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Wüstensand und Waldbrandgefahr - Klimawandel in Griechenland

Kaki Bali (aus Athen)
29. April 2024

Waldbrände und Flutkatastrophen im vergangenen Jahr. Aber dieses Jahr könnte alles noch schlimmer werden. Die apokalyptischen Bilder des Saharastaubs wecken Ängste.

Die Akropolis in Athen, eingehüllt in Sahara-Staub, im April 2024
Die Akropolis in Athen, eingehüllt in Sahara-Staub, im April 2024Bild: Costas Baltas/Andalou/picture alliance

Dienstag, der 23. April 2024 in Athen. Tagsüber wurde die Luft gelb, dann orange, und beim Sonnenuntergang fing der Himmel regelrecht Feuer. Tausende Tonnen afrikanischen Staubs wurden mit den Südwinden nach Griechenland getragen - und plötzlich verwandelte sich das Land in die Kulisse eines Science-Fiction-Films. So etwas Unheimliches hatten die Menschen in Athen in ihrem Leben noch nicht gesehen. Es war bedrohlich - und gleichzeitig faszinierend. Und auch nicht ganz ungefährlich: Viele Menschen litten unter Atemproblemen und mussten die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufsuchen. 

In den sozialen Medien war die Hölle los, die unheimlichen Fotos aus Athen gingen um die Welt. Dabei ist der Transport von Wüstenstaub in der Atmosphäre nichts Neues. Ungewöhnlich waren die Ausmaße und die Dauer des Phänomens. Auch eine Woche später ist der Staub noch nicht ganz verschwunden. Und Meteorologen warnen, dass sich solche Ereignisse in der Zukunft häufen könnten.

Ein Paar sitzt auf einem Hügel über der Stadt Athen, die vom Wüstenstaub orange-gelb gefärbt istBild: ANGELOS TZORTZINIS/AFP/Getty Images

Christos Zerefos, Chef der Athener Akademie und Beauftragter für den Klimawandel, betont immer wieder, dass solche Naturphänomene sowohl an Häufigkeit als auch an Intensität zunehmen werden. Dennoch versuchte er, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Schon seit der Entstehung des Mittelmeers werde Staub aus der Sahara nach Europa gebracht. Im Frühling seien es die Winde aus Libyen und dem Tschad, die den Staub aus der Wüste herüberwehten. Im Arabischen heißt das Phänomen "Hamsin". Das Wort bedeutet "Fünfzig" und beschreibt die Anzahl der Tage, die ein solcher trockener Wüstenwind wehen kann. Alle paar Jahre entstehen riesige Staubwolken, die es manchmal sogar bis nach England schaffen. 

Das Mittelmeer ist überhitzt 

Das eigentliche Problem aber ist nach Auskunft von Meteorologen nicht der Sahara-Staub - sondern das überhitzte Mittelmeer. Insbesondere im östlichen Teil liegen die Temperaturen an der Meeresoberfläche mehr als zwei Grad Celsius über denen, die in den letzten hundert Jahren gemessen wurden.

Die Klimakrise ist längst da, aber die griechische Öffentlichkeit beschäftigt sich kaum damit. Man erinnert sich nur dann daran, wenn es überall brennt, wie im vergangenen Sommer, oder wenn man extreme Regenfälle erlebt, die eigentlich in den Tropen üblich sind. 

Die meisten Bewohner Griechenlands waren mit dem diesjährigen warmen Winter eher zufrieden, denn so konnten sie Heizkosten sparen. Doch die Trockenheit, die mit den hohen Temperaturen einherging, läutete die Brandsaison viel früher ein als sonst. 

Waldbrände in Griechenland schon im März

Schon Ende März 2024 brannte die Pieria, die Gebirgskette neben dem Berg Olympos in Nordgriechenland. Es dauerte mehr als eine Woche, bis man die Flammen unter Kontrolle hatte. Erstmals in einem März wurden in Griechenland insgesamt Mal zwölf Großbrände registriert. Normalerweise rechnet die Feuerwehr erst Ende Mai mit so einer großen Gefahr. 

