Brasiliens scheidender Präsident Jair Bolsonaro hat nach dem Tod von Fußball-Idol Pelé eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Die Fans bekommen Gelegenheit, im Stadion des FC Santos Abschied zu nehmen.
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"Der einzige dreimalige Weltmeister bewies mit seinen Taten, dass er nicht nur ein großer Athlet, sondern vor allem ein großer Staatsbürger und Patriot war", schrieb Brasiliens Präsident in einer offiziellen Stellungnahme über Pelé. "Ein Mann, der mit dem Fußball den Namen Brasiliens in die Welt getragen hat. Er hat Fußball in Kunst und Freude verwandelt", fügte Jair Bolsonaro später in den Sozialen Medien noch hinzu.
Ähnlich hatte sich zuvor schon Bolsonaros Nachfolger geäußert. Luiz Inácio Lula da Silva, der am Sonntag in einer großen Zeremonie als neuer Regierungschef vereidigt wird, fügte noch hinzu, Pelé sei auf dem Weg, "um mit Coutinho, seinem großartigen Partner bei Santos, Doppelpass im Himmel zu spielen". Pelés Leichnam bleibt bis Montag im Albert-Einstein-Hospital von São Paulo.
NASA ehrt den Verstorbenen
Die NASA hat Pelé auf ihren Social-Media-Accounts mit einem besonderen Foto geehrt. Es zeigt eine Spiralgalaxie im Sternbild Bildhauer, die blau, grün und gelb leuchtet, also in den Farben der brasilianischen Flagge.
Und die US-Weltraumbehörde nennt Pelé schwärmerisch den "König des schönen Spiels". Der Fußballer ist seit seiner Spielerzeit bei Cosmos New York (1975-1977) auch in den USA eine ikonische Figur.
Besondere Ruhestätte
Pelés letzte Ruhestätte steht im Guinness-Buch der Rekorde: Das Gebäude im Hochhaus-Format in Santos gilt demnach als höchst aufragender Friedhof der Welt. Am Dienstag wird der Sarg mit den sterblichen Überresten des 82-Jährigen in eine Gruft im neunten Stock des Memorial Necrópole Ecumênica geführt.
Der Verstorbene hatte sein Grab schon vor 19 Jahren gekauft. "Ein Ort, der spirituellen Frieden und Ruhe ausstrahlt, wo niemand sich deprimiert fühlt", sagte Pelé damals. Der neunte Stock ist eine Referenz an seinen Vater, Mentor und Trainer João Ramos do Nascimento, bekannt unter seinem Spitznamen "Dondinho", der mit der Nummer 9 stürmte. Von der Gruft hat man einen Blick auf das Estádio Urbano Caldeira, wo Pelé zwischen 1956 und 1974 für den FC Santos viele seiner insgesamt 1281 Tore erzielte.
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Leichnam wird im Stadion aufgebahrt
Im als Vila Belmiro bekannten Stadion wird am Montag für 24 Stunden auch sein Leichnam am Mittelkreis aufgebahrt, damit Fans ihrem Idol im Vorbeimarsch die letzte Ehre erweisen können. Für Dienstag ist dann ein Trauerzug quer durch Santos geplant, bis hin zum Haus, wo seine Mutter Celeste (100) heute noch wohnt, geplant, ehe Pelé im Memorial seine letzte Ruhestätte findet.
Auf Wunsch der Familie finden die Trauerfeierlichkeiten erst nach dem Jahreswechsel statt, weil am Sonntag der gewählte Staatspräsident Lula da Silva in der Hauptstadt Brasília feierlich in sein Amt eingeführt wird.
Pelé: Weltstar und Fußball-Ikone
Er war der "König des Fußballs": Edson Arantes do Nascimento, in aller Welt als Pelé bekannt, gilt als der beste Fußballspieler aller Zeiten. Die Karriere des berühmten Brasilianers war reich an Höhepunkten und Titeln.
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Treue zum FC Santos
Die Profikarriere von Pelé begann im Alter von 15 Jahren beim FC Santos. Für die Schwarz-Weißen spielte Pelé fast seine gesamte Laufbahn hindurch. Neben der Teilnahme an nationalen und internationalen Wettbewerben war Pelé mit seinem Klub auch in Europa und Amerika auf Tournee und eroberte überall die Herzen der Fans.
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Als Neuling gleich ein Star
Pelé betrat die Weltbühne des Fußballs bei der WM 1958 in Schweden. Der damals 17-Jährige debütierte im dritten Spiel der Seleção gegen die UdSSR und wurde so der jüngste Spieler, der an einer Weltmeisterschaft teilnahm. Beim Halbfinalsieg gegen Frankreich erzielte er einen Hattrick, beim 5:2-Finalsieg gegen Schweden einen Doppelpack. Pelé beendete das Turnier mit sechs Toren aus nur vier Spielen.
