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Politik

Brasilien sucht deutschen Diplomaten per Interpol

30. August 2022

Dem Konsularbeamten wird vorgeworfen seinen Ehemann getötet zu haben. Er war ohne Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nun ist er ausgereist.

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Brasilianische Behörden haben den deutschen Diplomaten auf die Fahndungsliste von Interpol gesetztBild: EPA/WALLACE WOON/dpa/picture alliance

Die brasilianische Justiz will einen deutschen Diplomaten, dem Mord an seinem Ehemann vorgeworfen wird, per Interpol suchen lassen. Richter Gustavo Kalil beantragte in Rio de Janeiro, den Deutschen auf die Fahndungsliste der internationalen Polizeiorganisation zu setzen. Der Diplomat war am Sonntag nach Deutschland ausgereist. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, der Mann sei auf Anordnung eines brasilianischen Gerichts ohne Auflagen aus der Untersuchungshaft  entlassen worden.

Der Diplomat war Anfang August in Rio de Janeiro festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, seinen belgischen Ehemann in der gemeinsamen Wohnung im schicken Strandviertel Ipanema getötet zu haben. Eine Richterin ordnete aber in der vergangenen Woche die Freilassung des Diplomaten aus der mehrwöchigen Untersuchungshaft an. Sie urteilte, dass die Staatsanwaltschaft eine Frist für das Einreichen von Anklagedokumenten habe verstreichen lassen. Seinen Pass musste der Diplomat nicht abgeben.

Brasilianische Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage 

Die Staatsanwaltschaft weist zurück, eine Frist verpasst zu haben. Sie beschuldigte den Mann an diesem Montag und damit einen Tag nach seiner Ausreise aus Brasilien formell des Mordes. Laut einem Bericht des  Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" kehrte der Diplomat nach Deutschland zurück. 

In diesem Haus in Rio de Janeiro lebte der deutsche Diplomat mit seinem MannBild: Andre BORGES/AFP

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte in Berlin, die deutsche Botschaft in Brasília und das Generalkonsulat in Rio de Janeiro stünden mit den brasilianischen Behörden "in engem Kontakt". "So haben wir auch erfahren, dass das brasilianische Gericht angeordnet hat, den Betreffenden aus der Untersuchungshaft zu entlassen", fügte der Sprecher hinzu. "Die Entlassung aus der Untersuchungshaft wurde durch das Gericht nicht mit Auflagen verbunden."

Brasilianische Polizei schockiert

Darüber hinausgehende Angaben wollte das Auswärtige Amt aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht machen. "Zu etwaigen Ermittlungen in Deutschland verweisen wir an die zuständigen Justizbehörden", fügte der Sprecher hinzu.

Die brasilianische Polizei zeigte sich schockiert, dass der Diplomat das Land verlassen konnte. Die Ermittler seien "perplex", sagte Kommissarin Camila Lourenço der Zeitung "O Globo". Die Justiz hätte nach der Freilassung des Diplomaten zumindest dessen Pass einbehalten können. "Das hätte seine Flucht erschwert."

Extrem besitzergreifend

Der Ehemann des Diplomaten soll Berichten zufolge zu Tode geprügelt worden sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Rio de Janeiro soll der Deutsche extrem besitzergreifend gewesen sein. Er soll seinen belgischen Partner "finanziell und psychologisch unterjocht" und ihm jegliche Unabhängigkeit und Freundschaften mit anderen verwehrt haben.

Das deutsche Generalkonsulat in Rio de Janeiro - hier arbeitete der TatverdächtigeBild: Luiz Souza/NurPhoto/picture alliance

Der Diplomat selbst gab laut Polizei an, sein Ehemann sei eines Abends plötzlich zusammengebrochen und habe sich dabei tödliche Kopfverletzungen zugezogen. Brasilianische Medien berichteten, der deutsche Diplomat, der im Generalkonsulat in Rio arbeite, habe versucht, vor dem Eintreffen der Polizei Spuren zu beseitigen. Er habe zudem ausgesagt, dass sein Mann viel getrunken und Schlafpillen genommen habe.

nob/uh (dpa, afp)