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Brasilien forscht an Impfstoff gegen Aids

Mariana Santos (apo)23. Februar 2014

Brasilien prescht bei der Suche nach einem Aids-Impfstoff vor. Forscher der Universität São Paulo haben ein Vakzin entwickelt, das die HIV-Infektionsgefahr verringern und den Ausbruch der Krankheit verzögern könnte.

Symbolbild - HI Virus - Aids
Bild: picture alliance / © Bruce Coleman/Photoshot.

"Wir waren von den positiven Resultaten selbst überrascht", sagt Edecio Cunha Neto, der für das HIV-Forschungsprojekt an der Universität São Paulo verantwortlich ist. Für das Projekt testeten die Forscher den Impfstoff an Laborratten und Rhesusaffen. "Wir dachten, dass die Wirkung bei Affen schwächer ausfällt als bei Ratten, doch es war genau das Gegenteil der Fall."

Was bei Primaten effizient ist, kann auch bei Menschen wirken, lautete die ermutigende Schlussfolgerung des Forscherteams. Ihr Impfstoff richtet sich in erster Linie an Menschen, die nicht mit HIV infiziert sind. "Falls sich die Personen im Laufe ihres Lebens mit HIV infizieren sollten, trüge die Impfung dazu bei, die Folgen der Infektion abzuschwächen und die Übertragung auf andere Personen zu blockieren", sagt Cunha Neto. Für die betroffenen Patienten bedeute dies, dass es wesentlich länger dauert, bis die Krankheit Aids ausbricht.

Optimistisch: Edecio Cunha Neto, Aids-Forscher an der Universität von São PauloBild: USP/Divulgação

Internationale Anerkennung

Die brasilianischen Forschungsergebnisse fanden bereits internationale Beachtung. Die Internationale Koalition für HIV Prävention in New York (AVAC), die sich weltweit für die Entwicklung von Impfstoffen einsetzt, würdigte die in Brasilien erreichten Fortschritte. "Insbesondere in einigen afrikanischen Ländern, wo die Krankheit stark verbreitet ist, wäre eine Impfung, die die Ausbreitung von HIV im Körper zurückdrängt, eine große Hilfe", sagt AVAC-Direktor Mitchell Warren im Gespräch mit der DW.

Der HIV-Impfstoff "HIVBr18" ist das Ergebnis des ersten vollständig in Brasilien durchgeführten Forschungsprojekts in diesem Bereich. Die Konzeption beruht auf einer verstärkten Wirkung der sogenannten CD4-Rezeptoren, die im menschlichen Körper an der Oberfläche von Immunzellen sitzen. Bei einer HIV-Infektion verringert sich die Anzahl dieser Immunzellen, die durch das Glykoprotein der CD4-Rezeptoren an der Oberfläche geschützt werden.

Der Impfstoff "HIVBr18" basiert auf Partikeln des Aids auslösenden HI-Virus. Diese Partikel sorgen bei rund 35 Prozent der Bevölkerung dafür, dass bei einer HIV-Infektion das Immunsystem des Organismus gestärkt wird. Nach Auffassung der Forscher könnte die Impfung dazu beitragen, die Produktion von CD4-Rezeptoren bei allen Patienten zu erhöhen.

Aidsexperte Mitchell Warren hofft, dass die Forschung in Brasilien dazu beiträgt, HIV-Infektionen in Afrika einzudämmenBild: picture-alliance/dpa

Wirkungsgrad erhöhen

Nach Angaben von AVAC-Direktor Warren wird weltweit zurzeit an 30 HIV-Impfstoffen gearbeitet. Die bisher größte klinische Studie fand 2009 in Thailand statt. Trotz erfolgreicher Ergebnisse wurde der Impfstoff RV144 damals allerdings nicht zugelassen, weil sein Wirkungsgrad lediglich bei 31 Prozent lag. In der Hoffnung auf einen höheren Wirkungsgrad sollen neue Untersuchungen mit demselben Impfstoff 2016 in Südafrika durchgeführt werden.

Rund 6000 Menschen infizieren sich nach Angaben der Aids-Organisation der Vereinten Nationen, Unaids, täglich mit HIV. Von den rund 34 Millionen HIV-infizierten Personen weltweit haben nur rund zehn Millionen Patienten Zugang zu den lebensverlängernden Medikamenten. Sie verhindern, dass die mit HIV infizierten Zellen sich vermehren.

Die Aidsforscher von der Universität São Paulo erhoffen sich, dass sich mit Hilfe des neuen Impfstoffes "HIVBr18" weniger Menschen mit HIV infizieren. Zudem könne der Impfstoff mit anderen Immunpräparaten kombiniert werden. In fünf Monaten beginnt für das Team der Universität São Paulo eine neue Phase des Forschungsvorhabens. Statt die DNA des Virus als Impfstoff zu verwenden, sollen dann gezielt veränderte Viruspartikel, sogenannte virale Vektoren, in die Zellen von Rhesusaffen geschleust werden.

Kostenfaktor Klinische Studien

Erst nach dieser Phase, in etwa zwei bis vier Jahren, sind auch Versuche mit menschlichen Probanden vorgesehen. Wenn auch diese zu positiven Ergebnissen führen, sind groß angelegte klinische Studien mit einem Budget von rund 50 Millionen US-Dollar mit mindestens 3000 freiwilligen Probanden möglich.

"Die Verwirklichung dieser Studien hängt dann von politischen, und nicht mehr von wissenschaftlichen Entscheidungen ab", sagt Wissenschaftler Cunha Neto. "Wenn eine Regierung sich entschließt, ein Vorhaben solcher Größenordnung zu unterstützen, entscheidet dies über den Einsatz eines Impfstoffes."

Wayne Koff von der Internationalen Initiative für Aids-Impfungen IAVI (International Aids Vaccine Initiative) ist optimistisch, dass die Suche nach einem Impfstoff gegen die tödliche Immunschwäche auch irgendwann Erfolg haben wird. "Die Suche bleibt ein Marathon, kein Endspurt. Bemerkenswerte Fortschritte beschleunigen die Arbeit für künftige Impfstoffe", erklärt Koff.

Die neuen Erkenntnisse, so Koff, trügen dazu beitragen, die Zusammensetzung des Impfstoffes zu verbessern. "Wir hoffen auf eine Fülle von neuen Forschungen und freuen uns über jede neue Studie."

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