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Literatur

Die Nominierten für den Booker Prize

Sarah Hucal
15. September 2020

Klimawandel und Armut: Diese Themen dominieren bei den Romanen auf der Shortlist des Booker Prize. Sechs Nominierte dürfen sich Hoffnungen machen.

Die sechs Bücher, die für den Booker prize nominiert sind, stehen nebeneinander
Sechs Titel sind noch im Rennen um den Booker Prize 2020Bild: The Booker Prize

Die diesjährigen Beiträge auf der Shortlist für den Booker Prize für Belletristik beschäftigen sich mit den großen Herausforderungen der Gegenwart - vom Klimawandelbis zur Armut. "Die besten Romane bereiten unsere Gesellschaften oft auf wertvolle Gespräche vor und zwar nicht nur über die Ungerechtigkeiten und Dilemmata der Welt - sei es im Zusammenhang mit dem Klimawandel, vergessenen Gemeinschaften, dem Alter, Rassismus oder, wenn nötig, Revolution - sondern auch darüber, wie großartig das Innenleben des Geistes, der Fantasie und der Seele trotz der Umstände ist", sagte Jurymitglied Margaret Busby.

Mit ihrer Auswahl der Nominierten legt die fünfköpfige Jury Wert auf die Vielfalt der Autorinnen und Autoren: "Es gibt so viele interessante nicht-weiße Autoren da draußen, die uns verschiedene Einblicke in die Welt geben", so das Statement der Jurorin Emily Wilson. Vier der sechs Beiträge auf der Shortlist stammen von Frauen, darunter die simbabwische Autorin Tsitsi Dangarembga. Ihr Buch "This Mournable Body" (deutscher Titel: "Aufbrechen") erzählt die Geschichte einer Frau, die in Simbabwe in die Armut abrutscht. Dangarembga ist selbst Aktivistin und eine der wichtigsten literarischen Stimmen ihres Landes. Sie wurde im August verhaftet, weil sie gegen die Regierung des Landes protestiert hatte.

Dystopie inmitten der Klimakrise

Ebenfalls auf der Liste steht "The Shadow King" der äthiopisch-amerikanischen Schriftstellerin Maaza Mengiste: eine eindrucksvolle Geschichte über afrikanische Frauen, die während der italienischen Invasion in Äthiopien in den Krieg zogen. Der nominierte Roman "The New Wilderness" von Diane Cook spielt in einer dystopischen Zukunftsstadt, die aufgrund von Smog und Umweltverschmutzung fast unbewohnbar geworden ist. Darin versucht eine Mutter, ihre Tochter zu retten, indem sie in ein wildes, von der Menschheit unberührtes Land zieht. Cook entwickelt eine Geschichte, die angesichts der Klimakrise gar nicht mehr so unwahrscheinlich wirkt.

Mit "Burnt Sugar" der amerikanischen Autorin Avni Doshi wählte die Jury eine weitere Mutter-Tochter-Geschichte auf die Shortlist des Booker Prize, auf den sich auch der afroamerikanische Autor Brandon Taylor Hoffnungen machen darf. Sein Roman "Real Life" spielt in einer Universitätsstadt im Mittleren Westen der USA: Die Jury sieht darin "eine zutiefst berührende Geschichte über die emotionalen Kosten, die entstehen, wenn man mit dem Verlangen rechnet und den Schmerz überwindet". Die Liste komplettiert "Shuggie Bain" des schottischen Autors Douglas Stuart. Darin kämpft eine Familie im verarmten Glasgow der 1980er mit der Alkoholsucht der Mutter und der totalen Perspektivlosigkeit.

Preisgeld für alle

Tsitsi Dangarembga war 1987 die erste schwarze Simbabwerin, die einen Roman herausbrachte - und gleich einen Riesenerfolg landete.Bild: Getty Images/AFP/D. Roland

Der Gewinner des Booker Prize wird am 17. November ausgewählt und erhält ein Preisgeld von 50.000 Pfund (rund 54.000 Euro). Alle Finalisten erhalten bereits jeweils 2.500 Pfund (rund 2.700 Euro). Obwohl es das Reglement eigentlich verbietet, zeichnete die Jury im vergangenen Jahr mit der kanadischen Autorin Margaret Atwood und der britische Autorin Bernardine Evaristo gleich zwei Gewinnerinnen aus, die sich das Preisgeld teilten.

Die Auszeichnung wird seit 1969 vergeben und war bis 2013 Autoren aus dem britischen Commonwealth und Irland vorbehalten, deren Romane in Großbritannien veröffentlicht wurden. Seit 2014 sind auch Autoren aus anderen englischsprachigen Ländern zugelassen. Neben dem Booker Prize gibt es noch den Booker International Prize. Ausgezeichnet werden damit Romane aus der ganzen Welt, die ins Englische übersetzt wurden.

Adaption: Torsten Landsberg

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