"boot" in Düsseldorf
24. Januar 2014Bei der Wassersportmesse "boot" in Düsseldorf dreht sich jedes Jahr in der dritten Januarwoche alles um Sport und Freizeitvergnügen auf und im Wasser: Große Luxusyachten, Motorboote, Segelyachten, Kanus, Tauch- und Angelausrüstung werden im Rahmen der größten deutschen Messe der Wassersportbranche ausgestellt. Dabei kommen in diesem Jahr fast die Hälfte der 1661 Aussteller aus dem Ausland, zahlenmäßig am stärksten vertreten sind Werften, Bootsbaubetriebe und Charteranbieter aus den Niederlanden, Italien, Großbritannien und Polen.
50.000 Besucher
Die Messe hat sich in den vergangenen Jahren zur wichtigsten europäischen Hallenmesse der Wassersportbranche entwickelt und spielt damit in einer Liga mit der On-water-boat Show im französischen Cannes im Herbst. Vor allem die verkehrsgünstige Lage ist für die Düsseldorfer ein strategischer Vorteil: "Unser Flughafen bietet europaweit und in den immer stärker werdenden asiatischen Markt sehr gute Verbindungen und ist nicht weit vom Messegelände entfernt", sagt Messeleiter Goetz-Ulf Jungmichel. Die Zahlen geben ihm Recht, in den vergangenen Jahren kamen rund 50.000 internationale Besucher an den Rhein.
Der Termin der Messe spielt bei dem wachsenden Erfolg ebenfalls eine wichtige Rolle. Dank verkürzter Produktionszeiten beim Neubau einer Serienyacht ist es mittlerweile nicht mehr nötig, ein neues Segel- oder Motorboot im Herbst zu ordern. In der Regel liegt nach einer Bestellung im Januar die neue Yacht zu Beginn der Saison im Wasser - obwohl das Schiff fast immer den individuellen Wünschen des Eigners angepasst werden muss.
Der Börsencrash ist verdaut
In den vergangenen Jahren wurden die deutsche Wassersportbranche und vor allem die deutschen Bootsbauer von der Wirtschaftskrise arg gebeutelt. Jetzt scheint sich das Blatt zu wenden. Zwar sind die Verkaufszahlen von vor der Finanzkrise 2008 noch nicht wieder erreicht, aber die Bereitschaft Yachten zu kaufen und für die Freizeit auf dem Wasser Geld auszugeben nimmt wieder zu. "Der Börsencrash ist verdaut, es ist wieder zulässig zu zeigen, was man sich leisten kann und man übt sich nicht mehr in Bescheidenheit", resümiert Jungmichel. Nach seinen Erfahrungen werden vor allem Luxusyachten nicht aus dem laufenden Einkommen bezahlt, sondern aus vorhandenem Vermögen oder Gewinnen aus Aktiengeschäften.
Jürgen Tracht, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft, dem ideellen Träger der Messe, ergänzt: "Das günstige Preissegment unter 50.000 Euro entwickelt sich sehr gut. Doch im klassischen mittleren Segment zwischen 50.000 und 150.000 Euro Kaufpreis für eine Yacht ist es weiterhin schwierig." In dieser Preisklasse gebe es eine starke Konkurrenz durch weniger aufwändige Sportarten, Eigenheime und Ferienimmobilien. Tracht sieht aber noch einen weiteren Grund: "Dieser Kundenkreis, der vor allem Mittelständler und Selbstständige betrifft, wird in Deutschland arg geschröpft und kann nicht leichthin in Yachten investieren".
Substanzverlust mit Spaß
Jenseits der Grenze von 150.000 Euro seien Hersteller und Händler aber verhalten optimistisch, sagt Tracht. Auch nach seiner Überzeugung werden in diesem Preissegment Bootskäufe häufig aus verfügbarem Vermögen bestritten. Vermögen, das mit den klassischen Anlageformen oftmals keinen Gewinn durch Verzinsung erwirtschaftet. So investieren viele Käufer ihr Geld lieber in Yachten, als es zu schlechten Konditionen auf der Bank zu lassen. Oder, wie es Tracht humorvoll ausdrückt: "Besser Substanzverlust mit Spaß als Substanzverlust ohne Spaß."