1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Bougainville stimmt über Unabhängigkeit ab

23. November 2019

Im Pazifik entsteht möglicherweise ein neuer Staat: Die Bürger der Inselgruppe Bougainville haben begonnen, über ihre Unabhängigkeit oder eine größere Autonomie von Papua-Neuguinea zu entscheiden.

Referendum in Bougainville
Bild: Getty Images/AFP/N. Kerton

Auf der Inselgruppe Bougainville im Pazifik ist eine Abstimmung über eine mögliche Unabhängigkeit gestartet. In dem Referendum steht zudem die Option einer größeren Autonomie zur Wahl. Bougainville gehört mit mehr als 200.000 Bewohnern derzeit als autonome Provinz zu Papua-Neuguinea. Falls sich in dem Referendum eine Mehrheit für eine völlige Loslösung entscheidet, könnte die Inselgruppe jüngster Staat der Welt werden. Die meisten Experten erwarten genau das.

Entscheidung dauert

Das Ergebnis wird allerdings nicht vor Mitte Dezember erwartet. Wegen der geografischen Besonderheiten zieht sich das Referendum vermutlich über zwei Wochen hin. Bougainville ist knapp 9000 Quadratkilometer groß und hat zahlreiche kleinere Inseln. Viele Gemeinden sind nur schwer zu erreichen.

An einem Wahllokal in der Stadt Buka hatten sich vorab bereits etwa tausend Menschen versammelt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Mit Gesängen und Tanz brachten die Menschen ihre Freude über die Chance auf eine eigene Nation zum Ausdruck.

Ehemaliges deutsches Kolonialgebiet

Von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg war Bougainville Teil von Deutsch-Neuguinea und damit deutsches Kolonialgebiet. Dann wurde die Pazifikinsel von Australien besetzt, bis sie schließlich 1975 Teil von Papua-Neuguinea wurde. Das Unabhängigkeitsreferendum war 2001 im Rahmen eines Friedensabkommens zugesagt worden, mit dem ein Konflikt zwischen Rebellen und dem Sicherheitsapparat von Papua-Neuguinea beendet wurde. In dem ein Jahrzehnt lang dauernden Konflikt waren bis zu 20.000 Menschen getötet und tausende weitere vertrieben worden.

Auf Bougainville gibt es größere Vorkommen an Kupfer und Gold. Die Bevölkerung ist jedoch sehr arm. Zudem leidet die Insel durch den Abbau der Rohstoffe an Umweltproblemen.

Regionalpräsident John Momis (mit gelber Kappe) will sich Zeit nehmenBild: Getty Images/AFP/N. Kerton

Bei einem Votum für eine Unabhängigkeit müsste das Parlament von Papua-Neuguinea noch zustimmen. Dort gibt es Befürchtungen, dass Bougainville zu einem Präzedenzfall in dem ethnisch vielfältigen Land werden könnte. Die Blockade eines Unabhängigkeitsvotums könnte andererseits alte Konflikte wieder aufbrechen lassen. Der Regionalpräsident von Bougainville, John Momis, rief seine Mitbürger zu Geduld auf. "Wir sollten die Dinge nicht überstürzen, wir sollten uns Zeit für ein gutes Ergebnis nehmen", appellierte er. Bis zu einer endgültigen Lösung könnten nach seiner Darstellung noch fünf Jahre vergehen.

wo/sti (dpa, afp)