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Politik

Brasilianischem Skandalkonzern droht Bankrott

18. Juni 2019

Der Mischkonzern Odebrecht steht im Zentrum des größten Korruptionsskandals in Lateinamerika - jetzt hat er einen Insolvenzantrag gestellt. Bis auf Weiteres will die Firma jedoch unverdrossen Geschäfte machen.

Brasilien Rio de Janeiro Schild der Baufirma Odebrecht
Ein Odebrecht-Firmenschild am Olympischen Dorf in Rio de JaneiroBild: picture-alliance/dpa/G. Ismar

Der brasilianische Odebrecht-Konzern hat nach eigenen Angaben Insolvenz beantragt. In dem Schreiben an ein Insolvenzgericht in São Paulo geht es demnach um den Mutterkonzern Odebrecht S.A. und einige Tochtergesellschaften, jedoch seien andere Firmenteile wie die Petrochemie-Sparte Braskem S.A. nicht betroffen. Das Unternehmen erhofft sich von dem Schritt eine Umschuldung von 51 Milliarden Reais (11,7 Milliarden Euro) und will zunächst seine wirtschaftlichen Aktivitäten fortführen.

"Operation Waschstraße"

Der Bau- und Mischkonzern ist massiv in den größten Korruptionsskandal Lateinamerikas, genannt "Operation Waschstraße", verwickelt. Odenbrecht zahlte nach Erkenntnissen von Ermittlern systematisch Schmiergelder an Politiker verschiedener Länder, die dem Konzern im Gegenzug staatliche Aufträge erteilten. Die US-Justiz schätzt die Gesamtsumme der Schmiergelder auf 785 Millionen Dollar (700 Millionen Euro), in verschiedenen Ländern wird gegen Hunderte Politiker, Unternehmer und Beamte ermittelt.

Ende 2016 gestand der Konzern seine Schuld ein und einigte sich mit den Strafverfolgern in den USA, Brasilien und der Schweiz auf Strafzahlungen von insgesamt 2,6 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro). Der frühere Geschäftsführer Marcelo Odebrecht wurde bereits 2015 zu 19 Jahren Haft verurteilt, 2017 wurde die Strafe verkürzt und in Hausarrest in seiner Luxusvilla in São Paulo umgewandelt. Auch die beiden früheren brasilianischen Präsidenten Michel Temer und Luiz Inacio Lula da Silva waren laut Gerichtsurteilen in die Korruptionsaffäre verwickelt, letzterer sitzt eine zwölfjährige Haftstrafe ab.

Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bei einem seiner letzten Auftritte 2018 vor Antritt der HaftstrafeBild: picture-alliance/AP Photo/A. Penner

Auch in Peru, wo Odebrecht Bestechungen in Höhe von 29 Millionen Dollar zugegeben hat, reicht der Verdacht bis zur Staatsspitze - in gleich drei Fällen: Im Mai wurde Anklage gegen Ex-Staatspräsident Ollanta Humala und dessen Frau Nadine Heredia erhoben, sein Nachfolger Pedro Pablo Kuczynski steht unter Hausarrest. Humalas Vorgänger Alan Garcia entzog sich seiner Festnahme durch Suizid.

Niedergang eines Traditionskonzerns

In seiner Mitteilung zum Insolvenzverfahren nannte der Konzern das nun anstehende Insolvenzverfahren "die Konsequenz einer wirtschaftlichen Krise". Binnen fünf Jahren habe man die Belegschaft von 180.000 auf 48.000 Angestellte reduziert. Analysten machen die jahrelange Krise des bedeutsamen Unternehmens sogar als eine Ursache für die Rezession der brasilianischen Wirtschaft 2015/16 aus. Der 1944 von deutschen Einwanderern gegründete Konzern war über Jahrzehnte eines der wichtigsten Unternehmen Brasiliens, das weit über Südamerika hinaus aktiv war: So hat Odebrecht etwa eine Basketball-Arena in Miami und einen Staudamm in Angola gebaut.

ehl/jj (dpa, afp, ap)

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