"Borg/McEnroe" heißt der aktuelle Film des Dänen Janus Metz, der das legendäre Wimbledon-Duell der beiden Tenniscracks von 1980 nachzeichnet. In die Liste der besten Sportfilme aller Zeiten schafft er es jedoch nicht.
Das Genre Sportfilm hat schon so manches Meisterwerk hervorgebracht - vor allem Werke über das Boxen haben Filmgeschichte geschrieben. Fußballfilme greifen oft auch gesellschaftliche Themen auf.
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Wie ein wilder Stier
Für viele Filmexperten ist das 1980 gedrehte Boxer-Drama "Wie ein wilder Stier" der beste Sportfilm aller Zeiten. Regisseur Martin Scorsese inszenierte den Aufstieg und Fall des US-Boxers Jake LaMotta mit furiosen Boxszenen und dramatischen Kapiteln aus dem Privatleben des Sportlers - und trieb Hauptdarsteller Robert De Niro zu schauspielerischen Höchstleistungen an.
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Rocky
Vier Jahre zuvor hatte der Film "Rocky" das Kinopublikum fasziniert. Die Geschichte des aus armen Verhältnissen stammenden Boxers Rocky Balboa, der eher zufällig die Chance erhält einen Titelkampf zu bestreiten, rührte die Zuschauer weltweit. "Rocky" war auch das ganz persönliche Werk seines Hauptdarstellers Sylvester Stallone, der sich das Drehbuch auf den Leib schrieb.
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Million Dollar Baby
Von großer Eindringlichkeit war 2004 auch der Boxerfilm "Million Dollar Baby". Regisseur und Hauptdarsteller Clint Eastwood schuf einen fesselnden Sportfilm - ein Drama um einen alternden Trainer, eine Frau im "Männermetier Boxsport" und die Geschichte eines Vaters auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter. Glänzend besetzt mit Eastwood, Hilary Swank und Morgan Freeman.
War "Million Dollar Baby" eine fiktive Filmgeschichte, so bot "Ali" dem Zuschauer ein Filmdrama nach wahren Begebenheiten. Regisseur Michael Mann zeichnete den Aufstieg des größten "Champions aller Zeiten" Muhammad Ali in den Jahren 1964 bis 1974 nach. "Ali" ist auch eine Geschichte der USA in diesen Jahren zwischen Rassenunruhen, politischen Auseinandersetzungen und gesellschaftlichen Konflikten.
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Looking for Eric
Auch wenn Fußball Weltsport Nr. 1 ist, haben sich Fußballfilme nie so durchsetzen können wie Boxerdramen. Doch es gibt ein paar sehr gute Filme über das Spiel von 22 Männern auf dem Rasen. Ein Beispiel ist der britische Streifen "Looking for Eric" von Ken Loach, ein Film über Manchester United, den Star Eric Cantona, die Fans und das Umfeld, das Loach gewohnt sozialkritisch in den Blick nimmt.
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Flucht oder Sieg
1981 inszenierte der US-amerikanische Regie-Veteran John Huston seinen Fußballfilm "Flucht oder Sieg". Angesiedelt im Zweiten Weltkrieg, erzählt der Film von einem Spiel zwischen deutschen Soldaten und Kriegsgefangenen. In "Flucht oder Sieg" wirkten einige Legenden des Fußball-Sports wie Pelé oder Bobby Moore mit.
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Kick it like Beckham
2002 verzauberte die britische Regisseurin Gurinder Chadha mit ihrer Fußballkomödie "Kick it like Beckham" das Kinopublikum. Das besondere an dem Film: Es geht um Mädchen und junge Frauen, die sich für Fußball begeistern. Der Film nimmt das Thema der verschiedenen Kulturen in der Megametropole London unter die Lupe - eine sympathische Multikulti-Komödie.
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Offside
Um die Begeisterung von Mädchen und Frauen für den "Männersport" Fußball geht es auch in dem iranischen Spielfilm "Offside" von Jafar Panahi. Der Regisseur siedelte die Handlung im Umfeld eines ganz realen Spiels an: das Qualifikationsmatch zur Fußball-WM 2006 zwischen Iran und Bahrain. Im Iran ist es für Frauen verboten, ein Fußballspiel zu besuchen. "Offside" wurde dort verboten.
