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Literatur

Brexit-Ungewissheit beschäftigt Verlage

Elizabeth Grenier vg, suc
19. Oktober 2019

Eine ihrer größten Herausforderungen sieht die schottische Verlagsbranche im Brexit und seinen Folgen. Über die Risiken für ihr Geschäft und eine prominente Unterstützerin sprachen zwei Verlegerinnen im DW-Interview.

Bücher aus Schottland bei der Frankfurt Buchmesse.
Bild: DW/E. Grenier

DW: Wie reagieren schottische Verlage auf die Entwicklungen rund um den Brexit? 

Vikki Reilly: Das eigentliche Problem ist, dass wir immer noch nichts Genaues wissen. Auf der einen Seite stellt man sich die ganze Zeit darauf ein, auf der anderen Seite kann man nichts Konkretes planen, weil man einfach nichts Konkretes weiß. So müssen wir uns als Verleger ständig damit auseinandersetzen, dass das britische Pfund schwankt. Wenn man zu Buchmessen wie dieser hier fährt, dann wird das für uns teurer. Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns, alles richtig zu organisieren, weil wir einfach nicht wissen, was kommt.

Lucy Feather: Nur ein Beispiel: Es könnte sein, dass man demnächst für jede einzelne Person am Messestand ein Visum braucht, wenn man nach Europa kommt.

Reilly: Ach, wir wissen es einfach nicht, denn wir kennen keine Details, was denn jetzt genau passieren wird und wie die Zusammenarbeit mit Europa weiterlaufen soll. Das ist wirklich frustrierend. In Schottland – und ich bin mir sicher, anderen britischen Verlagen geht es da nicht anders – haben wir enge Beziehungen zum internationalen Buchmarkt. Und das ist gut so, denn glücklicherweise haben wir diese trotz aller politischen Entwicklungen aufgebaut und gepflegt. Wir wollen unsere Bücher auf der ganzen Welt bekanntmachen, denn schottische Bücher sind einfach zu gut, um sie nur für uns selbst zu behalten.

Wie zerrissen ist Schottland in der Brexit-Frage? 

Reilly: Die Polarisierung, die das Thema Brexit erzeugt, ist geringer als die, die das Thema Unabhängigkeit in Schottland verursacht! Fast jede schottische Region stimmte dafür, in der EU zu bleiben – ich glaube, es waren 62 Prozent, die für den Verbleib stimmten. Unsere Regierung ist sehr bemüht, dies deutlich zu machen. Sie sagt unseren EU-Kollegen, dass wir weiterhin offen sind für Geschäfte, dass wir weiterhin Handel mit ihnen treiben wollen und dass wir die Beziehungen weiterhin pflegen wollen.

Feather: Nicola Sturgeon veranstaltete kürzlich eine Podiumsdiskussion mit Verlegern und fragte sie nach den Herausforderungen im schottischen Verlagsbusiness. Eine der größten, so kam heraus, sei der Brexit und was auf ihn folgen würde. Das zeigt, dass die Ministerpräsidentin Schottlands definitiv an der Kulturindustrie Interesse hat und die Verlage, so gut sie kann, unterstützen möchte.

Reilly: Ja, sie ist ein großer Unterstützer der schottischen Buchbranche. Es ist großartig, dass wir jemanden von diesem Kaliber und Profil auf unserer Seite haben.

Was könnte sich für schottische Verleger noch verändern?

Reilly: Möglicherweise können Export-Beziehungen und die Produktion Schaden nehmen – wir hoffen aber, das passiert nicht. Wir haben Verlage, die mit anderen europäischen Verlagen zu tun haben, also müssen wir das beobachten – aber wir müssen das auch weltweit beobachten, wenn man beispielsweise an die kürzlich von Trump erhobenen Zölle für Bücher denkt... Das erfordert ständige Wachsamkeit! Aber wissen Sie, man darf dadurch nicht verzagen, man muss sich an die Veränderungen der Welt anpassen.

In dieser Hinsicht klingen Sie nicht besonders ängstlich – oder haben Sie inzwischen einfach resigniert? 

Reilly: Ja, ich denke, wir sind an dem Punkt, an dem wir mehr resigniert haben. Weil diese Unsicherheit schon so lange existiert – und tatsächlich noch weiter existiert. Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass es nicht passiert. Die Dinge verändern sich täglich. Es ist ermüdend, mit allem auf dem Laufenden bleiben zu wollen. So lange man immerhin auf gleicher Höhe mit den tatsächlichen Geschehnissen bleibt... Und hoffentlich gibt es bald schon eine klarere Vorstellung davon, wie sich die Zukunft ausgestalten wird. Am Ende ist es nur traurig für uns, weil zur Kultur gehört, die Hand auszustrecken und offen zu sein. Barrieren zu schaffen, ist darum einfach nur schade – und Zeitverschwendung.

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