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PolitikEuropa

Boris Johnson meldet sich aus der Quarantäne

16. November 2020

Er sei "fit wie ein Turnschuh" meldet der britische Premierminister Boris Johnson aus seiner Selbstisolation nach einem Kontakt mit einem Corona-Infizierten. Auch für die Brexit-Verhandlungen signalisiert er neue Ideen.

UK Premierministers Boris Johnson in Selbst-Isolation
Bild: @borisjohnson/PA Media/dpa/picture alliance

Er habe keine Symptome und fühle sich "fit wie ein Turnschuh", sagte der britische Premier Boris Johnson. Auch Gesundheitsminister Matt Hancock beschrieb Johnson als "putzmunter". Johnson hatte am Donnerstag den Abgeordneten Lee Anderson getroffen, der anschließend positiv auf das Virus getestet geworden war.

In einem Video im Kurzbotschaftendienst Twitter verwies Johnson auf seine schwere Corona-Erkrankung im Frühjahr. Obwohl er "die Krankheit bereits hatte und vor Antikörpern nur so strotze", habe er sich nun erneut in Quarantäne begeben, sagte der Premierminister. "Wir müssen die Ausbreitung der Krankheit unterbrechen, und eine der Möglichkeiten, wie wir das jetzt tun können, besteht darin, uns 14 Tage lang selbst zu isolieren."

Seine Arbeit werde er von seinem Amtssitz in der Londoner Downing Street aus weiterführen, um die Corona-Politik der Regierung zu koordinieren.

Handelsbeziehungen nach australischem Vorbild

Johnson war Ende März positiv auf das Coronavirus getestet worden und schwer erkrankt. Seine Verlegung auf die Intensivstation inmitten der Corona-Krise hatte Großbritannien in einen Schockzustand versetzt. Die Krankheit setzte Johnson knapp einen Monat lang außer Gefecht, durch sein Übergewicht galt er als Risikopatient.

Die Quarantäne des britischen Regierungschefs kommt für die Brexit-Verhandlungen mit der EU zur Unzeit. Johnson signalisierte, dass Großbritannien auch ohne ein Handelsabkommen auskommen könne. Der Premierminister ließ über sein Büro mitteilen, er werde keine Vorschläge akzeptieren, die die Hoheitsrechte des Landes unterhöhlten. Falls die EU die Souveränitätsrechte des Landes nicht akzeptiere, werde sich Großbritannien mit einem ähnlichen Status der Handelsbeziehungen zur EU begnügen, wie ihn etwa Australien innehabe. Darin sind lediglich einfache Grundprinzipien für den gegenseitigen Warenaustausch festgelegt. Dennoch gibt sich der Premier zuversichtlich, dass sein Land auch dann "florieren" werde.

Die Nordirlandfrage ist nach wie vor ein Knackpunkt in den Brexit-VerhandlungenBild: picture-alliance/Xinhua/H. Yan

Vertreter beider Seiten trafen sich erneut in Brüssel, wie EU-Chefunterhändler Michel Barnier auf Twitter mitteilte. Es bleiben nur noch wenige Tage zur Einigung, da ein Abkommen noch vor Jahresende ratifiziert werden müsste. Barnier schrieb, die EU bleibe "entschlossen, geduldig, respektvoll". Man wolle für die Zukunft eine offene, aber faire Zusammenarbeit.

EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic sagte dem Online-Portal Politico: "Wir sind bereit für einen ehrgeizigen Deal und drehen jeden Stein einzeln um, um zu sehen, wie wir es hinbekommen." 

Der britische Unterhändler David Frost sagte Journalisten, man arbeite intensiv an einem Deal. "Aber es gibt noch eine Menge zu tun." Die Brexit-Übergangsphase endet in weniger als sieben Wochen.

Irland will Fischereirechte verhandeln

Irlands Außenminister Simon Coveney beklagte in einem Interview des irischen Senders RTE, dass es bei den Regeln für EU-Fischer in britischen Gewässern seit dem vergangenen Sommer keinerlei Fortschritte gegeben habe. Ohne ein Vorankommen in diesem Bereich werde es auch keinen Deal geben.

Nach dem EU-Austritt ist Großbritannien bis Ende 2020 in einer Übergangsphase, in der noch EU-Regeln gelten. Um die künftigen Beziehungen samt Freihandelsabkommen wird seit Monaten gerungen - bislang ohne Ergebnis, weshalb die Wirtschaft ab 2021 Zollschranken und massiv erschwerte Handelsbeziehungen befürchtet.

nob/rb (afp, rtr)