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Politik

Im Würgegriff der Pandemie

Jonathan Alpeyrie nm
31. März 2021

Der Fotograf Jonathan Alpeyrie hat etliche Krisen- und Kriegsgebiete bereist. Sein jüngster Auftrag führte ihn nach Brasilien. Das Land leidet weltweit besonders stark unter den Folgen der Corona-Pandemie.  

Bildergalerie Brasilien Coronavirus | Reportage Jonathan Alpeyrie | Rio de Janeiro
Bild: Jonathan Alpeyrie

Rund 3000 Corona-Tote hat Brasilien derzeit jeden Tag zu beklagen. Das Land zählt damit zu den Corona-Hotspots weltweit. Der Fotograf Jonathan Alpeyrie gibt den vielen Verstorbenen ein Gesicht. So wie hier auf einem der größten Friedhöfe Südamerikas im Stadtteil Botafogo in Rio de Janeiro. Mit Abstand trauern die Angehörigen eines 60-Jährigen, der an den Folgen seiner COVID-Erkrankung starb. In Schutzanzügen werden seine sterblichen Überreste zum Grab gebracht. 

Bild: Jonathan Alpeyrie

Mit mehr als zwölf Millionen Infizierten gehört Brasilien zu den Spitzenreitern bei der Zahl der Sars-CoV-2-Infektionen weltweit. Auf die Bevölkerung gerechnet stecken sich in Brasilien zwar weniger Menschen an als beispielsweise in Italien, Frankreich oder Polen - doch die Gesamt-Todeszahl von mehr 300.000 Menschen wird derzeit nur von den USA übertroffen. Vor allem in den Armenvierteln des Landes stecken sich viele Menschen an. Dort lebt die Bevölkerung äußerst dicht beieinander und kämpft mit schlechten hygienischen Bedingungen.

Bild: Jonathan Alpeyrie

Das Gesundheitssystem stößt in weiten Teilen des Landes an seine Grenzen. In fast allen Bundesstaaten melden die Krankenhäuser überlastete Intensivstationen. In Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, mangelte es zwischenzeitlich sogar an Sauerstoff für die Beatmung von Corona-Patienten. Deutschland hat erst kürzlich 80 Atemgeräte nach Manaus geliefert, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Das staatliche Oswaldo-Cruz-Institut in Rio de Janeiro rechnet damit, dass bald auch 4000 bis 5000 Tote täglich nicht ausgeschlossen werden können.

Bild: Jonathan Alpeyrie

Der in Frankreich geborene Fotograf Jonathan Alpeyrie ist eigentlich ein klassischer Kriegsreporter. Seine Foto-Reportagen haben ihn nach Syrien, in die Ukraine, nach Afghanistan und in afrikanische Konfliktherde geführt. Seine Bilder aus Brasilien aus dem Herbst 2020 zeigen das Leid und die Not rund um die Corona-Pandemie. Hier in Manaus wütet die Pandemie ganz besonders hart. Auf dem Friedhof müssen deshalb neue Gräber ausgehobenen werden, um die vielen Toten zu bestatten.

Bild: Jonathan Alpeyrie

In Manaus wurde erstmals im November 2020 die Virusmutation P.1 festgestellt. Forscher fürchten, dass die Mutante doppelt so ansteckend sein könnte wie die ursprüngliche Variante. Das Virus hat es auch bis in die entlegensten Orte geschafft und vor allem die indigene Bevölkerung des Landes heimgesucht. Diese Jugendlichen wohnen in Pfahlhütten, eine Bootsstunde von Manaus entfernt. Die Corona-Krise trifft sie auch wirtschaftlich. Denn die kleinen Nebenjobs in der Bundeshauptstadt entfallen und Touristen kommen auch nicht mehr. 

Bild: Jonathan Alpeyrie

Mittlerweile gehen Forscher davon aus, dass die Virusvariante P.1 in ganz Brasilien vorherrschend sein könnte. Präsident Jair Bolsonaro wird dafür eine Mitschuld gegeben. Denn seine Regierung hat das Virus verharmlost. Nächtliche Ausgangssperren und Beschränkungen für Handel und Gastronomie  - so wie sie in einigen Bundesstaaten gelten – lehnt er ab. Viele Menschen suchen deshalb Halt in ihrem Glauben. In diesem Armenviertel in Rio de Janeiro spendet der Pfarrer einer Frau seinen Segen. 

Bild: Jonathan Alpeyrie
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