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Die Stunde des Siegers
1982 räumte der Streifen "Die Stunde des Siegers" bei den Oscars ab. Das Drama um zwei britische Leichtathleten, die 1924 an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen, gewann vier Auszeichnungen in Hollywood. "Die Stunde des Siegers" erzählt von zwei Läufern, die aufgrund ihres religiösen Hintergrunds in Konflikt mit Funktionären, Sportvorschriften und der Gesellschaft geraten.
Sehr überzeugend war der Auftritt von Daniel Brühl als Formel-1-Weltmeister Niki Lauda vor drei Jahren in dem Spielfilm "Rush - Alles für den Sieg". Der deutsche Schauspieler verkörperte den Österreicher kongenial. Das Rennsport-Drama konzentrierte sich auf die sportliche Auseinandersetzung zwischen Lauda und dem Briten James Hunt in den 1970er Jahren.
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An jedem verdammten Sonntag
Das amerikanische Kino hat sich naturgemäß auch immer wieder Sportarten zugewandt, die gerade in den USA besonders populär sind, wie beispielsweise Football. "An jedem verdammten Sonntag" von Regie-Berserker Oliver Stone konzentriert sich auf die sportliche und persönliche Auseinandersetzung zwischen einem Trainer (Al Pacino) und einem seiner Stars (Jamiee Fox).
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The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz
Ein Filmdrama, das wie alle guten Sportfilme, auch gesellschaftliche Aspekte in den Blickpunkt nahm, war 2008 "The Wrestler - Ruhm, Liebe, Schmerz". Ähnlich den großen Boxerfilmen zeigte Darren Aronofskys eindringliche Studie das Psychogramm eines Menschen, der keinen rechten Mittelweg zwischen Sport und Leben findet. Grandios in der Hauptrolle: Mickey Rourke.
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Foxcatcher
Um schwitzende und kämpfende Männerkörper ging es 2014 auch in dem Ringer-Drama "Foxcatcher". Der Film von Regisseur Bennett Miller, der eine Geschichte über Sport und Freundschaft erzählt, beruht auf wahren Ereignissen. Ein grandioser Film über die USA von heute, über Sport und Gesellschaft, Schein und Wirklichkeit - einer der besten US-Filme der vergangenen Jahre.
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Haie der Großstadt
Auch wenn Billard nicht zu den klassischen Sportarten zählt, so funktionierte "Haie der Großstadt" nach den Regeln aller großen Sportfilme. Paul Newman als begabter, aber menschlich noch nicht gereifter Poolbillardspieler schlägt sich im Film von Regisseur Robert Rossen großartig. 1961 ahnte wohl noch niemand, dass "Haie der Großstadt" ein Vierteljahrhundert später fortgesetzt werden würde.
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Die Farbe des Geldes
In "Die Farbe des Geldes" nahm Newman 1986 seine Rolle wieder auf: Nachdem er sich schon lange vom Billard zurückgezogen hat, entdeckt er eines Tages ein junges Talent am Billardtisch, gespielt von Tom Cruise. Den nimmt er unter seine Fittiche. Regisseur Martin Scorsese drehte damit sechs Jahre nach "Wie ein wilder Stier" sein zweites Meisterwerk im Sportfilm-Genre.
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Tennis-Dramen gibt es bisher kaum. Im Gegensatz zu Boxer-Dramen, Fußballfilmen oder Leinwandepen über den Rennsport haben es Filme über den weißen Sport nicht in die Kinos geschafft. Bis jetzt: In diesem Jahr kommen gleich zwei große Spielfilme zum Thema Tennis in die Kinos. Beide feierten beim Festival in Toronto im September Premiere. "Borg/McEnroe" startet jetzt (19.10.2017) in den deutschen Lichtspielhäusern, "Battle of the Sexes" folgt Ende November (23.11.2017).
Das Duell zweier völlig unterschiedlicher Charaktere
In "Borg/McEnroe" zeichnet der dänische Regiedebütant eines der legendärsten Tennis-Matches in der Geschichte dieses Sports nach. Im Sommer 1980 hatten es der schwedische Rasenkönig Björn Borg und der amerikanische Aufsteiger John McEnroe ins Finale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt geschafft. Borg und McEnroe wechselten sich zu dieser Zeit an der Spitze der Tennisweltrangliste regelmäßig ab. Borg hatte Wimbledon bereits viermal gewonnen, 1980 würde der fünfte Triumph in Folge sein. Auf der anderen Seite des Netzes stand John McEnroe, eines der größten jüngeren Talente des Sports.
