Normalerweise befällt das Bornavirus nur Tiere. Doch nachdem in Deutschland nun erstmals drei Menschen nach einer Infektion gestorben sind, stellt sich die Frage: Wie gefährlich ist der Krankheitserreger für uns?
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Die Spitzmaus ist Reservoir des Bornaviruses Bild: Imago/blickwinkel
Zur Infektion mit dem Bornavirus kam es bei den jetzt entdeckten Fällen unter anderem durch eine Organtransplantation. Die Betroffenen erlitten eine Gehirnentzündung, die höchstwahrscheinlich durch das klassische Bornavirus (BoDV1) ausgelöst wurde. "Aus den jetzigen Fällen kann man folgern, dass es in der Tat schwerwiegende Verläufe mit einer Entzündung des Gehirns durch das Bornavirus geben kann", sagt der Freiburger Virologe Hartmut Hengel. "Aber sie sind offensichtlich sehr selten. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass ein Teil der Infektionen im Rahmen einer Organtransplantation passiert sind. Wie sich der - zum Zeitpunkt der Organentnahme nicht erkrankte - Organspender infiziert hat, wissen wir bisher noch nicht", so der Präsident der Gesellschaft für Virologie weiter.
Übertragung durch Tiere
Nach heutigem Wissensstand beschränkt sich das Vorkommen des Bornavirus' auf Teile Ost- und Süddeutschlands, Österreichs, der Schweiz und Lichtensteins. Alle Patienten sowie der Organspender stammen aus einem dieser Verbreitungsgebiete. Eine Übertragung von einem Menschen auf einen anderen findet nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht statt.
Als Reservoir des Bornvirus' gilt die Spitzmaus. "Die Spitzmaus wird vom Bornavirus infiziert, scheidet dieses Virus auch über den Urin aus, erkrankt selbst aber nicht. Generell gibt es häufig chronische Virus-Infektionen, bei denen der Wirt gut an das Virus angepasst ist und umgekehrt. Es kommt dann zu keinen schwerwiegenden Krankheitserscheinungen", so Hengel.
Anders ist es, wenn das Bornavirus auf ein Schaf oder auf ein Pferd übertragen wird. Beide Tierarten sind sogenannte Fehlwirte. Sie werden durch die Infektion krank. Und auch Katzen können sich infizieren.
"Wir denken, dass der Menschen in diesem Zusammenhang auch ein solcher Fehlwirt ist und erkrankt. Aber alles in allem passiert dies extrem selten. Das gilt sowohl für den Menschen wie auch für Pferde und Schafe." Eine Übertragung des Virus von infizierten Pferden oder Schafen auf andere Säugetiere wurde bisher nicht nachgewiesen.
Der Name geht auf die Stadt Borna in Sachsen zurück. Dort tauchte die Infektion vor etwa 100 Jahren auf und führte innerhalb kürzester Zeit zu seuchenartigen Krankheitsfällen bei Pferden, die an der Infektion starben.
Das Borna-Virus war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand sehr kontroverser Debatten unter Medizinern. Einige Wissenschaftler sind der Überzeugung, dass das Bornavirus weltweit verbreitet sei und beim Menschen relativ häufig vorkomme, mit Prävalenzen von über 20 Prozent. Andere, wie Hengel, meinen, es werde überschätzt. Er betont, dass zuverlässige Nachweisverfahren fehlen. Die Infektionen beim Menschen seien wahrscheinlich eher selten.
Am Robert Koch Institut hatten Wissenschaftler Anfang der 1990er Jahre zum Bornavirus geforscht. Sie konnten damals keine Hinweise darauf finden, dass das Virus eine Gefahr für den Menschen bedeuten könne. Die Forschungsarbeit wurde 2005 eingestellt.
Depressionen und Schizophrenie
Bei Tieren ist schon länger bekannt, dass das Virus das zentrale Nervensystem befällt. Es kommt zu neurologischen oder psychischen Störungen und Verhaltensänderungen. Das limbische System ist häufig betroffen. Es steuert Gefühle und Emotionen.
Bei einer Infektion mit dem Borna-Virus ist das zentrale Nervensystem betroffen Bild: Imago/imagebroker/O. Maksymenko
Einige Wissenschaftler vermuten daher, dass das Bornavirus auch beim Menschen zu Depressionen oder Schizophrenie führen kann. Virologe Hengel hält entsprechende Studien für nicht aussagekräftig. "Es gibt bisher keine wirklichen 'State of the Art' evaluierten Testverfahren für Infektionen mit dem Bornavirus bei Menschen ohne Hirnentzündung" sagt er. "Die in diesen Studien eingesetzten Verfahren haben nicht die Zuverlässigkeit, die sonst in der humanvirologischen Diagnostik gilt. Deswegen gibt es in der virologischen Fachwelt erhebliche Kritik an den Ergebnissen."
