Brasilianisches Klima als stärkster Gegenspieler?
24. April 2014Portugal, Ghana und die USA - das sind bekanntermaßen die deutschen Gruppengegner bei der WM 2014 in Brasilien. Doch statt Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Kevin-Prince Boateng könnte der stärkste Gegenspieler des DFB-Teams das Wetter werden: Die Spiele der Deutschen in Salvador (16. Juni), Fortaleza (21. Juni) und Recife (26. Juni) werden wohl bei über 30 Grad Celsius, noch dazu um 13 Uhr bzw. 16 Uhr Ortszeit, inmitten der brasilianischen Mittagshitze angepfiffen. In Fortaleza, das direkt am Äquator liegt, erwartet die DFB-Elf tropisches Klima. In Recife und Salvador ist es im Juni nicht nur heiß, sondern auch extrem feucht. Mit 85 Prozent Luftfeuchtigkeit liegt Recife gut 20 Prozent über dem Durchschnittswert, der im Sommer in Deutschland herrscht und bereits als unangenehm drückend oder schwül empfunden wird.
Zehn Tage zur Akklimatisierung
"Wenn man Belastung in warmer Umgebung nicht gewohnt ist, hat man eindeutige Leistungseinbußen", sagte Markus de Marées, Mediziner im Institut für Trainingswissenschaft an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) Köln. "Die Hitze hat einen direkten Einfluss auf den Stoffwechsel des Körpers." De Marées rät dazu, sich frühzeitig vorzubereiten: "Studien zeigen, dass es durchschnittlich zehn Tage dauert, bis sich der Körper akklimatisiert. Dementsprechend früh sollte die DFB-Elf nach Brasilien reisen." Der Körper gewöhnt sich in verschiedenen Stufen an Hitze. Er fängt deutlich früher an zu schwitzen, um die Körpertemperatur zu regulieren und der Schweiß ist anders zusammengesetzt. Im Schweiß enthaltene Mineralstoffe müssen dann wieder aufgenommen werden. Schon jetzt können die deutschen WM-Fahrer etwas tun: "Das Herz-Kreislauf-System muss fit sein und das Trainingsniveau hoch. Zwischendurch sollte man immer wieder Hitzebelastungen über sich ergehen lassen, um den Körper an diesen Reiz zu gewöhnen. "Eisen und Vitamine sollten langfristig vermehrt aufgenommen werden." Unterstütze man den Körper nur kurzfristig mit den zusätzlichen Nährstoffen, bestehe die Gefahr, dass er chronisch unterversorgt sei, sagt de Marées.
Krämpfe und Bewusstlosigkeit bei Wassermangel
Manaus, das im Nordosten des Landes liegt, gilt als extremster Spielort. Es ist als trockener Landstrich mit teilweise lang anhaltenden Dürrezeiten bekannt. Im südlicheren Amazonasbecken unterhalb der Stadt, kommt es aber auch oftmals zu starken Niederschlägen. "Die Hitzebelastung ist nicht das große Thema, solange es sich um die trockene Hitze des brasilianischen Winters handelt. Problematisch sind die Unterschiede zwischen den Spielorten und die Feuchtigkeit. Bei hoher Luftfeuchtigkeit tropft der Schweiß ab. Das heißt er verdunstet nicht, der Kühleffekt bleibt aus", sagte Hans-Joachim Appell Coriolano, Professor am Institut für Physiologie und Anatomie der DSHS Köln. Bei zu viel Wasser- und Mineralstoffverlust und einem Überhitzen des Körpers, werde es kritisch. Mögliche Folgen: Leistungsabfall, Krämpfe und sogar Bewusstlosigkeit. Um dem vorzubeugen, rät Appell Coriolano dazu, auch während der Spiele ausreichend Flüssigkeit- und Elektrolyte zuzuführen.
Die wechselnden klimatischen Bedingungen werden für die Spieler eine harte Belastungsprobe, dessen ist sich Bundestrainer Joachim Löw bewusst. Nicht umsonst spricht er vom Anforderungsprofil "anpassungsfähiger Spieler" im Hinblick auf potenzielle WM-Fahrer. "Natürlich wird es schwer, die Gruppe zu überstehen aufgrund der Gegebenheiten. Um drei Mal in der Hitze zu spielen, braucht man viel Substanz", sagte Löw.