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Brennendes Australien im Ausnahmezustand

19. Dezember 2019

"Normal" sind die Zustände im südöstlichen Australien schon seit Wochen nicht. Jetzt haben die Behörden einmal mehr den Ausnahmezustand erklärt. Gluthitze und Stürme sind eine fatale Mischung für ein Land in Flammen.

Australien Hitzewelle Feuerwehr
Bild: Getty Images/AFP/S. Khan

Die Hitze auf dem roten Kontinent sprengt alle Rekorde: Knapp 41 Grad Celsius - und das im Landesdurchschnitt! Das liegt deutlich über den 40,3 Grad vom Januar 2013, dem bisherigen Höchstwert, und ist noch längst nicht das Ende des Möglichen.

"Diese Hitze wird sich nur noch weiter verstärken", kündigte die Meteorologin Diana Eadie an. Für Teile des von Buschfeuern gebeutelten Bundesstaates New South Wales werden Temperaturen von um die 45 Grad vorhergesagt. In Australiens größter Stadt Sydney, der Hauptstadt von New South Wales, soll es im Laufe der Woche sogar noch heißer werden.

Künstler haben aus verbrannten Fundstücken einen ganz besonderen Weihnachtsbaum geschaffenBild: AFP/P. Parks

Die Hitze ist längst nicht das einzige Problem

Und als wäre das alles noch nicht genug, fegen heftige Stürme über die australische Ostküste. Der Wind soll Geschwindigkeiten von 100 Kilometern in der Stunde erreichen, dann kann er die glimmende Asche bis zu 30 Kilometer weit ins Land tragen. Die unausweichliche Folge sind neue und neu angefachte Brände überall. Nördlich von Sydney wütet weiter ein besonders großes Feuer, seine Rauchschwaden hüllen die Millionenmetropole ein. Wegen der giftigen Dämpfe sprechen Mediziner längst von einem "öffentlichen Gesundheitsnotfall".

Was die Flammenfront übrig ließ ...Bild: AFP/S. Khan

Nun hat die Regierung von New South Wales einen weiteren siebentägigen Ausnahmezustand für den bevölkerungsreichsten Bundesstaat und die Metropole Sydney erklärt. Die Entscheidung sei ihr nicht leicht gefallen, sagte Ministerpräsidentin Gladys Berejiklian. Der Notfall bedeute, dass unbedingt den Anweisungen der Behörden Folge geleistet werden müsse und Staatsangehörige möglicherweise an Weihnachten arbeiten müssten.  

Den Feuerwehrleuten, die derzeit gegen rund 100 Brände kämpfen, geben die Notverordnungen umfangreiche Befugnisse, um alle staatlichen Ressourcen und Räumlichkeiten zu nutzen, Evakuierungen zu koordinieren, sowie alle Versorgungsleitungen notfalls abschalten zu können. Ein Sprecher der Feuerwehr von New South Wales rief die Bevölkerung dazu auf, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. "Es gibt einfach nicht genug Löschfahrzeuge für jedes Haus. Wenn Sie Hilfe rufen, kommt vielleicht keine", heißt es in einer Erklärung. "Erwarten Sie auch keine Warnung, erwarten Sie kein Klopfen an der Tür, erwarten Sie kein Feuerwehrauto."

Und Kohlefan Morrison macht Urlaub

Auch im Bundesstaat Queensland wird die Lage zusehend schwieriger. In der Region Noosa mussten Dutzende Häuser evakuiert werden, nachdem ein Brand außer Kontrolle geraten war. Die Feuerwehr kämpft mit Löschflugzeugen gegen die Flammen.

Seit Oktober haben Buschbrände in Australien rund 2,7 Millionen Hektar Land vernichtet. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, mehr als 1000 Häuser sind zerstört. Schon etwa zwei bis drei Jahre lang leidet das Land unter starker Dürre. Wissenschaftler führen dies auf den Klimawandel zurück. Die konservative australische Regierung sieht sich daher verstärkt mit dem Vorwurf der Tatenlosigkeit im Kampf gegen die Erderwärmung ausgesetzt.

Zehntausende Australier hatten vor einer Woche ihre Regierung zum Handeln aufgefordertBild: picture-alliance/dpa/AAP/D. Himbrechts

Premierminister Scott Morrison ist ein großer Unterstützer der australischen Kohleindustrie. Vergangene Woche hatte der konservative Politiker zwar eingeräumt, dass der Klimawandel einer der Faktoren für die Brände sei. Aber zugleich verteidigte er die Klimaschutzmaßnahmen seiner Regierung als ausreichend. Derzeit macht der Regierungschef Urlaub auf Hawaii.

rb/ust (afp, dpa)