Tödlicher Hotel-Brand in der Türkei: Wer hat Schuld?
22. Januar 2025Nach dem verheerenden Brand in einem Skihotel mit mehr als 70 Toten in der Türkei mehren sich Vorwürfe, dass der Brandschutz vernachlässigt worden sei. Augenzeugen berichteten türkischen Medien zufolge übereinstimmend, dass etwa der Feueralarm nicht funktioniert und es keine Feuerlöscher gegeben habe. Gäste hätten in völliger Dunkelheit in Fluren voller Rauch nach Fluchtwegen in dem zwölfstöckigen Gebäude suchen müssen.
Dabei kam es den Schilderungen zufolge zu dramatischen Szenen: Menschen sprangen in Panik aus Fenstern, andere versuchten sich mit zusammengeknoteten Bettlaken abzuseilen. Die Feuerwehr musste zudem erst vom rund 40 Kilometer entfernten Stadtzentrum im nordwesttürkischen Bolu zu dem in den verschneiten Bergen liegenden Hotel anrücken.
Kritik an gelockerten Brandschutzvorgaben
Die größte Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen Regierung in Ankara vor, im Jahr 2012 Brandschutzvorgaben gelockert zu haben. Sie kritisierte in einer Anfrage an das Tourismusministerium zudem, dass in dem Hotel keine Sprinkleranlage eingebaut war, obwohl dies Pflicht sei. Dadurch habe sich das Feuer schneller ausbreiten können und zu höheren Opferzahlen geführt.
Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy hatte bereits am Dienstag die Verantwortung der Regierung zurückgewiesen und sieht die lokale Feuerwehr in der Pflicht. Auch Vorwürfe, dass es keine Feuertreppen gegeben habe, wies der Minister zurück.
Der verheerende Brand war in der Nacht zu Dienstag in dem Hotel mit mehr als 230 Gästen ausgebrochen. 76 Menschen kamen in den Flammen ums Leben, mehr als 50 wurden verletzt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versicherte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Neun Menschen wurden bislang festgenommen, darunter der Hotelbesitzer.
Dach stark beschädigt - Einsturzgefahr
Die Arbeiten am Ort des Unglücks gingen unterdessen weiter. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad und die Feuerwehr durchkämmten erneut das Hotel. Weil in dem Gebäude vor allem Holz verbaut wurde, besteht Einsturzgefahr. Das Dach des zwölfstöckigen Hotels ist stark beschädigt und der Sportbereich im unteren Stockwerk vollständig abgebrannt.
In der Türkei sind momentan Schulferien. Viele Familien aus Istanbul und Ankara sind daher zum Skifahren in die Bergregion Bolu im Nordwesten des Landes gereist.
sti/pg (dpa, rtr)