Rivalen auf dem Center Court: John McEnroe und Björn BorgBild: Courtesy of TIFF
Borg und McEnroe waren aber mehr als nur zwei sehr erfolgreiche Tennisspieler. Beide verkörperten zwei völlig unterschiedliche Charaktere - im Leben wie im Sport. Der Schwede war ein ungeheuer diszipliniert auftretender Sportler von unterkühlter Strenge. Ende der 1970er-Jahre war er einer der größten Sportstars der Welt überhaupt, hatte Tennis auf eine andere Ebene gehoben. Borg war Pop, eine Ikone seiner Zeit - mit Fans in allen Erdteilen, weit über das Tennisspiel hinaus.
Dramatisch zugespitzte Story
Der jüngere John McEnroe stand dagegen erst am Beginn seiner Karriere - und wurde zum großen Herausforderer. Auch, weil der US-Amerikaner für all das stand, was Björn Borg nicht hatte: Leidenschaft, zumindest nach außen getragene Emotionen, Aggressivität, ein wildes und oft auch disziplinloses Auftreten. Das fing bei der unkonventionellen Kleidung an, setzte sich bei der wilden Haarpracht fort und gipfelte in für viele Fans des feinen Tennis-Sports schockierend ungezügelten Auftritten. Auch auf dem Platz. Die Disziplinarstrafen für den Amerikaner sind Legende.
So sahen die Originale aus: Borg und McEnroe nach dem Finale von 1980Bild: Getty Images/AFP/J. Forsell
Regisseur Janus Metz hat für seine beiden Sporthelden überzeugende Darsteller gefunden, Borg wird von Sverrir Gudnason gespielt, McEnroe von Shia LaBeouf. Dramaturgisch steuert der Film auf das berühmte Finale von 1980 hin, unterbrochen von zahlreichen Rückblenden, die das frühere Leben, die Jugend und Kindheit, der späteren Stars beleuchten. Wobei der Däne Metz dem Schweden Björn Borg eindeutig mehr Raum in seinem Film gibt.
Kampf der Geschlechter: "Battle of Sexes"
Kaum vorstellbar, dass man sich in zwei oder drei Jahrzehnten mit ebensolcher Inbrunst einmal den Tennisstars von heute widmet. Roger Federer und Rafael Nadal, die dominierenden Spitzenstars der letzten Jahre, gelten als Freunde und beglückwünschen sich nach gemeinsamen Spielen gegenseitig. Der sportliche und menschliche Gegensatz bei Borg und McEnroe war ein ganz anderer, auch deshalb eignet er sich heute gut für einen dramatisch zugespitzten Spielfilm.
Frau gegen Mann auf dem Platz: "Battle of the Sexes"Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/Fox
Ein Drama ganz anderer Art kommt auf die deutschen Kinozuschauer in ein paar Wochen zu. "Battle of the Sexes" arbeitet ein Kapitel des Sports auf, das sich sieben Jahre vor dem legendären Wimbledon-Endspiel zwischen Borg und McEnroe abgespielt hatte. Die damals beste Tennisspielerin der Welt, Billie Jean King, ließ sich zu einem Duell der Geschlechter überreden. Ihr Gegner damals, der frühere Wimbledon-Sieger Bobby Riggs.
Oscarpreisträgerin Emma Stone glänzt als Martina Navratilova
"Battle of Sexes" zeigt ein Zeitbild der 1970er-Jahre, in dem es weniger um sportliche als um gesellschaftliche Veränderungen geht. Für die meisten Experten, die beide Filme gesehen haben, ist "Battle of Sexes" mit Oscarpreisträgerin Emma Stone (als Billie Jean King) und Steve Carell (als Bobby Riggs) der bessere Film. Doch anders als im Sport, wo nackte Ergebnisse zählen, lässt sich darüber natürlich streiten. Fest steht zumindest, dass das Genre Sportfilm im Jahre 2017 um zwei sehr interessante Werke bereichert worden ist.