'Alles Schlechte hat auch immer etwas Gutes' – im Fall der Infektionen mit dem Borna-Virus könnte das unter anderem bedeuten, dass neue Tests entwickelt werden. Bei Gehirnentzündungen, deren Ursache nicht eindeutig geklärt ist, soll demnächst auch auf Bornaviren getestet werden. "Deshalb müssen extrem zuverlässige diagnostische Werkzeuge entwickelt werden. Aber das wird noch eine ganze Zeitlang dauern", sagt der Virologe. "Bei medizinischen Testverfahren kann es immer wieder zu falsch-positiven Resultaten kommen, wenn die Tests nicht sehr spezifisch sind."
Für Hartmut Hengel und etliche andere Wissenschaftler kam die Nachricht über die Infektionen mit dem Bornavirus überraschend. Und es stellt einige von ihnen vor neue Herausforderungen. "Aus den bisherigen Fällen können wir lernen, dass das Bornavirus uns Virologen den Nachweis recht schwer macht. Es kommt zum Beispiel nicht in höheren Konzentrationen im Blut vor. Es ist daher nicht leicht, das Bornavirus nachzuweisen," sagt der Mediziner
Mit den molekularen und serologischen Untersuchungsmethoden, die den Wissenschaftlern heute zur Verfügung stehen, können sie die Infektion mit großer Sicherheit nachweisen. Das gilt auch für die jetzt bekannt gewordenen Fälle. Bei den Patienten wurden hohe Konzentrationen von Antikörpern im Blut festgestellt, die für das Bornavirus spezifisch sind. Eine zugelassene antivirale Therapie gegen Bornavirus-Infektionen beim Menschen gibt es zurzeit noch nicht.
Pfui, igitt, bäh, überall Keime!
Keime lauern überall. Aber die meisten nicht unbedingt dort, wo man sie am ehesten vermuten würde. Klicken Sie sich durch unsere Bakterien und Schimmel-Paradiese aber erschrecken Sie nicht!
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Es geht um die Art der Keime
Nicht alle Keime sind gleich gefährlich. Bei Salmonellen, die etwa durch verdorbene Eier übertragen werden, muss ein gesunder Mensch gut 1000 schlucken, um krank zu werden. Bei Legionellen, die im feuchtwarmen Klima von Warmwasser-Anlagen entstehen, reichen bereits weniger als 100 eingeatmete Keime aus. Auch saubere Luft enthält schon hunderte von Bakterien und Pilzsporen.
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Stilles Örtchen ist meist sauberer als gedacht
Auf einem Quadratzentimeter Toilettensitz befinden sich im Durchschnitt weniger als zehn Keime. Damit ist die Toilette einer der saubersten Orte schlechthin. Selbst manche Fensterscheibe ist stärker mit Keimen und Pilzen belastet, denn die wird nur einmal im halben Jahr gereinigt. Das WC hingegen in der Regel mehrmals die Woche.
Viel schlimmer sieht es am Arbeitsplatz aus: Ein durchschnittlicher Schreibtisch enthält über 3000 Mikroben pro Quadratzentimeter - 400 mal mehr als ein Toilettenbecken. Am verkeimtesten ist die Computertastatur. Denn hier hat der Dreck beste Bedingungen um sich zwischen den Tasten und in den Ritzen festzusetzen. Über 10.000 Keime pro Quadratzentimeter sind an machen Tastaturen keine Seltenheit.
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Geld stinkt doch
Geldscheine und Münzen wandern von Hand zu Hand. Bis zu 3000 verschiedene Keime haben New Yorker Forscher auf Geldscheinen genetisch identifiziert. Mit sensiblen Messmethoden kann man an den meisten Scheinen sogar Spuren von Kokain finden - weil sie gerne zum Schnupfen genutzt werden. Verkäufer sollten jedenfalls nie Lebensmittel und Geld nacheinander berühren.
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Brutkasten für Schimmelpilze
Auch der vermeintlich saubere Kühlschrank enthält eine Vielzahl von Keimen. Das feuchte Klima und vorhandenes Fett und Zucker sind jedenfalls ideal für Schimmelpilze. Die finden auch bei regelmäßiger Reinigung noch irgendwo eine Nische - etwa hinter den Gummiabdichtungen der Türen.
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Risikogebiet Krankenhaus
Besonders in Krankenhäusern muss penibel auf Handhygiene geachtet werden. Denn hier kann die Ausbreitung resistenter Bakterien schnell tödlich enden. Deshalb stehen in vielen Krankenhäusern - neben den Waschbecken mit Seife - auch Spender mit antibakterieller Lösung bereit. Vor dem Besuch beim Patienten heißt es dann: Hände desinfizieren.
