Borussia Dortmund: "Horror-Woche" für Trainer Nuri Sahin
30. Oktober 2024In der Champions League führte Borussia Dortmund vergangene Woche bei Real Madrid mit 2:0 und verlor am Ende doch noch mit 2:5. In der Fußball-Bundesliga lag man am Wochenende mit 1:0 beim FC Augsburg vorne und ging doch als Verlierer vom Platz. Jetzt ist der BVB auch im DFB-Pokal ausgeschieden und hat damit eine echte "Horror-Woche" hinter sich. Insbesondere für Trainer Nuri Sahin waren die vergangenen drei Spiele kein Vergnügen.
"Die Jungs sind extrem enttäuscht. Das müssen wir erst mal alle verarbeiten", sagte Sahin im Interview mit dem deutschen Fernsehen, nachdem seine Mannschaft durch ein spätes Gegentor in der Verlängerung beim VfL Wolfsburg aus dem Pokal ausgeschieden war. Derzeit komme "gefühlt alles" zusammen, so Sahin.
Taktische Fehler und viele Ausfälle
Tatsächlich gerät der noch junge und unerfahrene Trainer mehr und mehr unter Druck. Im Sommer war er als Nachfolger von Edin Terzic ins Amt gekommen. Nun hat er mit seiner Mannschaft den schlechtesten Saisonstart seit zehn Jahren hingelegt.
Beim Spiel in Madrid unterlief Sahin ein taktischer Fehlgriff, als er seiner Mannschaft eine defensivere Spielweise verordnete und die "Königlichen" so wieder in die Partie brachte. In Augsburg waren es individuelle Fehler, die für die Niederlage verantwortlich waren. Und beim Pokal-Aus in Wolfsburg spielte sicherlich auch eine Rolle, dass der BVB viele verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen hatte.
Weil mit Waldemar Anton, Niklas Süle und Julian Ryerson gleich drei Stammspieler der Viererkette fehlten, musste Sahin in Wolfsburg die beiden Nationalspieler Emre Can und Pascal Groß aus dem Mittelfeld in die Abwehr zurückziehen. Als Einwechselspieler standen neben dem ebenfalls leicht angeschlagenen Marcel Sabitzer nur junge Talente im Alter von 18 bis 21 Jahren zur Verfügung. "Wir haben personelle Probleme. Das sieht man, glaube ich. Aber für mich sind das keine Ausreden", sagte Groß nach der Niederlage.
Unterstützung aus der Führungsetage
Dennoch ist der Kader, der Sahin zur Verfügung steht, eine zweite Komponente der augenblicklichen Misere. Die Dortmunder haben sich vor der Saison bewusst für einen kleinen und vor allem in der Abwehr eher dünn besetzten Kader entschieden. Entsprechend fällt es nun schwer, Ausfälle zu kompensieren. Möglicherweise auch deswegen gibt es aus der Führungsetage (noch) keine Kritik an Sahin.
"Ich sehe ihn sehr konstruktiv, gewissenhaft und intensiv mit der Mannschaft arbeiten", sagte BVB-Sportgeschäftsführer Lars Ricken in einem Zeitungsinterview vor dem Wolfsburg-Spiel über Sahin. "Wir werden zusammenstehen. Wir gehen da gemeinsam durch", meinte auch Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Pokal-Niederlage. Das Zweitrunden-Aus habe keine Konsequenzen für Sahin, so Kehl. Das sei "keine Situation, die Borussia Dortmund nicht in der Vergangenheit auch schon gemeistert" habe.
Und Sahin selbst? Ist ohnehin überzeugt von seinem Weg. "Es läuft nicht gut, es tut sehr weh", gab er zu, aber man dürfe nicht jammern, sondern müsse wieder aufstehen, so Sahin, der außerdem ankündigte: "Ich werde jetzt nicht in Aktionismus verfallen und versuchen, Zeichen nach außen zu setzen, damit ich in einem anderen Licht dastehe."
Wie lange geht das "Projekt Sahin" noch?
Eine Trennung von Sahin zum jetzigen Zeitpunkt wäre verfrüht und nicht glaubhaft zu rechtfertigen. Schließlich hat man sich bewusst für das "Projekt Sahin" entschieden, also muss man jetzt auch aushalten, wenn es eine erfolglose Phase gibt. Zudem ist der BVB nicht als Titelanwärter oder Favorit in die Saison gestartet. Die Qualifikation zur Champions League ist das Ziel. Als derzeitiger Tabellensiebter mit zwei Zählern Rückstand auf Rang vier ist man hier im Soll.
Die Frage wird aber sein, wie lange der Geduldsfaden der Dortmunder Verantwortlichen noch hält und ob man bereit ist, den Weg mit Sahin tatsächlich bis zum Ende weiterzugehen - egal wie die Ergebnisse in den kommenden Wochen und Monaten bis zur Winterpause sein werden.
In der Champions League sind Sturm Graz aus Österreich und Kroatiens Rekordmeister Dinamo Zagreb die nächsten Gegner. Zwei Spiele, die man gewinnen sollte, wenn man auch in der K.o.-Runde noch dabei sein möchte. Und auch die nächsten Partien in der Bundesliga bis Ende November haben es in sich: Mit RB Leipzig, dem SC Freiburg und dem FC Bayern München trifft Dortmund auf drei Teams aus den Top-Fünf der Tabelle.
Diese direkten Vergleiche bieten einerseits große Chancen, Boden gutzumachen und Erfolgserlebnisse zu sammeln. Allerdings besteht gleichzeitig auch die Gefahr, den Anschluss nach oben komplett zu verlieren.