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Klimawandel: Wie verhindert man Waldbrände?

Stuart Braun
Veröffentlicht 7. August 2022Zuletzt aktualisiert 30. Juli 2024

Derzeit wüten riesige Waldbrände in Kanada und den USA. DW stellt Methoden vor, wie sich solche Feuer bekämpfen lassen: Brandrodungen, gezielte Aufforstung mit geeigneten Bäumen oder Drohnen können dabei helfen.

Zwei Feuerwehrleute stehen mit Schutzbrillen, Tüchern vor dem Mund und Helmen vor einem brennenden Trailerpark in Kalifornien
Die Feuerwehr kämpft aktuell gegen den inzwischen sechstgrößten Waldbrand in der Geschichte Kaliforniens. Bild: Stephen Lam/San Francisco Chronicle/AP/picture alliance

Große Waldbrände sind in der Erdgeschichte nichts Neues. Es hat sie zwar immer schon gegeben, doch jetzt treten gehäuft Feuer auf, die heißer und länger brennen als bisher. Grund dafür ist der Klimawandel. Anhaltende Dürren machen Wälder leichter entflammbar. Blitze oder auch Brandstiftung richten öfter und mehr Schaden an. Bevor Feuerwehrleute die Brände eindämmen können, haben sich kleine Feuer bereits zu unkontrollierbaren Brandherden entwickelt. 

In der letzten Woche haben große Brände die Wälder im Westen Kanadas und der USA heimgesucht, zehntausende Menschen mussten evakuiert werden. Die durch Wind und Hitze angefachten Brände in Kalifornien sind inzwischen größer als die Stadt Los Angeles und erstrecken sich über eine Fläche von 1200 Quadratkilometern.

Verheerende Folgen

In Kanada hat ein sich schnell ausbreitendes Feuer die Stadt Jasper und den umliegenden Nationalpark in der Provinz Alberta verwüstet und mindestens ein Drittel der Gebäude der Stadt zerstört. Der Park, der zum UNESCO-Welterbe gehört, ist für seine beeindruckende Gebirgslandschaft und zahlreichen Wildtiere bekannt.

"Jeder Feuerwehrmann wird Ihnen sagen, dass Sie wenig bis gar nichts tun können, wenn eine solche Feuerwand auf Sie zukommt", sagte Mike Ellis, Minister für öffentliche Sicherheit in Alberta. "Niemand hat damit gerechnet, dass das Feuer so schnell kommen und so groß werden würde."

Schon im vergangenen Jahr wüteten in Kanada verheerende Brände. Dabei verbrannten rund 18,4 Millionen Hektar, die riesigen Rauchwolken zogen auch über Teile der USA. Im heißen Sommer 2023 brachen auch in Europa, darunter in Italien, Griechenland und Spanien große Brände aus.

Auf der anderen Seite der Welt, in Australien, waren die Megabrände des "Schwarzen Sommers" 2019/20 so groß, dass sie fast 24 Millionen Hektar verbrannten. Sogar Feuchtwälder gingen in Flammen auf, die bis dahin immer verschont geblieben waren.

Und solange die Menschheit durch das Verbrennen fossiler Energieträger die Erderwärmung vorantreibt, wird das absehbar auch so bleiben, konstatiert Hamish Clarke, Forscher am Institut für Ökosysteme und Bewaldung an der Universität Melbourne, Australien. 

Australische Feuerwehrleute haben in den letzten Jahren mit außergewöhnlich großen Waldbränden gekämpft. Bild: Evan Collis/DFES/AP/picture alliance

"Wir sind nicht auf dem Wege dahin, das Waldbrandrisiko zu senken. Wir brauchen einen klaren Kurswechsel - dringend! Wir müssen ernsthaft die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren." Clarke ist Co-Autor eines Artikels, der im Januar 2022 die Risiken für weitere Buschfeuer in Australien untersucht hat. Er stellt fest, dass der "Klimawandel die Fähigkeit unseres Ökosystems sich anzupassen überstrapaziert" und dass "die Feuerbekämpfung am Scheideweg" steht.

Die moderne Feuerbekämpfung muss sich demnach an eine immer heißere und trockenere Welt anpassen - und dafür gibt es diverse Strategien, die hier im Folgenden aufgeführt werden sollen.

Waldbrände eindämmen: Feuer mit Feuer bekämpfen

Kontrollierte oder "angeordnete" Feuer in den kühleren Monaten sind eine Lösung. Sie sorgen dafür, dass schlicht weniger Anzündholz vorhanden ist, welches sich im Sommer zu Riesenfeuern entwickeln könnte. In Waldbrand-geplagten Ländern wie den USA, Australien, Spanien, Portugal, Kanada und Südafrika hat man damit seit Jahrzehnten bereits gute Erfahrungen gemacht. Diese Strategie sei "sehr effektiv", so Experte Victor Resco de Dios, Professor für Forstwirtschaft an der Universität Lleida in Spanien. Heutzutage müsste das kontrollierte Abbrennen aber auf "sehr großen Fläche geschehen, um effektiv zu bleiben", so Resco de Dios.

In Ländern wie Griechenland müssten inzwischen bis zu 1,5 Millionen Hektar Wald per Dekret kontrolliert abgebrannt werden. Außerdem ist die Strategie nicht ohne Risiko: Im US-Bundesstaat New Mexico weitete sich ein eigentlich kontrolliertes Feuer zu einem der größten und verheerendsten Feuer in der Geschichte des Bundestaats aus. Jetzt soll die Strategie erstmal ausgesetzt bleiben. Schon Ureinwohner in den USA und Australien wandten ähnliche Techniken an, lange bevor Europäer ihr Land betraten. Statt nur in den Wintermonaten kontrolliert Flächen abzubrennen, zündeten sie regelmäßig kleinere Flächen an. Denn schon ihnen war die Bedeutung der Wälder für die Biodiversität bewusst.

Drohnen zur Feuerbekämpfung

Vorsicht ist besser als Nachsicht, das gilt auch beim Feuermanagement. Wenn es aber doch zu Mega-Feuern kommt, hilft moderne Technologie. Satelliten von der NASA zeigen Feuerwehrleuten schon jetzt, in welche Richtung sich Großbrände ausbreiten. In letzter Zeit werden hierfür vermehrt aber auch Drohnen eingesetzt.

Feuerbekämpfung in Portugal Bild: Patricia De Melo Moreira/AFP/Getty Images

Finnland ist zu fast 75 Prozent bewaldet. Auch hier werden bei einem Feldversuch Drohnen genutzt, um den Wald von oben zu beobachten: "Wir entwickeln eine Drohnentechnologie, die auf Künstlicher Intelligenz beruht. Waldbrände werden dadurch sehr schnell entdeckt", so Professorin Eija Honkavaara, die Mitglied der Forschungsgruppe ist.

2019 brannten in Europa 400.000 Hektar Waldfläche ab, ein Jahr später waren es bereits 25 Prozent mehr. Victor Resco de Dios erwartet, dass selbst Nordische Länder in Zukunft mit Mega-Bränden zu tun haben werden. "Drohnen können helfen Echtzeitinformationen einzuholen, wie sich die Feuersbrunst entwickelt, wie hoch die Flammen stehen und welche Temperaturen das Feuer hat", so Honkavaara. Das einzige Problem dabei ist, dass die Drohnen für ihre Datenübermittlung eine stabile Internetverbindung brauchen - und die ist in abgelegenen finnischen Regionen nicht überall vorhanden.

Aufforstung muss sich an den Klimawandel anpassen

Ein anderer Weg, um in Zukunft Waldbrände zu verhindern, ist Bäume zu pflanzen. Und zwar nicht solche Arten, die in der jeweiligen Klimazone heimisch sind, sondern solche, die eher in wärmeren Gefilden zuhause sind und wärmere Temperaturen quasi kennen. Sie müssen dürreresistenter sein, um fit zu sein für die Zukunft in Zeiten des Klimawandels. "Wir müssen jetzt schon bedenken, wie das Klima in Zukunft sein wird", so Resco de Dios. "Wir müssen jetzt schon Bäume pflanzen, die sich an das Klima, das in einigen Jahrzehnten vorherrschen wird, anpassen können." Für viele Bäume sei das Klima dann schlicht nicht mehr das passende. Das Ganze erfordere aber ein enges Forstmanagement und strenge Regenerationsmaßnahmen von abgebrannten Gebieten. Denn, so ist sich Resco de Dios sicher: "Wenn wir Bäume einfach nur pflanzen und dann vergessen, dann pflanzen wir jetzt schon die künftigen Buschbrände."

Heute schon die Bäume für Morgen pflanzen - das könnte eine Lösung sein, wie hier in SüdafrikaBild: Nic Bothma/dpa/picture alliance

Adaptiert aus dem Englischen von Friedel Taube. 

Der Artikel wurde am 30.07.2024 aus Anlass der aktuellen Brände in den USA und Kanada aktualisiert. 

Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.
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