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Gespür für das Spektakuläre
Pelé nannte den Fußball "das schöne Spiel", und genauso spielte er ihn auch gerne. Pelé spielte meist als Stürmer und kombinierte Schnelligkeit, Kreativität und höchste technische Fertigkeiten - Fähigkeiten, die es seinen Gegnern nahezu unmöglich machten, ihn mit erlaubten Mitteln zu stoppen. Pelé hatte aber auch ein Gespür für das Spektakuläre, wie seine vielen Fallrückziehertore beweisen.
Bild: AP
Aus dem Spiel genommen
Nach dem zweiten WM-Titel 1962 in Chile reiste die Seleção vier Jahre später auch mit großen Hoffnungen nach England. Pelé traf per Freistoß gegen Bulgarien und war damit der erste Spieler, der bei drei aufeinander folgenden Weltmeisterschaften ein Tor erzielte. Doch die Gegner foulten hart, um Pelé zu neutralisieren. Der Star verletzte sich, Brasilien schied in der Vorrunde aus.
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Dritter WM-Titel
Genugtuung verschafft Pelé die WM 1970 in Mexiko - seine letzte und die dritte, die er mit Brasilien gewinnt. Nach dem Finalsieg im Aztekenstadion heben ihn seine Teamkollegen auf ihre Schultern. Der dritte WM-Triumph bedeutet, dass Brasilien die Jules-Rimet-Trophäe für immer behalten darf. Pelé beendet das Turnier mit vier Toren und gewinnt den Goldenen Ball als bester Spieler.
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Ciao Seleção
Pelé bestreitet sein 97. und letztes Länderspiel für Brasilien am 18. Juli 1971. Mehr als 100.000 Fans sind im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro dabei, um ihren Helden zu verabschieden. Die Partie gegen Jugoslawien endet 2:2. Pelé ist erst 30 Jahre alt und spielt noch einige Jahre lang Vereinsfußball - eine Rückkehr in die Seleção gibt es aber nicht mehr.
Bild: picture-alliance/dpa/MTI Laszlo Almasi
"König und "Kaiser" im "Big Apple"
Nach der Saison 1974 kündigt Pelé seinen Rücktritt vom Klubfußball an, doch nur ein Jahr später folgt er dem Ruf des Geldes zu Cosmos New York. Pelé ist zu diesem Zeitpunkt in Geldnöten, weil unseriöse Geschäftspartner sein gesamtes Vermögen veruntreut haben. Drei Jahre spielt er in der Major League Soccer, zeitweise an der Seite von "Kaiser" Franz Beckenbauer.
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Auf Wiedersehen in New York
Sein wirklich letztes Spiel bestreitet Pelé mit Cosmos am 1. Oktober 1977 im New Yorker Giants-Stadion gegen seinen Heimatverein FC Santos. Er spielt je eine Halbzeit für beide Teams. Das US-Fernsehen überträgt das Event live und veranstaltet rund um das Spiel eine glamouröse Show. Mit dabei sind andere Sportgrößen wie Muhammad Ali (r.).
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Unter Hollywood-Größen
1981 geht Pelé (vordere Reihe, dritter von rechts) unter die Schauspieler und stellt unter der Regie von John Huston im Film "Flucht oder Sieg" (im Original: "Escape to Victory") einen alliierten Kriegsgefangenen dar, der mit seinem Team gegen eine Auswahl der deutschen Wehrmacht antritt. Mit dabei sind Hollywood-Größen wie Michael Caine und Sylvester Stallone.
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Brasilianischer Sportminister
Nach seinem Karriereende übernimmt Pelé eine ganze Reihe von Aufgaben: 1994 wird er zum UNESCO-Botschafter ernannt. Ein Jahr später macht der brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso (l.) den ehemaligen Stürmer zum "außerordentlichen Minister für Sport". Pele schlägt ein Gesetz vor, das die Korruption im brasilianischen Fußball bekämpfen sollte. Das Gesetz wird als "Pelé-Gesetz" bekannt.
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Familienvater
Pelé ist dreimal verheiratet und hat mehrere Kinder, sowohl in als auch außerhalb seiner Ehen. Sohn Edinho (r.) wird ebenfalls Fußball-Profi, steht allerdings als Torhüter beim FC Santos zwischen den Pfosten. Edinho kommt zeitweise mit dem Gesetz in Konflikt und wird wegen Geldwäsche und Drogenhandel zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Setton
Gesundheitliche Probleme
In seinen späten Jahren kämpft Pelé wiederholt mit körperlichen Beeinträchtigungen und Krankheiten. 2012 übersteht er eine Hüft-OP, hat aber immer wieder Hüftprobleme und sitzt zeitweise im Rollstuhl. Auch plagen ihn Nierensteine. Im April 2019 muss er sich in Paris einem Noteingriff unterziehen. Später berichtet sein Sohn über Depressionen. Pelé meldet sich kurz darauf zu Wort: "Es geht mir gut."