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Bremst Terrorangst die Reiselust?

Nina Bednarz15. März 2004

Überschattet vom Terror findet die weltgrößte Tourismusmesse ITB in Berlin statt. Mehr als 10.000 Aussteller aus 178 Ländern werben für ihre Reiseziele. Die Aussichten sind aber fraglich.

Der Horror der BrancheBild: AP

Beim Rundgang von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) auf der Internationalen Tourismusbörse stand nicht die wirtschaftliche Lage, sondern die Anschläge von Madrid im Vordergrund. Spontan änderte Clement sein Programm und besuchte die spanischen Aussteller. Es sei zu früh um sich über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Terrorakte Gedanken zu machen, sagte Clement der Deutschen Welle. "Zunächst zählen Solidarität und Mitgefühl mit den Opfern - Solidarität mit Spanien, mit den spanischen Bürgerinnen und Bürgern. Ich denke, die wichtigste Auswirkung ist: Dass wir uns allesamt zur Wehr setzen. Dass wir aufstehen, in der zivilisierten Welt. Dass wir aufstehen gegen das, was dort geschieht." Besonnenheit und Klarheit seien nun gefragt - und nicht Hektik, so der Bundeswirtschaftsminister.

Ein Messearbeiter während der Vorbereitungen auf die Internationale Tourismusboerse Berlin (ITB).Bild: AP

Auch die spanischen Aussteller auf der ITB sind natürlich tief betroffen von den verheerenden Anschlägen in ihrer Heimat. Sie haben eine Schweigeminute für alle Anschlags-Opfer von Madrid eingelegt. An vielen Ständen hängen schwarze Trauerbänder. Doch die meisten spanischen Touristikvertreter finden auch: Die Geschäfte müssen weiter gehen.

"Man kann nicht immer Angst haben"

Voller Strand in TaragonaBild: AP

Spanien ist der Deutschen liebstes Urlaubsziel. Wird sich das nach den jüngsten Terrorakten ändern? Nein, glauben die meisten spanischen Aussteller. Einer von ihnen ist Juan Vargas: "Wir sind ein Land, das wegen der ETA an Terrorismus gewöhnt ist. In diesem Moment ist es möglich, dass die Deutschen denken: Es ist ein gefährliches Land. In diesem Moment - aber ich glaube, dass die Menschen vergessen. Man kann nicht immer Angst haben. Und ich bin mir sicher: Spanien ist ein sicheres Land."

Optimismus herrscht nach drei schlechten Jahren auch in der deutschen Reisebranche - trotz weltweiten Terrors. Oder deswegen? Der Bundesverband der deutschen Tourismuswirtschaft erwartet in diesem Jahr jedenfalls ein Umsatzwachstum von bis zu fünf Prozent. Die Gründe: Anzeichen für ein Anziehen der Konjunktur in Deutschland, der starke Euro und massive Preisnachlässe der Reiseveranstalter.

Vereinzelte Absagen

Auch der weltgrößte Reisekonzern TUI sieht keine negativen Folgen für die Reisebranche. Es habe nach den Anschlägen von Madrid nur vereinzelte Absagen gegeben, sagte ein Konzernsprecher in Berlin. Auch die Besucher der Internationalen Tourismusbörse wollen ihre Reisepläne trotz der Terrorakte nicht ändern. "Gedanken habe ich mir schon gemacht. Deswegen würde ich keine Reisepläne zurückziehen. Schließlich können solche Anschläge bei uns auch passieren", meint ein Besucher.

Blick von Alten Rathaus auf das neue Rathaus in Bad Kissingen http://www.badkissingen.de/tourismus/sehenswuerdigkeiten/rathaus.htmlBild: Bad Kissingen

Das Reiseverhalten der Deutschen verändert sich aber trotzdem. Städtetrips mit dem Billigflieger, Kurzurlaube und günstige Ziele in Mittel - und Osteuropa liegen im Trend - und jeder vierte Deutsche verbringt seine Ferien ohnehin in Deutschland. Tendenz steigend. Das liegt aber wohl nicht an Terroranschlägen - sondern daran, dass die Menschen weniger Geld in der Tasche haben.

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