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Brasilien will keine weißen Elefanten

Mariana Santos/ Christina Weise18. Juni 2013

Was passiert mit den WM-Stadien nach dem Turnier? Städte ohne Erstligavereine sind auf der Suche nach gewinnbringendem Nutzen für ihre millionenschweren Arenen. Vor allem die hohen Wartungskosten bereiten Sorgen.

Außenansicht des Fußballstadions in Brasília
Bild: EVARISTO SA/AFP/Getty Images

Beim Eröffnungsspiel des Confederations Cup 2013 schlug Gastgeber Brasilien Japan mit 3:0. Austragungsort war das neue Nationalstadion von Brasília, das extra für den Konföderationen-Pokal und die Weltmeisterschaft 2014 errichtet wurde. 72.000 Menschen finden darin Platz, damit ist es die zweitgrößte Arena der Fifa-Veranstaltung im kommenden Jahr.

Klar, dass die Veranstalter auf regen Zulauf hoffen. Schließlich hat die aufwändige Konstruktion des Nationalstadions mehr als 360 Millionen Euro gekostet. Das Stadion besitzt ein modernes System, das Regenwasser auffängt, um es zur Rasenbewässerung und Toilettenspülung zu benutzen. Die Ingenieure betonen zudem, dass das Gebäude aufgrund der neusten Photovoltaikmodule auf dem Dach wie ein "Solarkraftwerk" funktioniert.

Modern, aber leer

Wie auch andere brasilianische WM-Stadien kann das Nationalstadion in Sachen Nachhaltigkeit anderen Arenen sicherlich als Vorbild dienen. Andererseits könnte ihm aber genau das fehlen, was seine Existenz überhaupt rechtfertigt: Fans, Zuschauer, Großveranstaltungen. Seit Jahren spielt keine Fußball-Mannschaft des Bundesdistrikts um die Hauptstadt Brasília in der Série A, der höchsten brasilianischen Spielklasse. Das aktuell beste Team ist "Brasiliense" in der dritten Liga. So wird es schwierig, die Ränge des Stadions bis zur WM 2014 zu füllen.

Nicht nur in Brasília bereitet die zukünftige Nutzung des Stadions Kopfzerbrechen. Auch in Manaus, Cuiabá und Natal könnten bald Stadien als "weiße Elefanten" enden – nachdem sie viel Arbeit und Geld gekostet haben und nach dem sportlichen Großereignis kaum mehr Verwendung finden.

Stadien selten ausverkauft

Die Arena da Amazônia in Manaus: Politisch gewollt, aber auch real genutzt?Bild: Chico Batata/Agecom-MA

"In Brasília, Manaus, Cuiabá und Natal mögen die Menschen den Fußball sehr", betont der Sportminister Aldo Rebelo im Interview mit der DW. Doch ein volles Stadion sei heutzutage in ganz Brasilien eine Seltenheit: Selbst die regionalen Meisterschaften der Bundesländer Rio de Janeiro und Rio Grande do Sul hätten Probleme, Zuschauer zu gewinnen, obwohl sie zu den traditionsreichsten Turnieren des Landes zählten, erklärt Rebelo.

"Die US-amerikanische Liga, von der man behaupten könnte, sie zeige keinen Traditionsfußball, zieht mehr als doppelt so viele Fans in die Stadien wie die brasilianische Liga: rund 20.000 Menschen pro Spiel", berichtet der Minister.

Fußball und Shopping

Doch auch die Regierungen der Bundesstaaten, die nicht auf bekannte Teams setzen können, wollen eine profitable Nachnutzung der Arenen garantieren. "Kein Stadion auf der Welt wird ausschließlich durch Fußballfans finanziert", betont Brasílias WM-Bauftragter Claudio Monteiro im DW-Interview. Neben den Fußballspielen sollen auch Konzerte zur wirtschaftlichen Nachnutzung des Nationalstadions nach dem Turnier beitragen. Hinzu kommt ein Einkaufszentrum in den unteren vier Etagen des Bauwerks: "Es wird Geschäfte, Restaurants, Bars, Kinos und Theater geben. Weltweit ist es die erste Konstruktion mit diesem Konzept", versichert Monteiro.

Dunkle Wolken über der Arena Pantanal in Cuiabá. Nach der WM ein Hotel oder gar eine Uni?Bild: YASUYOSHI CHIBA/AFP/Getty Images

Und in Brasília könnte dieses Konzept sogar aufgehen, glaubt Rodrigo Prada, Koordinator der Internetseite "Copa2014.org", die von der Architekten- und Ingenieurgewerkschaft (SINAECO) gegründet wurde, um den Bau der WM-Stätten zu verfolgen. Denn die Bewohner der Hauptstadt verfügen über überdurchschnittlich hohes Pro-Kopf-Einkommen, mit dem sie sich auch teure Ticketpreise für internationale Veranstaltungen leisten können.

Zukunft ungewiss

Schlechter schätzt Prada die Chancen für Natal, Cuiabá und Manaus ein. Schon 2011 warnte eine SINAECO-Studie davor, dass dort die Teams zu unbekannt und die Einwohnerzahlen zu gering seien, um solch große Stadien auszulasten. In Cuiabá etwa wird bereits geprüft, ob die Kabinen der Arena Pantanal als Unterrichtsräume für Hochschulen oder sogar als Hotelzimmer dienen könnten. Das Stadion mit einer Zuschauerkapazität von 43.000, soll im Oktober dieses Jahres übergeben werden.

Für die Arena da Amazônia in Manaus soll eine Studie zeigen, wie der Gebäudekomplex bestmöglich genutzt werden könnte. Dort befinden sich, abgesehen vom Stadion, ein Fitnessstudio, ein Kongresszentrum und das Sambódromo von Manaus, in dem bereits Feste geplant sind. Auch die "Arena das Dunas" in Natal soll nach der WM Platz für Geschäfte bieten, um zumindest die Wartungskosten zu decken.

"Eine Verschwendung öffentlicher Gelder"

Trotz aller Ideen sieht Prada die Zukunft der Stadien pessimistisch: "Sie werden eine Verschwendung öffentlicher Gelder sein". Das Argument, die WM würde auch langfristig Touristen in diese Gegenden bringen lässt er nicht gelten: "Die Welt kennt die Sumpflandschaft des Pantanal und den Regenwald Amazoniens, schließlich sind es die schönsten Flecken Brasiliens. Weiße Elefanten braucht man dafür nicht."

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