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Brasilianer wird neuer WTO-Chef

7. Mai 2013

Für die WTO-Spitze wollte der Westen einen Freihandels-Vorkämpfer aus Mexiko. China sowie die meisten Entwicklungsländer und Russland wollten das nicht - und verhalfen einem US-Kritiker zu dem Posten.

Der künftige Generaldirektor der WTO, Roberto Azevedo. (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Welthandelsorganisation (WTO) wird in den kommenden vier Jahren vom Brasilianer Roberto Azevêdo geführt. Der US-kritische Karrierediplomat konnte eine klare Mehrheit der 159 WTO-Mitgliedstaaten für sich gewinnen, wie Diplomaten nach einem Treffen des zuständigen WTO-Ausschusses zu den Ergebnissen des Auswahlprozesses erklärten.

Bei der amtlichen brasilianische Nachrichtenagentur Agência Brasil hieß es, der 55-Jährige sei unter anderem von den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) und den portugiesischsprachigen Ländern unterstützt worden. Auch Staaten in Lateinamerika, Asien und Afrika hätten sich für ihn eingesetzt.

Brasilien: "Ein Sieg für die WTO"

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff zeigte sich erfreut. "Das ist kein Sieg für Brasilien, auch nicht für eine Gruppe von Ländern, aber für die Welthandelsorganisation", sagte sie. Es liege in den nächsten Jahren bei der WTO, einen neuen und ausgewogenen Impuls für den Welthandel zu geben. Dies sei fundamental, damit die Weltwirtschaft in eine neue Phase des Wachstums und der sozialen Gerechtigkeit eintrete.

Der Brasilianer hatte sich in der letzten Runde des Auswahlprozesses gegen Mexikos Kandidaten Herminio Blanco durchgesetzt. Der 62-Jährige war von den USA und der EU unterstützt worden. Auch aus Mexiko kamen Glückwünsche: "Der brasilianische Anwärter ... war der bevorzugte Kandidat der WTO-Mitglieder. Die mexikanische Regierung beglückwünscht Botschafter Roberto Azevêdo zu seiner Wahl", teilte das Wirtschaftsministerium mit.

Der Brasilianer Azevedo ist seit 2008 permanenter Vertreter seines Landes bei der WTOBild: Elza Fiuza/ABr

Azevedo ist seit 2008 Botschafter Brasiliens bei der WTO. Seit den 1990er Jahren hat er für sein Land in Handelsfragen verhandelt. Der Allgemeine Rat der WTO muss ihn noch formell als Chef der Handelsorganisation bestätigen, bevor Azevedo im September sein Amt antreten kann.

Erfolglose Jahre

Auf Azevedo wartet die schwierige Aufgabe, ein internationales Abkommen zum Abbau von Handelsschranken auszuhandeln. Die entsprechenden Verhandlungen im Rahmen der WTO, die im Jahr 2001 begonnene "Doha-Runde", führten bislang nicht zum Erfolg. Damit ist die schon 1994 beendete Uruguay-Runde das bisher letzte Welthandelsabkommen.

Wegen des Scheiterns einer weiteren Welthandelsrunde hat die Zahl bilateraler Abkommen stark zugenommen. So wollen die Europäische Union und die USA noch in diesem Jahr Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen beiden Wirtschaftsräumen aufnehmen.

Vorwurf: Protektionismus

Als Vertreter Brasiliens bei der WTO seit 2008 wurde Azevedo auch vorgeworfen, sein Land setze zum Schutz der eigenen Wirtschaft zu sehr auf Protektionismus. In seiner Wahlkampagne bemühte er sich, diesen Eindruck zu zerstreuen. "Der WTO-Chef müsse "unparteiisch" sein, so Azevedo. "Wir sehen den Lähmungszustand in Genf mit großer Sorge", hatte Azevedo bei seiner Bewerbung um den Chefposten gesagt. "Ehrgeizige Ziele sind notwendig, um die Liberalisierung des Handels voranzutreiben."

Mit dem Posten des WTO-Generaldirektors ist nur wenig Macht verknüpft. Gefragt sind vielmehr diplomatisches Geschick und Überzeugungskraft. Mit Azevedo bekommt die WTO erstmals seit ihrer Gründung 1995 einen Generaldirektor aus Lateinamerika.

Die WTO mit Sitz in Genf stellt internationale Handelsregeln auf und wacht über deren Einhaltung. Sie wurde 1995 in Genf gegründet und hat inzwischen 159 Mitglieder. Zum Stab des Generaldirektors gehören 640 Mitarbeiter.

bea/GD (rtr, dpa, epd)

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