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Bonusfrage wird im Wahlkampf aufgebauscht

18. September 2009

Alles redet über eine Begrenzung der Manager-Boni, obwohl die eigentlichen Probleme ganz woanders liegen, meint Christoph Hasselbach in seinem Kommentar.

Kommentar-Symbolbild
Bild: DW

War da was? Gab's da eine Krise? Die Weltwirtschaft zieht wieder an, Land um Land arbeitet sich aus der Rezession heraus, unterschiedlich schnell zwar, aber die Richtung ist eindeutig: Ein Ende der Krise zeichnet sich ab. So merkwürdig das klingen mag, aber darin liegt eine große Gefahr. Denn mit jedem Tag, an dem es aufwärts geht, nimmt der Reformdruck ab. Aber wer vergisst, was die Krise ausgelöst hat, wird früher oder später in die nächste schliddern. Vertreter der Finanzwelt flüstern bereits ihren Regierungschefs ein, zu viel staatliche Kontrolle ihres Sektors werde den Aufschwung wieder in Gefahr bringen.

Buhmann Brown

Christoph HasselbachBild: DW

Von daher kommen dieser Gipfel und der wesentlich wichtigere von Pittsburgh in einer Woche vielleicht gerade noch rechtzeitig. Manche Kritiker sagen, die Bankenlobbyisten hätten bereits ganze Arbeit geleistet. Denn auf einer Deckelung der Boni, wie sie vor allem Frankreich gefordert hat, will plötzlich niemand mehr bestehen, auch Präsident Sarkozy nicht.

Der schärfste Gegner auf europäischer Seite in dieser Frage ist der Brite Gordon Brown. Kein Wunder, der Finanzplatz London ist der mit Abstand wichtigste in Europa. Die Quadratmeile der City of London erwirtschaftet ein Fünftel des gesamten britischen Bruttoinlandsprodukts. Keine britische Regierung kann es sich erlauben, eine Politik gegen die eigene Finanzbranche zu betreiben. Doch Brown steht in der EU wieder mal als Buhmann da.

Boni im Wahlkampf

Aber die Diskussion kreist zu sehr um die Boni. Über viel Geld für gescheiterte Bankmanager kann man sich zwar zurecht aufregen. Und das greift die Politik gerne auf, man kann zum Beispiel schön damit Wahlkampf machen. Aber die Bonusfrage ist nicht die entscheidende. Ob man nun Zahlen als Obergrenze festlegt oder die Boni nur in einem angemessenen Verhältnis zur Gesamtvergütung oder zum Erfolg einer Bank stehen müssen, ist zweitrangig.

Wichtiger ist, dass die Aufsicht der Finanzwelt insgesamt stimmt, dass keine falschen Anreize zum Risiko gesetzt werden, dass die Banken genügend Eigenkapital haben müssen, dass Interessenskonflikte zwischen Ratingagenturen und Banken vermieden werden, kurz: dass die Bankmanager vor sich selbst geschützt werden. Eine solche Politik ist Konsens in Europa, auch in London. Sie ist letztlich auch im eigenen Interesse der Finanzwelt, im Interesse der Allgemeinheit sowieso.

Notfalls alleine

Dieser europäische Konsens sollte in Pittsburgh für eine G-20-Einigung genutzt werden. In US-Präsident Obama haben die Europäer einen Partner in dieser Frage. Sein Widerstand in Einzelfragen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er grundsätzlich das gleiche will wie die Europäer. Sollte Obama aber wider Erwarten doch ausscheren oder sollten es andere Länder der G-20 tun, müssen die Europäer ihre Vorstellungen notfalls alleine umsetzen. Untätigkeit zu diesem Zeitpunkt würde ihnen sonst niemand verzeihen.

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Christian Walz

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