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Brasilien darf WM-Eintrittskarten billiger verkaufen

13. November 2011

Bei der Fußball-WM soll es für Rentner, Studenten und Sozialhilfeempfänger Eintrittskarten zum halben Preis geben. Mit dieser Einigung sind die Spannungen zwischen der FIFA und Brasilien weitestgehend ausgeräumt.

Offizielles Logo für die FIFA-WM 2014 in Brasilien
Bild: picture-alliance/dpa

"Es gibt kein Problem, das wir nicht lösen könnten." Brasiliens neuer Sportminister Aldo Rebelo gibt sich im Hinblick auf die Spannungen mit dem Weltverband FIFA im Vorfeld der WM 2014 versöhnlich. "Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben, aber wir bemühen uns sie zu lösen: Sowohl im Interesse der FIFA als auch im Einklang mit den brasilianischen Gesetzen, den nationalen Interessen und den Interessen der Öffentlichkeit", so der Minister zum Abschluss eines zweitägigen Besuch von FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke in Brasilien. Valcke hatte sich vor Ort über den Fortschritt beim Bau der Stadien sowie über den Stand der Planungen informiert.

Einer der Hauptstreitpunkte zwischen der FIFA und Rekordweltmeister Brasilien war bis vor kurzem der Verkauf von Eintrittskarten zum halben Preis für Rentner und Studenten. Dieser Preisnachlass um 50 Prozent für öffentliche Veranstaltungen ist in Brasilien für Senioren ab 60 Jahren gesetzlich festgeschrieben.

Auf Harmonie bedacht: Brasiliens Sportminister Aldo RebeloBild: picture-alliance/dpa

Noch im Oktober hatte Jérôme Valcke, während eines Treffens mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff im Rahmen des EU-Brasilien-Gipfels in Brüssel, eine Ermäßigung der Tickets abgelehnt. Sein damaliges Argument: Fußballweltmeisterschaften lassen einen Preisnachlass nicht zu. Die brasilianische Regierung berief sich daraufhin auf das brasilianische Seniorengesetz. Brasilianische Medien warfen der FIFA die Missachtung nationale Gesetze vor.

Die brasilianische Beharrlichkeit scheint sich nun auszuzahlen. "Die FIFA wird für Personen über 60 einen Preisnachlass von 50 Prozent akzeptieren", erläutert Valcke nach seinen Gesprächen in Brasilien in einer schriftlichen Erklärung gegenüber der Deutschen Welle. "Die FIFA respektiert ausnahmslos die brasilianische Gesetzgebung", heißt es in der Stellungnahme, "zwischen uns gibt es keinen Grund für Spannungen. Wir sitzen im gleichen Boot."

Fußball für alle?

Laut FIFA sollen zur WM 2014 zusätzlich Tickets der "Kategorie 4" zum einheitlichen Preis von 25 Dollar angeboten werden. "Diese Spezialkategorie wird jede andere Ermäßigung ersetzen", heißt es dazu ergänzend in der Stellungnahme von Valcke, die DW-World.de vorliegt. Die Vergünstigung werde allerdings nur für die Spiele der Vorrunde gelten – mit Ausnahme des Eröffnungsspiels.

Zum Einlenken bereit: FIFA-Generalsekretär Jérôme ValckBild: AP

Die brasilianische Regierung möchte aber nicht nur älteren Menschen und Studenten die Möglichkeit eröffnen, die WM im eigenen Land zu vergünstigten Preisen live mitzuerleben. Sie will mit der neuen Preiskategorie auch sicherstellen, dass Sozialhilfeempfänger und Personen mit niedrigen Einkommen ermäßigte Tickets kaufen können. Die Verhandlungen über diese Forderung sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

Mit Blick auf die Ticketdebatte hatte Valcke während seiner Brasilienreise wirtschaftliche Beweggründe der FIFA bestritten und auf technische Schwierigkeiten verwiesen. "Karten zum halben Preis erfordern Maßnahmen, wie das Vorzeigen eines Personalausweises. Das wird schwierig, weil die Tickets weltweit zeitgleich im Internet verkauft werden. Außerdem werden die Karten aus Gründen der Sicherheit erst im letzten Moment gedruckt".

Das ganz große Geschäft

Das legendäre Maracaná-Stadion in Rio: Tickets für 25 Dollar?Bild: picture alliance / dpa

Ein weiterer heikler Punkt ist der Alkoholverkauf in den Stadien. Die Regeln des brasilianischen Fußballverbands CBF verbieten den Verkauf alkoholischer Getränke während der Fußballspiele. Für die FIFA und ihre zahlungskräftigen Sponsoren würde dies drastische Einschränkungen bedeuten. Die brasilianische Regierung muss daher für die Zeit der Weltmeisterschaft Ausnahmeregelungen finden. Momentan verhandelt das brasilianische Parlament darüber.

Parlamentspräsident Marco Maia signalisierte nach einem Treffen mit Valcke, dass bis Ende des Jahres eine Entscheidung im Interesse der FIFA getroffen werde. "Wir werden die Forderungen der FIFA mit den Gesetzen der brasilianischen Bundesstaaten in Einklang bringen müssen. Während der Weltmeisterschaft können wir bezüglich dieses Themas Ausnahmen in der Gesetzgebung machen."

Nicht nur die FIFA hofft auf klingelnde Kassen, auch für Brasilien geht es bei der WM 2014 um das ganz große Geschäft. Nach offiziellen Schätzungen winken zwischen 2010 und 2019 Gewinne von bis zu 76,3 Milliarden Euro. In vielerlei Hinsicht wird der Kampf um den goldenen Pokal ein Event der Superlative. Allein 13,7 Milliarden Euro werden in die Instandsetzung der brasilianischen Infrastruktur investiert.

Autorin: Nádia Pontes/ Anna Pellacini
Redaktion: Mirjam Gehrke

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