1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Breites Bündnis zeigt Solidarität mit Juden

25. April 2018

Mit mehreren Kundgebungen haben sich Politiker, Kirchen und die Zivilgesellschaft gegen Antisemitismus in Deutschland gestellt. Die jüdische Gemeinde verlangt ein deutliches Wort der Muslime.

Deutschland Demonstration gegen Antisemitismus in Berlin | Berlin wears kippa
Bild: Reuters/F. Bensch

Berlin trägt Kippa - Gastronom Yorai Feinberg im Gespräch

07:59

This browser does not support the video element.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnte davor, Antisemitismus kleinzureden. Leider glaube die nicht-jüdische Mehrheit hierzulande, es gäbe kaum noch Judenhass, sagte Schuster auf einer Kundgebung gegen Antisemitismus in Berlin. Die Realität sehe aber anders aus: Jüdische Eltern trichterten ihren Kindern ein, nach dem Gottesdienst die Kippa abzusetzen oder ein Basecap darüber zu ziehen.

Die Teilnehmer der Demo in Berlin waren waren aufgerufen Kippa zu tragenBild: Getty Images/AFP/T. Schwarz

"Sie sagen ihrer Tochter in der U-Bahn, sie soll die Kette mit dem Davidstern unterm Pullover verschwinden lassen. Sie verzichten zum 70. Geburtstag von Israel auf das T-Shirt mit Israel-Flagge", so Schuster. "Es reicht", betonte er. Ein "Weiter-so" dürfe es nicht geben. Zugleich forderte er "100 Prozent Respekt": "Das heißt aber auch 100 Prozent Respekt vor unseren Werten und vor unserem Rechtsstaat."

Unter dem Motto "Berlin trägt Kippa" hatte die Jüdische Gemeinde zu der Kundgebung gegen Antisemitismus aufgerufen. Die Aktion wurde auch vom Zentralrat der Muslime unterstützt. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dankte der Jüdischen Gemeinde für die Kundgebung. Es sei ein starkes Signal und mache klar, "Antisemitismus hat bei uns keinen Platz", die demokratischen Werte seien nicht verhandelbar, so Bürgermeister Müller.

Unter den rund 2000 Teilnehmern waren auch zahlreiche Vertreter der Bundespolitik und Kirchenvertreter sowie der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff. 

Auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir trug in Berlin KippaBild: DW/J. Chase

Die Solidaritätsdemo vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße in Berlin-Charlottenburg ist eine Reaktion auf einen antisemitischen Übergriff aus der vorigen Woche. Dabei waren zwei junge Männer mit Kippas beleidigt worden, ein Opfer wurde mit einem Gürtel geschlagen. Der mutmaßliche Täter, ein Palästinenser aus Syrien, der seit 2015 in Deutschland lebt, sitzt in Untersuchungshaft.

Im Vorfeld der Kundgebung in Berlin hatte Zentralratspräsident Schuster gefordert, dass gerade die muslimischen Verbände in Deutschland unmissverständlich gegen den Antisemitismus in den eigenen Reihen vorgehen. Aber auch jeder Bürger sei gefragt, sich gegen Antisemitismus und Judenhass zu stellen: "am Arbeitsplatz, in der U-Bahn, auf dem Fußballfeld oder im Freundes- und Familienkreis - alle Menschen sollten einschreiten, wenn in Deutschland Juden beleidigt, verhöhnt oder gar angegriffen würden", sagte Schuster in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Bei der Demo in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt trug auch Ministerpräsident Bodo Ramelow KippaBild: picture-alliance/dpa/B. Schackow

Kleinere Demo in Berlin-Neukölln abgebrochen

Derweil kam es am Berliner Herrmannplatz zu einem Zwischenfall. Dort musste eine Kundgebung nach 15 Minuten abgebrochen werden, wie die Organisation Jüdisches Forum (JFDA) auf Twitter berichtet. Den Aufzug hatte laut Polizei eine Privatperson für fünf Teilnehmer angemeldet, drei waren erschienen.

Sie hätten sich durch Passanten bedroht gefühlt. Einer der Störer entriss einem Demonstranten eine Israel-Fahne. Sie wurde weggeworfen und beschädigt. Es werde wegen des Verdachts der Sachbeschädigung ermittelt, sagte ein Polizeisprecher. In der Gegend um den Hermannplatz leben viele arabischstämmige Menschen.

Dagegen verlief die die Solidaritätskundgebung "Thüringen trägt Kippa" am Vormittag in Erfurt friedlich. An der Aktion beteiligten sich rund 150 Menschen, darunter auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Weitere Kundgebung fanden in Magdeburg und Potsdam statt sowie am Kölner Dom.

uh/qu (dpa, afp)

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen