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Politik

Brexit: Das Bye-Bye der Pfleger

9. März 2017

Seit Jahren kämpft das britische Gesundheitssystem mit einem Mangel an Pflegekräften. Der Brexit könnte das Problem verschärfen. Cristina Burack berichtet aus London.

England NHS Notaufnahme
Bild: picture alliance/empics/PA Wire/P. Byrne

Um sechs Uhr abends, wenn die meisten Menschen auf dem Weg nach Hause sind, verlässt die 27-jährige María Jesus das Haus. Vor ihr stehen zwölfeinhalb Stunden Schicht als Krankenschwester auf einer Intensivstation im Zentrum Londons. Bis acht Uhr früh wird sie auf den Beinen sein und lebensnotwendige Hilfe leisten für Patienten des NHS, des Nationalen Gesundheitsdienstes.

"Ich liebe meinen Job", sagt María Jesus. "Aber der Druck, unter dem wir manchmal stehen, ist unmenschlich." María Jesus ist Spanierin und gehört damit zu den fünf Prozent der Pflegekräfte in Großbritannien, die ihre Ausbildung in einem anderen EU-Land gemacht haben. Etwa 33.000 aller Krankenpfleger im Vereinigten Königreich gehören laut Statistik des "Pflege- und Geburtshilferats" NMC zu dieser Gruppe - eine nicht unerhebliche Anzahl angesichts von 23.000 unbesetzten Krankenpflegestellen und einer Ruhestands-Welle, die auf den Gesundheitssektor zurollt.

Hat bisher gern in London gearbeitet: María JesusBild: DW/C. Burack

Durch den drohenden Brexit könnte sich der Fachkräftemängel weiter verschärfen. Denn auch für María Jesus und andere EU-Ausländerinnen dürfte das Arbeiten auf der Insel in Zukunft schwieriger werden. Schon jetzt gehen die Bewerberzahlen aus der EU zurück – eventuell aus Angst vor dem Brexit.

"Dass man als Krankenpfleger reisen und an anderen Orten arbeiten kann, ist einer der Gründe, warum viele den Job machen", sagt Dame Donna Kinnair vom Royal College of Nursing. "Der Brexit wird das nicht gerade befördern, aber das muss nicht bedeuten, dass sich niemand aus Europa mehr bei uns in Großbritannien bewirbt, wenn er ein anderes Land kennen lernen möchte."

Ohne Garantie

Krankenschwester María Jesus sorgt sich seit dem Brexit-Referendum vor allem um die Frage, ob EU-Ausländer ihr Aufenthaltsrecht im Vereinigten Königreich verlieren werden. "Man weiß nicht, was die Politik hier macht, wenn Artikel 50 über den Austritt aus der EU in Kraft tritt. Daran denken alle europäischen Ärzte und Krankenschwestern: Werde ich weiter hier arbeiten können?"

Das Institute for Public Policy Research (IPPR), ein Think-Tank, der politisch eher der Labour-Partei nahe steht, hat die britische Regierung deshalb aufgerufen, allen EU-Ausländern, die im staatlichen Gesundheitswesen arbeiten, die Staatsbürgerschaft anzubieten. So soll der Fachkräftemangel gelindert werden.

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Auf Anfrage der DW sagt ein Sprecher des zuständigen Brexit-Ministeriums dazu: "EU-Arbeiter leisten einen wichtigen Beitrag im NHS und im Sozialwesen und werden das weiterhin tun. Der Regierung ist es wichtig, so schnell wie möglich eine einvernehmliche Lösung zu finden."

Pflegeberufe dürften in jedem Fall auch in Zukunft auf der Liste der Tätigkeiten stehen, für die es im Vereinigten Königreich zu wenig Fachkräfte gibt. Das hilft bei Visaanträgen, die mit Hilfe eines Punktesystems bewertet werden.

Wenn dieses System auch für EU-Bürger gilt, dann wäre für María Jesus allerdings das Ende ihrer Zeit in London angebrochen. "Wenn ich zusätzlich zu all dem Druck, den wir haben, nicht einmal mehr die Möglichkeit hätte, irgendwann den Beruf zu wechseln, dann ist es das nicht mehr wert." Vor dem Brexit hatte sie sich noch vorstellen können, den Rest ihres Lebens in Großbritannien zu verbringen. "Aber jetzt bestimmt nicht mehr."

 

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