so schlecht, in keinem anderen Land sinkt sie so schnell wie in Deutschland." Der Vorsprung, den die Finanzanalysten der deutschen Volkswirtschaft im vergangenen Jahrzehnt lange eingeräumt hätten, sei schon vor der Corona-Krise verspielt worden. "Seit dem Ausbruch des Kriegs gegen die Ukraine hat sich das Vertrauen in die deutsche Konjunktur sogar noch weiter von der globalen Entwicklung entkoppelt", sagte Scheuerle und fügt hinzu: "Bonjour tristesse". Das Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft Europas ist zuletzt zwei Quartale in Folge geschrumpft, womit sie offiziell in einer Rezession steckt. Viele Ökonomen rechnen auch im Gesamtjahr mit einer leicht schrumpfenden Wirtschaft.

Als einzige große westliche Region behauptet sich die US-Wirtschaft auf dem niedrigen Niveau des Vormonats. "Vor allem der US-Arbeitsmarkt trotzt bislang sämtlichen nationalen und internationalen Belastungsfaktoren", hieß es bei Sentix angesichts der niedrigen Arbeitslosenquote und vieler neuer Jobs. Dadurch verharrte das Barometer bei minus 3,7 Zählern.

hb/nm (rtr)

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