Diese Woche musste Brasilien mit mehr als 100.000 registrierten Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden einen neuen Rekord vermelden. Deutschland hilft dem südamerikanischen Land.
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Angesichts der dramatischen Corona-Lage in Brasilien hat die deutsche Luftwaffe 80 Beatmungsgeräte in die Amazonas-Metropole Manaus gebracht. "Es ist wichtig, die internationale Zusammenarbeit in Zeiten der globalen Krise zu erhalten und zu vertiefen", schrieb der deutsche Botschafter in Brasília, Heiko Thoms, auf Twitter. Er hatte zuvor die Geräte an den Gouverneur des Bundesstaates Amazonas, Wilson Lima, übergeben.
Das Gesundheitssystem in Manaus war bereits im Januar kollabiert, der Sauerstoff ging aus. Die nun gelieferten Beatmungsgeräte stammen aus Beständen des Bundesgesundheitsministeriums. Sie wurden im Auftrag des Auswärtigen Amtes nach Brasilien geflogen.
Die Deutsche Botschaft in Brasília teilte mit, die globale Zusammenarbeit zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie habe für die Bundesregierung höchste Priorität. Mit der Spende sei man einer Bitte der Regierung des Bundesstaates Amazonas gefolgt.
Ein wenig hilfreicher Präsident
Vor allem seit Februar hat sich die Lage in ganz Brasilien deutlich verschärft. Zum einen halten viele Menschen die Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht ein, zum anderen ist die mittlerweile in dem südamerikanischen Land grassierende Virusvariante P1 offenbar deutlich ansteckender als der ursprüngliche COVID-19-Erreger.
Kritiker machen auch Brasiliens rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro für die dramatische Lage verantwortlich. Seit Pandemie-Beginn hat er die Gefahr durch das Virus heruntergespielt, erst am Donnerstag erneuerte er seine Kritik an den Lockdown-Maßnahmen in mehreren Bundesstaaten.
Dramatische Corona-Lage in Brasilien
In Brasilien hat die Zahl der täglichen Corona-Toten einen neuen Höchststand erreicht. Auch die Intensivstationen geraten an ihre Kapazitätsgrenzen. Das Land hofft auf eine Wende.
Bild: Alexandre Schneider/Getty Images
Mehr als 1500 Corona-Tote pro Tag
In der vergangenen Woche sind in Brasilien im Durchschnitt mehr als 1500 Menschen pro Tag an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Die Sterberate ist in einigen Städten so hoch, dass die Behörden die Friedhofsflächen ausdehnen mussten. Vor allem Tote aus ärmeren Familien sind teilweise zu mehreren in einem Grab beigesetzt worden. Viele Grabsteine oder Kreuze tragen keinen Namen.
Bild: Fernando Souza/picture alliance/dpa
Intensivstationen zu 80 Prozent ausgelastet
Derzeit sind auf Brasiliens Intensivstationen vier von fünf Betten belegt. Besonders kritisch ist die Situation in großen Städten: In 16 Bundesstaatshauptstädten liegt die Belegung bei über 90, in zweien sogar über 100 Prozent. Mit insgesamt mehr als 268.300 Todesfällen seit Beginn der Pandemie liegt Brasilien weltweit an zweiter Stelle hinter den USA.
Bild: Fabio Teixeira/ZUMA Wire/picture alliance
Provisorische Kliniken reichen nicht aus
Die Pandemie breitet sich jetzt besonders wieder in Metropolen wie São Paulo und Rio de Janeiro sowie im Süden des Landes aus. Als Grund wird die Mutation des Virus genannt. Teilweise werden Intensivpatienten auch in provisorische Krankenhausbetten wie in dieser Sporthalle in São Paulo betreut. Doch auch diese sind nicht ausreichend.
Insbesondere in den provisorischen Krankenhäusern konnten manche Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf nicht mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden. Teilweise lag dies an fehlenden Gerätschaften. Mitte Januar mangelte es aber auch am Sauerstoff: In der Amazonas-Metropole Manaus war tagelang kein Sauerstoff verfügbar.
Bild: Andre Coelho/AFP/Getty Images
Impfungen: "Chaos"
Mitte Januar haben die brasilianischen Behörden die Corona-Impfstoffe von AstraZeneca und Sinovac zugelassen. Seither haben 8,6 Millionen Menschen in Brasilien die erste Spritze erhalten, drei Millionen, etwa 1,4 Prozent der Bevölkerung, auch die zweite. An manchen Impfzentren, wie hier in Duque de Caxias nahe Rio, warteten Hunderte Menschen in einer Schlange. Kritiker sprechen von "Chaos".
Bild: O Globo/GDA/ZUMAPRESS/picture alliance
Impfstoff Made in Brazil?
Um die Verfügbarkeit von Impfstoff zu erhöhen, haben sich die Gouverneure mehrerer Bundesstaaten und der Gesundheitsminister nun dafür ausgesprochen, Produktionskapazitäten für die Herstellung von Impfstoff in Brasilien aufzubauen. Das brasilianische Forschungsinstituts für öffentliche Gesundheit "Fiocruz" soll demnach bis Juli 100 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoff produzieren.
Bild: Fabio Teixeira/NurPhoto/picture alliance
Proteste gegen Corona-Politik der Regierung
Während das 210-Millionen-Einwohner-Land gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie kämpft und teilweise gegen die Untätigkeit der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro protestiert - so wie hier in São Paulo - ruft dieser dazu auf, keine Masken zu tragen. Erst kürzlich sagte er der Bevölkerung, sie solle endlich das "Jammern" über die Krankheit aufhören.