Ein Freiwilliger bekämpft im August 2023 einen Waldbrand in der Nähe von AthenBild: Marios Lolos/Xinhua/dpa/picture alliance

Anfang April brach in Mavros Kolymbas bei Lasithi auf Kreta ein Großfeuer aus, wahrscheinlich war es durch Brandstiftung verursacht worden. Mehrere tausend Hektar Wald und landwirtschaftliche Nutzfläche brannten nieder. Erst danach wurden für Kreta und die Inseln der Süd- und Nord-Ägäis Alarmbereitschaft ausgelöst und Beschränkungen verhängt. Sie betreffen Feuer machen im Freien und insbesondere auf dem Land. Wer gegen die Maßnahmen verstößt, muss mit hohen Geldstrafen und Festnahme rechnen.  

Trotz Alarmbereitschaft brach am 22. April der nächste Waldbrand auf der Insel Paros aus. Winde mit einer Stärke von bis zu 8 Beaufort erschwerten den Feuerwehrleuten die Löscharbeiten. Die Situation in der ganzen Ägäis bleibt also kritisch. Starke Winde, hohe Temperaturen und zu wenig Niederschlag erschweren die Bekämpfung von Bränden.

Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis (l.) besucht den kanadischen Premier Justin TrudeauBild: DAVE CHAN/AFP

Im März besuchte Premierminister Kyriakos Mitsotakis zwar Kanada und bestellte sieben neue Canadair DHC-515-Feuerlöschflugzeuge. Es wird aber dauern, bis sie fertig gebaut und einsatzbereit sind. Dazu kommt, dass die griechischen Behörden von den eigenen Fehlern und Versäumnissen der Vergangenheit nicht viel gelernt haben. So wird zwar viel Geld für das Löschen von Waldbränden ausgegeben, nur wenig wird jedoch in die Vorbeugung gesteckt.

Der beschämende Rekord Griechenlands von 2023 

Angesichts der hohen Temperaturen, der mangelnden Vorbereitung und der fehlerhaften Prävention besteht die begründete Befürchtung, dass Griechenland in diesem Jahr den beschämenden Brand-Rekord von 2023 übertreffen wird. Zur Erinnerung: Von Neujahr bis Ende August 2023 fielen den Flammen insgesamt 1.726.260 Hektar Wald und Felder zum Opfer. Das waren 41,9 Prozent der gesamten verbrannten Fläche in den EU-Staaten. Damit stand Griechenland sowohl in Europa als auch unter den 20 Mittelmeerstaaten an der Spitze. Der Evros-Brand, der rund 938.000 Hektar vernichtete, war der größte Brand, der seit dem Jahr 2000 auf europäischem Boden registriert wurde. 

Ein Canadair-Löschflugzeug im Einsatz über dem Dadia-Nationalpark im Norden Griechenlands im August 2023Bild: Sakis Mitrolidis/AFP

Extreme Wetterereignisse werden zur Normalität. 2023 folgen auf die Brände Überschwemmungen, in denen Thessalien fast unterging. Die Wunden des extremen Hochwassers in dieser landwirtschaftlich geprägten Region sind immer noch zu sehen, mehrere Dörfer sind immer noch unbewohnbar, riesige Agrarflächen können noch immer nicht wieder bewirtschaftet werden.

Heiß, heiß, heiß 

Das Jahr 2023 war das wärmste und trockenste Jahr in Griechenland seit 1991. Die Meerwassertemperaturen gehörten zu den höchsten, selbst an den normalerweise kühlen Stränden der Insel Lesbos oder im Ionischen Meer erhitzte sich das Meerwasser. In der südöstlichen Ägäis überstieg die Meerestemperatur im vergangenen Sommer 28 Grad.

Laut Wissenschaftlern erlebten die Bewohner Griechenlands im Juli 2023 die längste jemals aufgezeichnete Hitzewelle. In über 150 Regionen des Landes stiegen die Höchsttemperaturen auf über 40 Grad. Die höchste Temperatur wurde in Gythio auf dem Peloponnes gemessen: 46,4 Grad. Insgesamt waren die Temperaturen im Sommer 2023 unerträglich - insbesondere für die Menschen in den Städten. Für den bevorstehenden Sommer lässt dies nichts Gutes ahnen. Viele Griechen haben Angst, dass es noch heißer und trockener wird. 

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