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Gefährlicher Übeltäter
"Methicilin resistenter Staphylokokkus aureus" (MRSA) nennt sich dieser hochgefährliche Keim. Die bekannten Antibiotika wirken hier nicht mehr. Auch ohne Nahrung kann der hartnäckige Eitererreger sieben Monate lang überleben - auf dem Fußboden, dem Tisch, am Bett, auf der Haut und natürlich auch auf den vielen Türklinken.
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Kupfer gegen Keime
Eine Klinik in Harburg hat nun ein erfolgversprechendes Experiment gestartet, um die Keimbelastung an Türklinken zu verringern. Die Bakterien mögen nämlich Kupfer nicht. Die Keimanzahl hatte sich um etwa die Hälfte verringert. Das soll aber kein Ersatz fürs Händewaschen sein, denn es bleiben noch immer genug Keime übrig.
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Bitte nicht zu unfreundlich
Sollen wir jetzt aufhören Hände zu schütteln? Im Krankenhaus wäre das vielleicht eine gute Idee, aber ansonsten wäre diese Vorsichtsmaßnahme übertrieben. Besser ist es da, auf ein gutes Maß an Hygiene zu achten: Immer wieder Hände waschen, regelmäßig Maus und Tastatur reinigen, nach dem Bezahlen nicht gleich das Essen anfassen und den Kühlschrank öfters mal auswischen!
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Keine Chance für Viren und Bakterien - mit einem starken Immunsystem
Unser Immunsystem ist ein effektiver Mechanismus, der täglich Millionen von Keimen Paroli bietet. Ein paar einfache Regeln halten die Abwehrkräfte in Form und sorgen dafür, dass Krankheitserreger kaum eine Chance haben.
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Buntes Treiben!
Das Immunsystem braucht viele verschiedene Treibstoffe. Obst und Gemüse liefern sie. Ernähren Sie sich dabei möglichst bunt: Orangen, rote Paprika, grünes Blattgemüse, Blaukraut liefern ein buntes Potpourri an Vitaminen und viel natürliches Vitamin C.
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Impfstatus überprüfen!
Um das Immunsystem auf den aktuellen Stand zu bringen, sollte man alle notwendigen Impfungen haben. Erwachsene vergessen oft, die Impfungen aus der Kindheit aufzufrischen. Also in den Impfpass schauen: Ist die Immunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Hepatitis, Pneumokokken, Meningitis, Masern, Mumps, Röteln, Grippe und andere noch vorhanden? Am besten den Arzt fragen!
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Den Viren davon laufen!
Wissenschaftliche Studien lassen darauf schließen, dass ein regelmäßiges Training der Muskeln (Joggen, Nordic Walking, Spazierengehen) schon ab dreimal die Woche für 20 Minuten, die Abwehr nachweislich steigert. Aber Achtung: Wer sich zu sehr auspowert, erschöpft auch sein Immunsystem.
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Stark schlafen!
Ausreichender Schlaf sorgt nicht nur für Erholung. Während der Tiefschlafphasen werden Botenstoffe ausgeschüttet, die auch das Immunsystem mobilisieren.
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Spaß haben!
Studien ergeben, dass gute Laune und Spaß am Leben ein starkes Immunsystem begünstigen. Lachen und Spielen bescheren nicht nur mehr Lebensqualität, sondern steigern ebenso die Abwehrkräfte!
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Stress vermeiden!
Negativer Stress regt die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol an. Diese Hormone legen die Abwehr lahm. Ein bewusstes Stress- und Zeitmanagement trägt dazu bei, dass der Körper zur Ruhe kommt und neue Energie tanken kann. Gezielte Entspannungsübungen wie Meditation, autogenes Training und Yoga können das Immunsystem erheblich unterstützen.
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Spazieren gehen!
Spaziergänge an der frischen Luft bringen wechselnde Temperaturreize und Bewegung – beides stimuliert die Abwehrkräfte. Zudem profitieren die Schleimhäute von der besseren Durchblutung und dank der höheren Luftfeuchtigkeit werden sie mit Virenattacken besser fertig.
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Vorsicht Zucker!
Studien haben gezeigt, dass beim Verbrennen von kurzkettigem Zucker viele Vitamine verbraucht werden, die dem Körper dann nicht mehr zur Verfügung stehen.
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Warm und Kalt!
„Wechsel-Duschen“ trainieren die Wärmeregulation und die Gefäße. Warm-kalt-warm-kalt heißt die Devise. Unterstützen kann man die Dusche durch eine kräftige Massage mit einem Massage-Schwamm oder einer Bürste. Das stimuliert das Immunsystem zusätzlich.