Brandenburgs "Gründervater" ist tot
30. Dezember 2019Der erste Brandenburger Ministerpräsident nach der Wiedervereinigung, Manfred Stolpe, ist tot. Er sei im Alter von 83 Jahren nach langer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte die Staatskanzlei in Potsdam mit.
Am 16. Mai 1936 in Stettin geboren, studierte Stolpe nach seinem Abitur Jura und trat später als Referendar in die Dienste der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg ein. Er wirkte an der Gründung des Evangelischen Kirchenbundes in der DDR mit und galt als Vordenker einer Kirchenpolitik, die sich als "Kirche im Sozialismus" verstand.
1990 wurde Stolpe SPD-Mitglied, trat als Spitzenkandidat an und wurde im November zum ersten Ministerpräsidenten Brandenburgs gewählt. Nach seinem überraschenden Rücktritt 2002 wurde er Bundesverkehrsminister in der damaligen rot-grünen Bundesregierung und blieb bis Ende der Legislaturperiode 2005 im Amt. Nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 trat Stolpe dann von der politischen Bühne ab.
Umstrittene Vergangenheit
In den 1990er Jahren war Stolpe in Brandenburg sehr beliebt. Bundesweit wurde jedoch jahrelang eine Debatte um seine Kontakte zur DDR-Staatssicherheit, der Stasi, geführt. Zu den Kontakten zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) bekannte sich Stolpe auch öffentlich.
Die Behauptung eines CDU-Politikers, Stolpe sei ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi - also eine Art Spitzel - gewesen, wird vom Bundesverfassungsgericht jedoch verboten. Auch die evangelische Kirche steht zu ihm. Stolpe habe einen Auftrag für "schwierige Verhandlungen mit staatlichen Stellen" gehabt, heißt es dort 1992. "Manfred Stolpe war ein Mann der Kirche, nicht des MfS."
sth/hk (dpa, epd, kna)